Der Weg eines Regisseurs zu genau dem Thema, welches es sich lohnt im großen Stil auf die Leinwand zu bringen, ist meist ein ziemlich langer. Für Tate Taylor (auch als Schaupieler u.a. in „Winter’s Bone“ tätig) führte er einmal bis ganz weit zurück in die Kindheit, zur Freundin aus früheren Tagen: Kathryn Stockett. Diese hatte mit „Gute Geister“ (The Help) ein Werk über afroamerikanische Frauen geschrieben, die ihr Leben lang für die Nachkommen der Reichen da sind und fast komplett die Mutterrolle einnehmen. Nachdem Taylor den Bestseller-Roman rund 13-mal frenetisch gelesen hatte, stand der Plan für eine Leinwand-Adaptation in klarster Form fest. Denn diese berührende Geschichte erinnerte den Regisseur und Drehbuchautor an die eigene Kindheit, in welcher er und Stockett gemeinsam in den 1970er Jahren in Jackson, Mississippi, mithilfe von Kindermädchen aufwuchsen, da die Mütter alleinerziehend und die meiste Zeit arbeiten waren.
„Diese Frauen konnten damals keine Verbündeten sein, weil Rassen- und Klassenschranken das verhinderten […]. Es ist leicht, nichts zu sagen, weil man denkt, dass es nichts bringt, die Dinge beim Namen zu nennen. Vielleicht ist man auch nur phlegmatisch und gibt sich mit dem Status quo zufrieden. Aber dieses Buch verdeutlicht – und ich hoffe, der Film tut das auch –, dass schon der kleinste Schritt einen Wandel in Gang setzen kann.“ (Tate Taylor)
Das 146 Minuten-Drama ist im Gegensatz zur Kindheit von der Autorin Stockett und Taylor im prallen Leben in Mississippi der 1960er Jahre angesiedelt. Als die progressive Eugenia „Skeeter“ Phelan (Emma Stone, „Zombieland“) mit dem College-Abschluss in der Tasche in ihre spießbürgerliche Heimatstadt Jackson zurückkehrt, will sie alles dafür tun, um eine ernstzunehmende Schriftstellerin zu werden. Wenn sie auch für die Männerwelt kein sonderliches Interesse aufbringen kann, so doch umso mehr für die Schreiberei. Schließlich hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die afroamerikanischen Frauen der Stadt hinsichtlich ihrer Arbeit als Haus- und Kindermädchen zu befragen. Doch dieses geheime Projekt bringt die Partizipierenden Aibileen (Viola Davis, „Knight And Day“) und Minny (Octavia Spencer, „Dinner für Spinner“) sowie die Freundschaft zu u.a. Hilly Holbrook (die Oberzicke des Films wird gespielt von Bryce Dallas Howard, „Terminator: Die Erlösung“) in allerhöchste Gefahr. In Folge eines verheerenden Geschehnisses sind jedoch mehr als nur zwei Dienstmädchen dazu bereit, von ihren persönlichsten Lebensgeschichten zu berichten. So finden witzige, traurige, aber vor allen Dingen einzigartige Erzählungen ihren Weg auf das Papier.
Tate Taylor hat mit „The Help“ (das Buch dazu war Nummer 1 der New-York Times-Bestsellerliste) ein spannendesThema gefunden, das schon ein wenig verdächtig nach einer Oscar-Nominierung riecht. Denn neben all der Tragik, die auch immer mit einer Prise Humor gewürzt ist, stellt sich doch stets die Hoffnung ein, da eine kleine Gruppe von Frauen einen Wandel in Bewegung setzt, der sich gewaschen hat. Dabei stellt die Figur der Aibileen (Viola Davis) das Herzstück des Films dar, die allem voran Stärke und Wärme ausstrahlt und sich als besonders komplexer Charakter erweist. Einen Einblick in die Schicksale wird aber erst im Zusammenspiel mit der klugen wie auch aufmüpfigen Skeeter (Emma Stone, mit einer mehr als merkwürdigen Lockenpracht ausgestattet) ermöglicht. Da gibt es also einiges zu entpacken, in dem neuesten Streich von Taylor – nicht zuletzt auch die charismatische Jessica Chastain als Celia Foote, von der man im letzten Jahr noch nichts gehört hatte. 2011 bereichert sie umso mehr Spielfilme mit ihrer Präsenz (siehe z.B. „The Tree Of Life“, „Eine offene Rechnung“und „Take Shelter“).
„Ich bin überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg des Buchs in der Perspektive liegt, die gewählt wurde, um sich der Thematik zu nähern – nämlich die nahe liegende, die der Frauen. Das Buch versetzt uns in eine Zeit und an einen Ort, die in Vergessenheit geraten sind, die aber immer noch große Bedeutung für uns haben.“ (Tate Taylor)
VÖ: 08. Dezember 2011
Gesehen von: Hella Wittenberg