Bereits seit über 70 Jahren kann die Geschichte von Bruce Wayne die Menschen für sich einnehmen, doch so maßlos spektakulär wie in der Christopher Nolan („Inception“) Trilogie wurde der dunkle Ritter noch nie in Szene gesetzt. Alles begann 2005 mit „Batman Begins“, wo sich Nolan darüber bewusst werden musste, dass er etwas noch nie Dagewesenes erschaffen hatte. Und mit Batman-Mime Christian Bale („The Fighter“) als Fels in der Brandung sollte auch bei dem Finale die Balance zwischen fieberhafter Action, verborgenen Gefühlen und sogar aktuellen Bezügen gekonnt vollführt werden.
„Es war ein bittersüßes Gefühl, als ich die Maske zum letzten Mal abnahm, denn mir persönlich hat es sehr viel bedeutet, diese Figur zu verkörpern. Immer wenn ich dieses Kostüm anzog, bekam ich Gänsehaut, weil ich die Ehre zu schätzen weiß, eine solche Ikone spielen zu dürfen. Ich kann mir nicht helfen – ich bin ungeheuer stolz darauf.“ (Christian Bale)
Es sind geschlagene acht Jahre vergangen seit Batman die Schuld für den Tod von Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart, „Thank You For Smoking“) auf sich genommen hat. Commissioner Gordon (Gary Oldman, „Dame, König, As, Spion“) hält nun regelmäßig am Gedenktag Dents Lobreden auf den vermeintlichen Retter von Gotham City und möchte doch eigentlich am liebsten die Wahrheit um dessen Tod verbreiten. Nur konnte man durch die Gesetze, welche im Namen des Staatsanwaltes verabschiedet worden sind, die Kriminalitätsrate deutlich reduzieren. Kein Grund also für Batman oder auch Bruce Wayne, dass selbstgewählte Exil zu verlassen. Allein der treue Butler Alfred (Michael Caine, „Harry Brown“) bekommt den Bart- und Stockträger noch zu Gesicht. Aber so einiges soll sich mit dem Erscheinen der raffinierten Einbrecherin Selina Kyle (Anne Hathaway, „Der Teufel trägt Prada“) ändern. Als sie Wayne um seine Fingerabdrücke und eine Perlenkette der Mutter erleichtert, wächst in ihm das Gefühl wieder den schwarzen Umhang herausholen zu müssen. Denn nach Meinung von Kyle zieht ein Sturm auf. Als Auslöser für Angst und Schrecken stellt sich das rücksichtslose Muskelpaket Bane (Tom Hardy, „Inception“) dar, der wie Wayne ein Mitglied der Gesellschaft der Schatten war und ihm somit mehr als ebenbürtig ist. Wer von beiden wird den Schlagabtausch gewinnen können?
Gordon: „Batman muss zurückkehren.“
Bruce Wayne: „Und wenn er gar nicht mehr existiert?“
Gordon: „Das muss er. Das muss er.“
In „The Dark Knight Rises“ gibt es ein Wiedersehen mit vielen Bekannten. Neben eben Genannten treten Marion Cotillard („Inception“), Joseph Gordon-Levitt („Inception“), Morgan Freeman („Million Dollar Baby“) wie auch Cillian Murphy („Inception“) in kleineren und größeren Rollen in den 164 Minuten auf. So scheint es nicht weiter verwunderlich, dass der Zuschauer erst nach ungefähr 45 Minuten den dunklen Ritter zu Gesicht bekommt. Denn von Beginn an wird klar, dass Christopher Nolan mit dem letzten Teil der Trilogie nicht zu tief stapeln will und dafür ein ganz schön opulentes Set auffährt. So betritt Batman im Gegensatz zu Bruce Wayne mit Pauken und Trompeten die Bildfläche, in dem er mit seinem von Lucius (Morgan Freeman) entworfenen Fluggerät namens „Bat“ selbst in der Luft eine beeindruckende Figur macht. Des Weiteren sind gleich drei Kontinente als Schauplätze auserwählt worden, wobei die in schottischen Gefilden gedrehte Flugzeug-Sequenz als Auftakt einen besonders herausragenden wie atemlosen Hingucker darstellt. Denn dort wird zum ersten Mal das fanatische Kraftpaket Bane enthüllt, der allein durch seine Maske als perfektes Monster inszeniert ist.
„Scarecrow war ein Wahnsinniger, der Joker ein Anarchist, doch Bane ist ein Terrorist – mental und in dem, was er anstellt.“ (Tom Hardy)
Zu überladen wirkt der Actionstreifen trotzdem nicht. Alles fügt sich – auch durch die wie immer aus der Hand von Hans Zimmer stammende Musik – geschmeidig ineinander, so ist auch eine Anne Hathaway als Selina Kyle bzw. Catwoman sehr homogen in die Story integriert worden wie auch Joseph Gordon-Levitt als idealistischer Polizist, der so gar nicht mehr aus dem Gotham-Universum hinwegzudenken ist. Also ein würdiger Abschluss? Würdig – in jeder Minute voll und ganz. Aber letztlich kann von einem tatsächlichen Ende nicht die Rede sein. Es mag sich vielleicht um das Ende dieser Trilogie handeln, aber die Geschichte der einzelnen Charaktere ist noch lange nicht auserzählt.
Gesehen von: Hella Wittenberg