Interview mit Ladi6

Ladi6 und ihr Produzent und Lebensgefährte Parks sind gut gelaunt. Obwohl sie gerade erst eine Weltreise im wahrsten Sinne des Wortes hinter sich haben, freuen sie sich sichtlich, in ihrer ehemaligen Wahlheimat Berlin zu sein. Es gibt Saft, Obst und Kekse und im Laufe des Gesprächs rettet Ladi mich mit vollem Körpereinsatz vor einer aufdringlichen Wespe. Beste Voraussetzungen für ein spannendes Gespräch über die Arbeit am neuen Album „Automatic“.

Ihr seid geradewegs aus Neuseeland zu uns gekommen.

Ladi: Ja! Wir sind über Auckland, Hong Kong, Frankfurt hierher nach Berlin gekommen. Das hat insgesamt gute 27 Stunden gedauert. Wir haben gerade eine Promotour in Neuseeland beendet und gleich am nächsten Tag saßen wir im Flieger.

Habt Ihr einen guten Tipp gegen Jetlag? Ihr seht gar nicht müde aus.

Ladi: Nein, aber wir könnten jeden Moment umfallen und einschlafen (lacht). Weck uns einfach auf, wenn es passiert. Bei mir ist es so, ich schlafe einfach immer wenn ich müde bin. Selbst wenn es um zehn Uhr morgens ist. Wenn ich müde bin, muss ich schlafen. Parks glaubt daran, dass es besser ist, immer bis zum Abend wach zu bleiben, egal in welchem Land wir sind. Erst dann geht er schlafen. Ich glaube nicht, dass das funktioniert (lacht).

Wie ist es, wieder zurück nach Berlin zu kommen? Ihr habt hier ja bereits gelebt.

Ladi: Wir haben hier zwei mal sechs Monate am Stück gelebt. Seit wir das letzte mal hier waren sind etwas mehr als 1 1/2 Jahre vergangen. Es fühlt sich sehr gut an, sehr nostalgisch. Man erinnert sich an vieles und an vieles auch wieder nicht und lernt die Stadt jedes Mal neu kennen. Ich liebe es, in Berlin Rad zu fahren. In Neuseeland macht man das nicht wirklich. Es ist zu gefährlich, die Autofahrer in Neuseeland sind es nicht gewohnt, Fahrräder auf der Straße zu haben und achten nicht darauf. Man ist wirklich buchstäblich in Gefahr.

Und ihr habt euer drittes Album im Gepäck. Als erstes muss ich sagen, dass ihr für die ersten beiden Singles, „Ikarus“ und „Shine On“, zwei wirklich tolle Videos gedreht habt.

Ladi: Oh, danke! Besonders auf das Video zu „Shine On“ sind wir sehr stolz. Was Robert Wallace da gezaubert hat ist etwas ganz Besonderes. Er hat auch das Artwork zu „Automatic“ gemacht. Er ist ein toller Künstler!

Es ist wirklich großartig geworden. Aber auch das Video zu „Ikarus“ mag ich sehr. Es ist toll zuzusehen, wie Du zwischen diesen verschiedenen Charakteren umher wanderst. Du wirkst so entspannt und gleichzeitig so stark.

Ladi: Oh wow, danke! Ich bin tatsächlich sehr stark (lacht).

Bist du?

Ladi: (lacht noch mehr) Nein, ich bin ein entsetzlicher Schwächling! Die Idee zu dem Video war, verschiedene Menschen aus unserem Umfeld zu portraitieren. Nicht nur zwingend solche, die wir gut kennen. Der Regisseur wusste, dass Leute außerhalb Neuseelands es sehen werden, weil wir auch dort ein Publikum haben, und er wollte besondere Menschen zeigen. Es sind auch einige Leute aus unserer Familie in dem Video, es ist also aus mehreren Gründen etwas Besonderes. Es freut mich, dass es Dir gefällt! Es ist verdammt schwer, Leute zu finden, die gute Musikvideos für einen machen. Es muss einfach passen, sowohl die Bilder zur Musik als auch die menschliche Zusammenarbeit. Uns zumindest fällt es immer schwer, so jemanden zu finden. Oder?

Parks: Ja. wir haben bis jetzt zwei Künstler gefunden, die genauso leidenschaftlich mit ihren Bildern sind wie wir mit unserer Musik. So dass man ihnen die Freiheit geben kann, es so zu machen wie sie es sehen und es passt am Ende trotzdem.

Ladi: Askew One, der das Video zu „Ikarus“ gemacht hat, ist einer der bekanntesten Graffiti Künstler in Neuseeland. Und der Song ist benannt nach einem Freund von uns, der unter dem Namen Ikarus als Graffiti Künstler tätig ist. Die Kinder in dem Video sind zum Teil meine Neffen und Nichten. Diese ganzen verschiedenen Verbindungen macht es so besonders, zumindest für uns. Mit dem Album ist es genau das Gleiche. Waajeed, der das Album zusammen mit Parks produziert hat ist jetzt wie ein Teil unserer Familie. Dafür lohnt sich das alles.

