Eigentlich hatte Blockbuster-Regisseur Roland Emmerich gerade ein ganz anderes Projekt am Wickel als er mit der Nase direkt auf das Drehbuch von James Vanderbilt („The Amazing Spider-Man“) zu „White House Down“ gestoßen wurde. Ein Werk, welches genau nach dem erfolgreichen „Independence Day“- und „The Day After Tomorrow“-Rezept von Emmerich funktioniert.
Obwohl John Cale (Channing Tatum, „Magic Mike“) in einem soliden Job als Sicherheitsmann für den Sprecher des Repräsentantenhauses (Richard Jenkins, „The Cabin in the Woods“) arbeitet, strebt er nach Höherem. So bewirbt er sich schließlich für einen Posten beim Secret-Service, um nicht zuletzt auch seiner Tochter Emily (Joey King, „Crazy, Stupid, Love.“) damit imponieren zu können. Die Elfjährige ist nämlich ganz besessen von der Geschichte und dem Geschehen im Weißen Haus. Und auch wenn das Bewerbungsgespräch mit der Spezialagentin Carol Finnerty (Maggie Gyllenhaal, „The Dark Knight“) nicht sehr erfolgsversprechend verlief, so kann John wenigstens seiner Tochter eine Führung durch das Gebäude bieten und versuchen sich ihr wieder etwas anzunähern. Doch alles kommt anders als gedacht als Terroristen das Haus stürmen und Geiseln nehmen. Einzig John gelingt es unentdeckt zu bleiben und somit liegt es plötzlich nur in seiner Hand die Sicherheit des Weißen Hauses sowie die des Präsidenten James Sawyer (Jamie Foxx, „Django Unchained“) zu gewährleisten.
Nachdem sich Channing Tatum schon als dachdeckender Stripper und verdeckt ermittelnder Schüler beweisen konnte, wird er nun zum Retter des Präsidenten der Vereinigten Staaten befördert. Eine wahre Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichte. In „White House Down“ wird deutlich, dass Tatum die Mischung aus skrupellosen, amerikanischen Helden und charismatischen Durchschnittstypen perfektioniert. Wer aber auf eine Ausweitung des emotionalen Vater-Tochter-Plots hofft, muss leer ausgehen. Während man sich in 131 Minuten viel Zeit dafür lässt die Wände zu durchlöchern und den Rasen kaputt zu fahren, ist Joey Kings Part als John Cales übereifrigeres Kind so nebensächlich wie die Gurke auf einem Cheeseburger. Emmerich geht an diesen Handlungsstrang ähnlich lapidar heran wie schon in „2012 – Das Ende der Welt“, in dem John Cusack versucht die versaute Beziehung zu seinem Sohn wieder aufzupeppeln und dies scheinbar am Ende nur möglich ist durch den Tod des neuen Daddys. Aber Roland Emmerich ist eben nicht Sofia Coppola. Auch wenn sein Blick auf das Weiße Haus ein ums andere Mal Ironie durchblinzeln lässt, so geht es vor allem um das Kreieren eines Einzelhelden mit Hilfe von großen Bildern, knackigen One-Linern und klaren Schwarz-Weiß-Rollenverteilungen. Damit sollten zumindest Michael Bay- sowie „Stirb Langsam“-Fans auf ihre Kosten kommen.
Gesehen von: Hella Wittenberg
Kinostart: 05. September 2013