In den letzten Jahren scheint es, dass Australien und Schweden die kreative Quelle des einschlägigen Indie-Electro-Pop geworden sind und relativ problemlos internationale Kreise ziehen. Die australisch/schwedische Band KATE BOY ist eine der spannendsten Newcomer der letzten Jahre und noch bevor sie ihr erstes Album veröffentlichen, betouren sie mit ihrer ersten EP “Northern Lights“ unermüdlich die halbe Welt, erzielten mit der gleichnamigen Single sogleich 150.000 Klicks auf YouTube und der Song wurde zudem von Pitchfork zum „Best New Track“ gewählt. Grund genug, um mit diesen Ausnahmetalenten ein Interview zu führen.
Viele behaupten, dass leichte Anklänge von der Erfolgsband The Knife in euren Songs nicht zu verkennen sind. Habt ihr einen besonderen Bezug zu der Band oder ist das purer Zufall?
Wir nehmen diesen Vergleich gerne als großes Kompliment an. Wir lieben The Knife und es war uns sogar möglich sie letztes Jahr in Finnland beim FLOW Festival zu treffen. Ihre Shows sind einfach großartig aber KATE BOY wurde nicht davon beeinflusst. Es gab keine spezielle Band, die wir im Hinterkopf hatten, sondern wir bezogen uns auf unsere eigene Musik, die wir schon Jahre zuvor gemacht haben.
Habt ihr trotzdem gemeinsame musikalische Vorbilder, die euch über die Jahre inspiriert haben?
Wir haben alle einen unterschiedlichen musikalischen Backround, aber unsere Musik wurde von mehr oder weniger denselben Pionieren der Musikgeschichte stark inspiriert wie z.B. Kraftwerk, Peter Gabriel und Kate Bush. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, sprachen wir zuerst über all diese Künstler und fanden schnell unsere Gemeinsamkeiten.
Kate kommt aus Australien, der Rest der Band aus Schweden – wie habt ihr euch kennengelernt?
Kate war für einige Tage in Stockholm und ein gemeinsamer Freund hatte vorgeschlagen, dass wir uns mal treffen sollten. Da wir alle bereits als Songwriter und Produzenten für andere Künstler gearbeitet haben, wussten wir sofort, dass uns etwas ganz Besonderes verbindet. Wir hatten am Anfang gar nicht darüber gesprochen eine Band zu gründen, das war tatsächlich erste Monate später ein Thema, sondern machten einfach nur Musik zusammen ohne einen konkreten Plan in der Tasche zu haben. Wir liebten es einfach zusammen zu arbeiten und wussten, dass wir uns gegenseitig inspirieren ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Und da wir damit nicht aufhören wollten, zog Kate kurz darauf einfach nach Stockholm.
Was habt ihr vor KATE BOY gemacht?
Wir haben alle als Songwriter und Produzenten gearbeitet. Irgendwie kommt es uns so vor, als hätten wir ohne es zu wissen auf diesen Punkt hingearbeitet. Wir würden dieses spezielle Chemie zwischen uns nicht zu schätzen wissen ohne unsere vorherige Erfahrungen mit anderen Künstlern.
Wie seid ihr auf den Namen KATE BOY gekommen?
Als es darum ging, einen Namen für die Band zu finden haben wir recht schnell realisiert, dass wir uns als eine Einheit sehen. Wir mögen es, dass KATE BOY als ein Charakter, ein Mix der Geschlechter und unserer Gedanken wahrgenommen werden kann und genau diese Dinge sind wichtiger für uns, als uns selbst nur als Band zu präsentieren. Wir fühlen uns nicht als typische Band in der Art und Weise wie wir denken und handeln, wir denken eher daran, was KATE BOY tun würde.
Ihr habt für euch entschieden eure Musik selber zu schreiben und zu produzieren. Gibt euch das mehr kreative Freiheit oder führt es doch zu einigen Schwierigkeiten?
