Im Jahr 2006 erschien der Debütroman „Lachsfischen im Jemen“ von Paul Torday, welcher den Leser mit britischer Schrulligkeit, Techtelmechtel und politischer Satire in Form von E-Mails, Notizen und Briefen in seinen Bann zog. Nun bringt der Romanzenexperte Lasse Hallström („Chocolat“, „Das Leuchten der Stille“) das Ganze auf die Leinwand und verspricht damit ein 107 Minuten andauerndes funkensprühendes Sommerhighlight für Jedermann.
Es will einfach keine guten Neuigkeiten aus dem Nahen Osten geben. Nach ausgiebiger Recherche wird die ausgebuffte Patricia Maxwell (Kristin Scott Thomas, „Nowhere Boy“), Pressesprecherin des englischen Premierministers, aber schließlich doch fündig. Ihr kommt das Vorhaben des jemenitischen Scheichs Muhammad ibn Zaida bani Tihama (Amr Waked, „Syriana“) gerade recht. Der will nämlich den Sport des Lachsfischens zum Allgemeinwohl in seinem Heimatland einführen. Dafür benötigt er nur noch die Unterstützung des britischen Lachs- und Forellenzuchtexperten Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor, „Perfect Sense“). Als der eigenbrötlerische Wissenschaftler davon in einer E-Mail von der für den Scheich arbeitenden Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt, „Der Plan“) erfährt, lehnt er vehement ab. Aber Patricia Maxwell weiß ihre Macht richtig einzusetzen und so wird Jones letztlich dazu gezwungen, sich darüber Gedanken zu machen, wie man wohl zehntausend schottische Lachse in die Wüste transportieren könnte. Während die Medien das nächste große Ereignis wittern, beginnt der verschüchterte Mann sich langsam mit der hoffnungsfrohen Idee sowie seiner netten Begleiterin mit dem skurrilen Namen, Harriet Chetwode-Talbot, anzufreunden.
Die größte Schwierigkeit des Films ist die vorgegebene Lektüre, welche ihren Charme daraus zieht, dass die Handlung lediglich in E-Mails, Notizen und Briefen wiedergegeben wird. Zwar gibt sich im Besonderen Hauptdarsteller Ewan McGregor mit seiner großäugigen Tapsigkeit viel Mühe dem skurrilen Bestseller gerecht zu werden, doch da scheint es wie mit dem Verzehr von einer Unmenge an Süßigkeiten zu sein. Zunächst mag die Mischung McGregor / Blunt ganz gut verdaulich sein, man fühlt einen Anflug von freudiger Leichtigkeit. Aber dann, im Nachgeschmack macht sich ein dumpfes Unwohlsein breit. Denn was in der Inhaltsangabe noch nach ganz großen Pointen klingt (Lachsfischen als politisches Statement, haha!), wird von all dem Schnulz und Schmalz gnadenlos weggespült. Dabei greift Kristin Scott Thomas als eine mit allen Wassern gewaschene Karrierefrau noch die meisten geistreichen Momente ab. Also: wer kann, lese dann eher im Sommerurlaub am weißbesandeten Strand das Buch von Paul Torday.
Kinostart: 17. Mai 2012
Gesehen von: Hella Wittenberg