Wenn man sich heute die Filme und Sketche von Stan Laurel und Oliver Hardy aka „Dick und Doof“ ansieht, dann staunt man, wie modern der Humor des berühmtesten Komikerduos aller Zeiten heute noch ist. Mit ihrer Physical Comedy, ihren Running Gags, den in Kettenreaktionen endenden, immer wieder kehrenden Motiven von Zerstörung und Scheitern haben die beiden entscheidend geprägt, worüber wir heute noch im Kino lachen. Und auch ihre eigenen Filme, die bis in Anfang der 50er Jahre in Hollywood entstanden, sind heute noch genauso lustig wie vor zum Teil mehr als 70 Jahren.
Mit „Stan & Ollie“ kommt diese Woche ein Biopic in die Kinos, das sich einem besonderen Kapitel in der Karriere von Laurel und Hardy widmet. Zwei Jahre nach ihrem letzten Hollywood Film „Dick und Doof erben eine Insel“ gehen die beiden auf Theatertournee durch England. Erst mit mäßigem, dann zunehmend größerem Erfolg, aus kleinen, halb leeren Provinztheatern werden nach und nach die großen, ausverkauften Bühnen in London. Der laufende Publikumszuwachs ist den unermüdlichen Bemühungen der Komiker zu verdanken die Shows selbst zu bewerben, mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten unter anderem als Juroren bei einem Bikini-Schönheitswettbewerb. Neben gesundheitlichen Problemen haben die beiden auch mit ihrem Verhältnis zueinander zu kämpfen. Regisseur Jon S. Baird zeigt zu Anfang wie es dazu kam, dass Oliver Hardy einst einen Film ohne seinen bewährten Kompagnon drehte und erzählt im Lauf des Films, wie dies die Beziehung der beiden im Nachhinein belastete. Natürlich mit der wunderschön kathartischen Wendung, dass Stan, als Ollie in England erkrankt, sich dagegen entschließt, die Tour mit einem anderen Partner zu beenden.
Ob es diese Konflikte zwischen Stan und Ollie tatsächlich gab, ist nicht wirklich bewiesen. Der Laurel und Hardy Biograf Simon Louvish schiebt die persönlichen Differenzen der beiden eher ihrem angegriffenen Gesundheitszustand zu. Oliver Hardy starb nur vier Jahre nach der im Film dargestellten Tournee, Stan Laurel nicht lang darauf im Jahr 1965. Natürlich kann man über erzählerische Freiheiten bei Biopics streiten (man nehme zum Beispiel den umstrittenen Queen Film „Bohemian Rhapsody“). Rein filmisch gesehen funktioniert der klassische Bogen von der Auseinandersetzung zur großen Versöhnung natürlich sehr gut.
Die große Stärke von „Stan & Ollie“ ist auch nicht unbedingt die Geschichte, die hier erzählt wird. Auch die Inszenierung ist eher durchschnittlich, auf solidem, familientauglichem Niveau. Wahre Glanzleistungen hingegen bringen die beiden Hauptdarsteller, Steve Coogan als Stan Laurel und John C. Reilly als Oliver Hardy. Nicht nur die vorzügliche Maske, auch die Leidenschaft mit der die beiden ihre Figuren durchdringen trägt dazu bei, dass sie auf faszinierende Weise mit ihren Vorbildern verschmelzen. Besonders schön sind auch die Szenen, in denen die Slapstick Comedy von Dick und Doof in Alltagssituationen von Laurel und Hardy übertragen wird, wenn das Betreten eines Hotels oder das Befördern eines Koffers zur bühnenreifen Nummer wird. Ebenfalls ein wahres Highlight sind Nina Arianda und Shirley Henderson in den Rollen der Ehefrauen der Komiker. Man fragt sich des öfteren, wer das eigentliche Komiker-Paar ist, um das es hier geht. Wunderbar, dass die Frauen an der Seite ihrer berühmten Männer nicht als blasse Nebenfiguren abgestellt wurden.
Was das Besondere an Stan und Ollie war, wo damals die Faszination für sie lag und warum sie bis heute anhält, weiß der Film insgesamt gut zu vermitteln und unterhält dabei auf liebenswerte Weise. Danach muss man sich aber unbedingt die berühmte Krankenhausszene auf YouTube raus suchen – und sich zum gefühlten hundertsten Mal vor Lachen den Bauch halten.
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