Eigentlich beides. Es ist großartig von Anfang bis Ende dabei zu sein, alles zu erfahren…aber es ist natürlich auch sehr schwierig, die Kontrolle komplett alleine zu haben. Es kann einen sogar überwältigen, wenn man nicht hundertprozentig fokussiert ist. Deswegen spielen wir auch gerne mit Grenzen. Manchmal erreichst du dein volles Potential, wenn du nicht jede kleine Möglichkeit vor Augen hast. Es ist ein Weg seine persönliche Freiheit zu halten obwohl es Grenzen gibt… es ist schwierig aber macht Spaß.
Hat jeder von euch eine bestimmte Aufgabe wenn ihr neue Songs schreibt und produziert oder ändert sich das von Song zu Song?
Wir lieben es so viel wie möglich zusammen zu machen. Aber wir brauchen auch unsere Zeit alleine, um den eigenen persönlichen Touch zu unserer Musik zu bringen. Aber das ändert sich wirklich von Song zu Song.
“And everything we touch, it turn, turns to gold” – Fühlt ihr das gerade?
Der Text wird ab und zu falsch interpretiert. Es geht nicht um uns als Band. Es geht darum, seine eigene unglaubliche Entdeckung zu machen. Wenn du jemanden oder etwas findest, zu dem du dich verbunden fühlst, dann können magische Momente entstehen. Zumindest betrachtest du die Dinge aus einer anderen Sichtweite weil du unendlich glücklich bist und von innen nach außen strahlst.
Welche Themen würdet ihr weiterhing gerne in euren Songs behandeln um eine Nähe zu dem Publikum aufzubauen? Und basieren diese Motive oft auf eigener Erfahrung aus der Vergangenheit?
Wir wollen auf jeden Fall eine enge Verbindung zu unseren Fans aufbauen und Themen ansprechen wie Gleichheit, persönlicher Wachstum, menschliche Verbundenheit oder Menschen, Orte und Erfahrungen die sehr speziell sind. Das kommt natürlich sehr oft von unseren eigenen Erfahrungen aber auch von den Geschichten unsere Fans. Manchmal sind die Songs über unsere Fans sowohl als auch für sie und die Verbindung zu ihnen.
Ihr habt einen sehr starken visuellen Stil. Ist das wichtig für euch?
Der visuelle Part unserer Musik hat sich sehr einfach entwickelt. Wir mögen die Reichweite des Lichts und der Dunkelheit, den Mix der Geschlechter aber auch den Platz für die eigenen Vorstellungen. Es ist wichtig für uns, dass die Musik an erster Stelle steht…aber wir wollen auch eine Identität als KATE BOY kreieren in all unserem Sound und unserem Erscheinungsbild.
Was dürfen wir als nächstes erwarten? Gibt es ein Datum für das Album?
Wir sind gerade mittendrin unser Album fertig zu stellen. Zu sehen, wie es sich zu einem Ganzen entwickelt ist sehr aufregend… wir konnten uns kreativ entfalten um die ganze Bandbreite von KATE BOY zu entdecken; von Pop zu Experimental. Es gibt noch kein genaues Datum aber es dauert nicht mehr lange bis es rauskommt.
Einige eurer Konzerte waren extrem schnell ausverkauft, vor allem die Show in New York. Was erwartet ihr von den kommenden Shows in Deutschland?
Ja, das war genial. Eine Stadt das erste Mal zu besuchen ist immer spannend, nicht zu wissen wer bei der Show sein wird und welchen Impuls die Stadt mit sich bringt. Wir haben bereits einige Konzerte in Deutschland gespielt aber es ist jedes Mal cool zu sehen wie unterschiedlich die Städte von einander sind….und wir freuen uns sehr wieder nach Deutschland zu kommen. Wir sind beim Heidelberg Queer Festival dabei und sind uns sicher, dass wir eine Menge Spaß haben werden.
Wir präsentieren KATE BOY auf Tour. Die kommenden Deutschlandtermine findet ihr hier.
Interview: Anne Schubert