Zieht euch warm an, der Ausverkauf kann beginnen. Bereits kurz nach dem Tod von Prince wurde bekannt, dass der Künstler ein Archiv voll fertig produziertem, unveröffentlichtem Material hinterlässt, dessen Umfang unsere kühnsten Erwartungen übersteigt. Zu Lebzeiten betonte Prince mehrfach selbst, dass es für ihn durchaus Gründe gibt, warum die meisten Songs nie veröffentlicht wurden. Die Vorstellung, dass er nicht mehr selber entscheiden kann, was mit den Schätzen aus seinem Kopf passiert ist, bei aller Neugierde eines Fans, auch ganz schön gruselig.
Aber, in absehbarer Zeit scheint Prince’ ehemaliges Label Warner erst einmal mit Neuauflagen beschäftigt zu sein. So soll am 22. November die Best of Collection „4Ever“ erscheinen, die sich erst einmal auf die Jahre 1978 bis 1993 konzentriert, mit 40 bekannten und einem (!) neuen Song. Fortsetzung garantiert. Auch ist für 2017 die Veröffentlichung einer „Purple Rain“ Deluxe Edition geplant. Den Anfang macht jetzt eben die frisch erschienene „Movie Collection“, die auf drei Blue Ray Discs die drei Spielfilme vereint, die Prince einst gedreht hat: der legendäre „Purple Rain“, der skurrile „Under The Cherry Moon“ und die eher wenig bekannte „Purple Rain“ Fortsetzung „Graffiti Bridge“. Und das, muss man bei aller Skepsis nunmal sagen, hat schon was. Vor allem wenn ich daran denke, dass meine erste eigene Prince Videokassette eine qualitativ grottige „Purple Rain“ Kopie obskurer, nicht weiter hinterfragter Herkunft war.
Dann auch noch in der deutschen Synchronfassung! Erst kürzlich habe ich auf einer Veranstaltung Nicolas Böll kennengelernt, der Prince in „Purple Rain“ einst seine Stimme lieh. Und wenn er bestimmt ein ganz netter Typ ist und das auch ganz gut gemacht hat, Prince synchronisiert, das will doch niemand. Um die Filme im Original zu besitzen, musste ich damals noch eine Reise nach England abwarten und mir dort die entsprechenden VHS Kassetten besorgen. Da war nix mit Ton umschalten! Von „Graffiti Bridge“ existiert bis heute noch nicht einmal eine deutsche Synchronfassung und ich hoffe sehr, dass nicht irgendwann ein gewitzter Marketing Mensch auf die Idee kommt, im Zuge der Wiedervermarktung eine erstellen zu lassen. Ich wiederhole mich, aber: Prince synchronisiert, das braucht kein Mensch.
Natürlich darf so eine Filmbox nicht ohne Extras auskommen, und im Falle von „Purple Rain“ fallen diese auch ganz ordentlich aus. Die Dokumentationen über die Dreharbeiten, den Einfluss von „Purple Rain“ auf Popkultur und Mode und über den Hauptdrehort, den Club First Avenue, sind zwar schon ein paar Jahre alt aber voll mit spannenden Geek Facts, von denen man selbst als eingefleischter Fan ein paar neue mit auf den Weg kriegt. Und wenn „Purple Rain“ Regisseur Albert Magnoli über die Arbeit mit Prince zum Teil mit zitternder Stimme und unter Tränen berichtet, sind zumindest bei mir alle Schleusen offen.
Bei „Under The Cherry Moon“ und „Graffiti Bridge“ sieht es da jedoch leider um einiges dürftiger aus. Mehr als die jeweiligen Kinotrailer haben es nicht in die Bonus Sektion geschafft. Dabei gab es vor allem aus der Zeit von „Graffiti Bridge“ einige Musikclips, die eine würdige Ergänzung zum Film gewesen wären. Das gut zehnminütige Video zu „Thieves In The Temple“ hätte ich zum Beispiel sehr gerne wieder gesehen.
Die Box ist auch optisch eher semi liebevoll gestaltet. Es drängt sich einem der Verdacht auf, dass dem Drang, schnell damit auf dem Markt zu kommen, die ein oder andere Überlegung, wie man das Ganze noch etwas hübscher und inhaltlich gehaltvoller hätte gestalten können, zum Opfer gefallen ist. So kann man sich aber zumindest freuen, dass alle drei Filme gleichzeitig den Weg zurück ins Regal finden, in ansprechender Bild- und Tonqualität. Für mich ist das bisschen wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, da ärgert man sich hinterher auch nur, wenn man zu viel an ihnen rum gekrittelt hat.