Gesehen: „James Bond 007 – Skyfall“

Wir waren bei der Berlin Premiere am 30.10.2012 dabei.

2012 setzte man in Sachen Action-Film neue Maßstäbe. „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ trumpfte mit technologischen Innovationen sowie dem Erklimmen des höchsten Gebäudes der Welt auf, „Marvel’s The Avengers“ brachte mal eben einige der begehrtesten Superhelden samt Helicarrier in einem Streifen zusammen und „The Dark Knight Rises“ wusste es die Weltwirtschaftskrise, Nachhaltigkeitsgedanken plus technische Spielereien verwirrend gut unter einen Hut zu zwängen. Nach vier Jahren Funkstille betritt nun auch wieder Agent James Bond 007 die Bildfläche. Kann der etwas eingestaubte Name mit dem frischen Wind des Jahres mithalten und vielleicht sogar zu seinem 50. Jubiläum die Messlatte noch höher ansetzen?
Ratte frisst Ratte. James Bond (Daniel Craig, „Verblendung“) steht einem in Gefährlichkeit und Geist noch nie gekannten Gegner gegenüber: Blondschopf Silva (Javier Bardem, „No Country for Old Men“). Dem liegt nichts an der Weltherrschaft, aber viel an umfassender Vergeltung. Er schafft es, den MI6 mit der Offenlegung geheimer Daten bloß zu stellen, was aber lediglich der Beginn einer Verkettung unerfreulicher Ereignisse ist. Wird es Bond mithilfe des neuen Quartiermeisters und Technikgenies Q (Ben Whishaw, „I’m Not There“) und der taffen Kollegin Eve (Naomie Harris, „Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2“) erneut schaffen, das Spiel für sich zu gewinnen oder überlebt, wie es Silva zu formulieren pflegt, am Ende nur eine Ratte?

Geschmackvoll.

James Bond 007 – Skyfall“ weiß auch im Jahr 2012 mit Stil zu überzeugen. Ob nun Martiny gerührt oder geschüttelt – das ist nicht die Frage, welche interessiert. Auch nicht die abgeschmackten Schäkereien mit den Bond-Girls Eve und Sévérine (Bérénice Marlohe). Sondern vielmehr wird das Spannungsverhältnis zwischen M (Judi Dench, „Tagebuch eines Skandals“) und Bond unter die Lupe genommen, welches im Besonderen durch Mallory (Ralph Fiennes, „Brügge sehen… und sterben?“), dem neuen Vorsitzenden des Komitees für Spionage- und Sicherheitsangelegenheiten, unter Druck gesetzt wird. Das erfolgreichste Franchise aller Zeiten nimmt in seinem 23. Abenteuer durch einige wenige, aber gekonnt gestreute Explosionen Fahrt auf, zeigt ein Katz-und-Maus-Spiel im Nebel des pittoresken Schottlands und dringt tiefer denn je in die Vergangenheit von Bond ein. Man besinnt sich auf die Anfänge, auf das Altbewährte und mixt das Ganze mit einen gut sitzenden und von Tom Ford entworfenen Anzug. Somit muss auch bemerkt werden, dass die Regiearbeit von Sam Mendes („American Beauty“) für sich genommen ein echtes Highlight mit Sahnehäubchen im Bond-Kosmos ist, jedoch betrachtet man den Film im Zusammenhang mit anderen Werken des Genres, müssen Abstriche gemacht werden. Trotz der exotischen Drehorte wie China und Türkei sind die Verbindungen in der Bond-Welt klein gehalten und nicht global gedacht. Die Technik wie auch eine jede weitere Figur (selbst Javier Bardem nach seiner charismatischen Anfangssequenz) rückt bei solch einem starken Hauptdarsteller in den Hintergrund. Die Laufzeit über mehr als zwei Stunden benötigt man nicht für endlose Cuts und gewalttätige Action-Szenen. Es wird Ruhe zelebriert und eine ästhetische Atmosphäre heraufbeschworen, wo es selbst in den Kampfszenen kaum stillose Todesopfer gibt. Also ein Film der alten Schule.

50. Jahre James Bond und nach „Casino Royale“  sowie „Ein Quantum Trost“ der dritte Auftritt von Daniel Craig.

Es könnte nicht besser laufen für den 44-jährigen Engländer. Da muss sich wohl auch noch ein möglicher Nachfolger wie Idris Elba („Thor“) ein wenig mit der Wartebank begnügen. Denn Craig hat in dem ernsthaften wie idealistischen Spion seine Paraderolle angezogen und sie steht ihm vorzüglich.

Fotos von der Berlinpremiere am 30.10.2012 und gesehen von: Hella Wittenberg