Der beste Superheldenfilm aller Zeiten. Nicht mehr und nicht weniger wird von „The First Avenger: Civil War“ erwartet, der am kommenden Donnerstag in den Kinos startet.
Die Lage ist die: Die Avengers haben die Welt das eine oder andere Mal vor Unheil bewahrt, aber es ging dabei einiges zu Bruch und auch unschuldige Menschen kamen ums Leben. „Ein Sieg, der auf Kosten von unschuldigen Menschen errungen wird, ist kein Sieg“, sagt der König von Wakanda, kurz nachdem die Avengers dort ihren Hang zu Kollateralschäden verdeutlicht haben – und kurz bevor es den guten König selbst erwischt.
Daher beschließt die Regierung der Welt ein Kontrollgremium einzurichten, die die Aktionen der Avengers in Zukunft kontrollieren soll. Erstaunlicher Weise wird ausgerechnet der exzentrische Tony Stark, dem allerdings zu Beginn auch seine Vergehen noch einmal in seinen Eisenschädel gehämmert werden, zur Stimme der Vernunft und will sich dem Kontrollgremium unterwerfen. Captain America ist jedoch aufgrund seiner schlechten Erfahrungen mit Institutionen wie S.H.I.E.L.D. dagegen. Jeder von beiden scharrt seine Anhänger um sich und, ich glaube man verrät nicht zu viel wenn ich es hier schreibe: es kommt zum Kampf zwischen den beiden Lagern. Soweit im Groben der Inhalt, nun zur Umsetzung.
Harald Schmidt hat mal gesagt, Peter Handke lesen unter Palmen, das geht gar nicht. Passt da nicht hin, lächerlich. Ich fürchte, Ähnliches lässt sich über die Avengers in Sachsen sagen. Mich haut es leider völlig raus, wenn bei der großen Schlacht auf einem Flughafengelände, auf den Fahrgastbrücken, die sich Team Cap und Team Stark über die Köpfe ziehen „Flughafen Halle/Leipzig“ steht. Zumal auch nicht so klar ersichtlich ist, warum der Kampf ausgerechnet dort stattfindet. Gerade eben hatte man sich doch noch – übrigens mit einer erstaunlichen Dichte an Ford Kas – durch den Anfahrtsbereich des Berlin ICCs gejagt. Vielleicht hätte eine Drehgenehmigung für den BER einfach zu lange gedauert. Nun, wer sich im Marvel Universum ein wenig auskennt weiß: die Avengers und speziell Captain America verbindet schon immer einiges an Geschichte mit Deutschland. Die Szene, in der Loki im ersten Avengers eine Gruppe Menschen in die ihnen angeblich innewohnende Unterwerfung zwingen will, macht natürlich nirgendwo so viel Sinn wie eben hier. Aber vielleicht liegt es sogar an der, sehr vorsichtig gesagt, neuen „Michelichkeit“ die gerade in Sachsen anzutreffen ist, dass unsere sehr bunten Superhelden in Leipzig so deplatziert wirken.
Aber geschenkt, den Rest der Welt wird das nicht stören. Die Action an sich macht Spaß. Auch wenn wir auf einen oder zwei geliebte Charaktere verzichten müssen, es werden mit Black Panther (Chadwick Boseman) und Spiderman (Tom Holland) zwei neue Superhelden eingeführt, die ihre Sache ausgezeichnet machen und die beide Lust auf ihre im nächsten Jahr erscheinenden Filme machen. Und auch ein deutscher Schauspieler hat seinen Auftritt. Daniel Brühl steigt als Baron Zemo in das Marvel Universum ein und gießt im Zwist zwischen dem Captain und Tony Stark noch mehr Öl ins Feuer. Was auch dringend nötig ist, aber leider für das mit Freude erwartete Aufeinandertreffen der Superhelden, den eigentlichen „Civil War“, zu spät kommt. Nur die Frage nach der Legitimation der Avengers reicht auf Dauer nicht aus, den etwas halbherzigen Kämpfen unter befreundeten Superhelden die gewohnte existenzbedrohende Tragweite zu verleihen. Es wirkt alles ein wenig wie ein groß inszeniertes „Spaßkämpfchen“ der im Kinderzimmer lebenden Actionfiguren. Für die große Schlacht in einen 147 Minuten Film wirkt dieser Konflikt gerade für unseren titelgebenden Helden „Captain America“, der in den vorangegangenen Filmen so fundiert aufgebaut wurde, zu diesem Zeitpunkt einfach zu schwach.
Man wünscht sich unter dem Strich für „The First Avenger: Civil War“ doch einen handfesten und allgegenwärtigen Superbösewicht a lá Ultron oder eben Loki zurück. So genießt man halt nur eine -immer noch unterhaltsame – Avengers Flottenparade im „Land der Frühaufsteher“.
Gesehen von: Troy Flamingo