Wie war es überhaupt, mit Waajeed zu arbeiten? Ich finde es interessant, wie es für Euch ist, jemanden von außen mit rein zu bringen. Ihr seid als Team doch bestimmt sehr eingespielt, wo ihr schon so lange zusammen arbeitet und Euch privat auch nah seid.

Ladi: Wir hatten einen wahnsinnigen Respekt vor ihm, weil wir schon lange große Fans sind. Er hätte schon etwas sehr doofes machen müssen, damit wir nicht huldvoll vor ihm nieder knien! (Lacht)

Parks: Was er zu diesem Album beigetragen hat, der Sound, den er kreiert hat, ist einfach Wahnsinn. Aber es stimmt schon, Ladi und ich haben schon etwas Besonderes miteinander. Wir haben aber auch schon mit anderen Leuten zusammen gearbeitet.

Ladi: Aber es war schon das erste Mal, dass wir auf diese Weise gearbeitet haben, Du mit jemand anderem als gleichberechtigte Producer.

Parks: Ja, das stimmt.

Ladi: Als wir angefangen haben Musik zu machen, wussten wir gar nicht wie man das macht, ein Album zu produzieren. Alle, die uns damals geholfen haben, waren also so etwas wie Mentoren, von denen wir gelernt haben. Diesmal haben wir alle auf der gleichen Ebene miteinander gearbeitet. Es ist unglaublich, wenn man mit jemandem arbeitet, den man so bewundert und am Ende wird man zu einer Familie. Dieses Album ist aus so vielen Gründen etwas Besonderes. Waajeed zu treffen, mit ihm zu arbeiten und am Ende enge Freunde zu werden, das war ganz gewiss ein Highlight.

Tempo und Sound des Albums wirken sehr entspannt, finde ich.

Ladi: Absolut. Vor allem im Vergleich zu „The Liberation Of…“. Das war ein ziemliches Statement als Album.

Parks: Es ist wichtig zu wissen, dass „The Liberation Of…“ ein ziemliches Experiment war. Wir waren hier in Deutschland und wollten unbedingt ein Album fertig kriegen, bevor wir zurück nach Neuseeland gehen. Es war fast so, dass wir gedacht haben egal wie, lass es uns einfach fertig machen und Zuhause an die Feinarbeit gehen. „Automatic“ dagegen ist ein viel durchdachteres, ausgefeilteres Album.

War die Arbeit an „Automatic“ denn auch insgesamt so entspannt wie sich das Ergebnis anhört oder gab es auch Dinge, mit denen ihr gekämpft habt? Gleichzeitig haben die Songs ja auch eine ganz schöne Power.

Ladi: Wir hatten ziemlich exakte Vorstellungen wie es klingen sollte. Das hat uns schon ganz schön unter Druck gesetzt. Das Wichtigste für uns war, dass es einfach super interessant wird. Ich wollte, dass sowohl die Melodien als auch die Umsetzung so spannend wie möglich wird. Das war die Herausforderung, der Druck, den wir uns gemacht haben.

Parks: Unser Anspruch war schlichtweg, das beste Album zu machen, das wir je gemacht haben. Etwas, das wir uns selber gerne anhören würden.

Ladi: Da hin zu kommen war schwierig, aber als wir einmal da waren, hatten wir auch das Gefühl, dass wir endlos hätten weiter machen können! Hätten wir noch sechs Monaten gehabt, hätten wir drei Alben am Stück produziert. Es war fast eine Enttäuschung, sich auf plus minus zehn Songs zu beschränken.

Gab es denn am Ende Stücke, die es nicht auf das Album geschafft haben?

Parks: Ja, ein paar, die stilistisch nicht so ganz rein gepasst haben.

Ladi: Aber auch die werden irgendwann das Licht der Öffentlichkeit erblicken, vielleicht zusammen mit den Singles oder auch mal ein Free Track. Du siehst, es wird noch viel Neues von Ladi6 am Horizont geben in den nächsten Monaten! (Lacht) Aber es war wirklich ein befreiendes Gefühl! Das Gefühl, dass man immer so weiter machen könnte. Man hat auch plötzlich keine Angst mehr vor dem nächsten Album, als wäre ein Knoten geplatzt.

Das ist genau das Gefühl das ich hatte, als ich „Automatic“ gehört habe. „The Liberation Of…“ klingt, als hättet ihr Euch damals mittendrin befunden in diesem Prozess der Befreiung. Und jetzt bei „Automatic“ fühlt es sich an, als hätte sie inzwischen stattgefunden – die ultimative Befreiung. Als hättet Ihr vieles hinter Euch gelassen und könntet jetzt einfach ganz entspannt Musik machen.

Ladi: Danke, dass Du das sagst! Genau so fühle ich mich. Wir haben so sehr gehofft, dass man das so empfinden würde, denn genau so ist es uns dabei gegangen. Wenn es uns wirklich gelungen sein sollte das auszudrücken… das macht uns sehr glücklich.

Ladi6 ist im September auf Deutschlandtour. Hier könnt Ihr Tickets gewinnen.

Interview: Gabi Rudolph