Gesehen: „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ von Marc Webb

Der zweite Teil des Spider-Man-Franchises steht ganz unter dem Motto: alle wollen Spider-Man! Auch nachdem Gwen Stacy (Emma Stone, „The Help“) mit Peter Parker (Andrew Garfield, „Boy A“) über seine Ängste geredet hat, dass er das Versprechen ihres verstorbenen Vaters (Denis Leary, „Die Thomas Crown Affäre“) brechen und sie in Lebensgefahr bringen könnte, wird es nicht minder kompliziert zwischen den beiden. Sind sie ein Paar, sind sie es nicht? Schließlich weiß Peter in den entscheidenden Momenten mit Abwesenheit zu glänzen und enttäuscht damit immer wieder seine Freundin Gwen wie auch Tante May (Sally Field, „Lincoln“). Aber Peter muss den Big Apple als Spider-Man auch rund um die Uhr im Alleingang retten. Der unsichere Oscorp-Techniker Max Dillon (Jamie Foxx, „Django Unchained“) findet deshalb für Spider-Man nur Bewunderung und verspürt sich gar zu dem Superhelden durch eine enge Freundschaft verbunden. Denn nur er wacht stets über ihm. Oder etwa nicht? Auch er fühlt sich vor den Kopf gestoßen als er Opfer eines Laborunfalls wird und dann verwirrt den gesamten Times Square durch seine neuen, knisternden Fähigkeiten lahm legt. Spider-Man hilft ihm an dieser Stelle nicht, sondern sieht vielmehr in ihm eine Bedrohung für die Menschen und versucht ihn zu bekämpfen. Also schwört er als selbsternannter Electro Rache und will Spider-Mans Blut sehen. Das will auch der in die Stadt wiedergekehrte Harry Osborn (Dane DeHaan, „Chronicle – Wozu bist du fähig?“). Nachdem sein Vater (Chris Cooper, „Die Muppets“) gestorben ist, soll er den Vorstand von Oscorp übernehmen. Doch die Krankheit, an der auch Norman Osborn leidete, befällt nun langsam Harry. Das einzige, was da noch Hoffnung gibt, ist die Spinne aus der Nachbarschaft.

In „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ ist es, nach der Geschichte rund um die Entwicklung von Peter Parker zu Spider-Man, an der Zeit mehr über die einzelnen Charakter in dem Spider-Man-Universum zu erzählen. Wir sehen Tante May an ihrem Arbeitsplatz, hören etwas über ihre Sorgen wie auch über die Sehnsüchte und Karriereaussichten von Gwen Stacy. Und wir sehen Peter Parker, der zwar in seiner Heldenrolle aufgeht, sie ganz und gar auszufüllen weiß und ebenfalls sein komödiantisches Potential in brenzligen Situationen unter Beweis stellt. Der aber tagtäglich auch im Zweifel mit sich selbst ist – ein Großteil von der Unsicherheit macht der Verlust seiner Eltern (verkörpert von Embeth Davidtz und Campbell Scott) aus. Wieso verließen sie ihn als kleines Kind? Wer waren sie wirklich? Dem geht Regisseur Marc Webb („(500) Days of Summer“) in rund zweieinhalb Stunden auf den Grund. Während der Pressekonferenz im Berliner Adlon am 15. April 2014 stellte Webb klar, dass es sich bei dem zweiten Teil dieser Spider-Man-Verfilmung mehr um Charakterstudie als um Actionkracher handelt. Andrew Garfield fügte hinzu:

„Wir haben uns vor Beginn der Dreharbeiten vorgenommen, dass wir dieses Mal jegliche physikalischen Regeln außer Kraft setzen und einen Charakter zwischen Buster Keaton, Charlie Chaplin und Bugs Bunny erschaffen. Spider-Man soll kein normaler Superheld sein, sondern ein Trickser, Schlitzohr und ein Clown.“

Das Kreieren einer neuen Art von Held ist den Machern in jedem Fall gelungen. Durch die starke Darbietung von Andrew Garfield, wie auch die von Look und Sound eindrückliche Darstellung von Jamie Foxx als Antagonist Electro, kann man schnell über die viel zu überfrachtete und trotzdem schmerzhaft oberflächliche Story von „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ hinwegsehen. Nachdem Garfield auch bei seinem Deutschlandbesuch im Rahmen der Promotion des Films nur vor Charisma und neugierig machender Nachdenklichkeit strotzt, wird ein weiteres Mal ganz deutlich: Andrew Garfield ist ein hundert Mal besserer Spider-Man als Tobey Maguire von 2002 bis 2007.

Kinostart: 17. April 2014

Gesehen von: Hella Wittenberg