Zwischen dem regelmäßigen Ticken von Uhrwerken, sich unterschiedlich bewegenden Pendeln und anderen Wunderwerken der Technik lässt Regisseur und Oscar-Preisträger Martin Scorsese („Departed – Unter Feinden“) die Anfänge der verzaubernden Welt des Films neu aufleben. Durch die großen Kinderaugen von Hugo Cabret wird ein Einblick in die entlegensten Winkel von Paris in den 1930er Jahren gewährt. In eine Zeit, wo noch hinter jeder Ecke fantastische Entdeckungen und Geheimnisse auf einen jeden zu warten scheinen.
Der 13-jährige Hugo Cabret (Asa Butterfield, „Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer“) ist ganz auf sich allein gestellt. Seit dem Tod seines Vaters (Jude Law, „Unterwegs nach Cold Mountain“), lebt er als Waise inmitten eines Pariser Bahnhofs. Auch sein stets alkoholisierter Onkel Claude (Ray Winstone, „Nil by Mouth“) hat ihn im Stich gelassen und so kümmert sich der Junge mit den großen blauen Augen selbstständig darum, dass die Bahnhofsuhren pünktlich aufgezogen werden. Wenn er diese Arbeit verrichtet hat, gilt seine gesamte Aufmerksamkeit einer Schreibautomate, die er gemeinsam mit seinem Vater begonnen hat zu reparieren. Nun stiehlt er von Zeit zu Zeit Ersatzteile von dem Spielzeugverkäufer Georges Méliès (Ben Kingsley, „Ghandi“), um das gute Stück endlich in Gang zu bringen. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, dass er zwar immer wieder dem hinkenden Stationsinspektor (Sacha Baron Cohen, „Borat“) ausweichen, aber den wachsamen Augen von Méliès nicht entkommen kann. Schließlich stellt er den kleinen Langfinger nicht nur zur Rede, sondern fordert auch noch ohne Gnade sein Notizbuch ein. Hugo könnte nicht unglücklicher sein, dass ihm dieser letzte Überbleibsel seines Vaters genommen wird und versucht mit allen Mitteln das Büchlein wieder zu bekommen. So lernt er die neugierige Enkelin Isabelle (Chloë Grace Moritz, „Kick-Ass“) kennen, die das Buch wieder in seinen Besitz bringen soll. Daraufhin entsteht eine innige Freundschaft zwischen den beiden und gemeinsam kommen sie hinter gut gehegte Geheimnisse der Familie Méliès.
Die unendliche Passion zum noch so kleinen Detail zieht sich durch jeden Augenblick des runden 2-Stünders. Dabei ist das 3D zwar nicht weiter herausragend, aber es untermauert die Handlung. Denn es vereint das Neue mit dem Alten, was den Zuschauer die einzelne Nostalgieträne bei der Entdeckungsreise von Hugo und Isabelle letztlich wegwischen lässt und die Magie des frischen Anstrichs auf ein höheres Niveau hebt. Nur scheint Martin Scorsese fast zu detailverliebt an die Geschichte herangegangen zu sein, so dass sich der Anfang als schlichtweg ermüdend langatmig darstellt. Im Besonderen die zweite Hälfte des abenteuerlichen Films zeigt die wahre Größe des von Scorsese geschaffenen Werks. Es wird noch einmal der Blick gerade gerichtet, dass es hierbei weniger um einen Kinderfilm als um die Darstellung der Liebe zu den Anfängen des Films geht. Und wenn man dies feststellt, öffnet sich eine ganz neue, wundersame Welt voller farbintensiver Bilder und fantasiereicher Feuerwerke der Technik. Mit 11 Oscar-Nominierungen ist „Hugo Cabret“ schon jetzt ein außerordentlicher Spitzenreiter und schweißt Filmfans und die es noch werden wollen zusammen.
Kinostart: 09. Februar 2012
Gesehen von: Hella Wittenberg