Es gibt wohl kaum einen besseren Regisseur als Jim Jarmusch, um die Geschichte von Iggy Pop and The Stooges zu erzählen. Jarmusch sieht nicht nur aus, als hätte er selbst Teil der Stooges sein können, er war schon immer bekennender Fan der Band. So ist aus seinem Film „Gimme Danger“ eine Hommage an seinen Namensvetter Jim geworden. Jim Osterberg, wie Iggy Pop mit bürgerlichem Namen heisst. Wenn man Iggy in den Anfangszeiten der Stooges sieht, kann man es kaum glauben, dass er gerade seinen siebzigsten Geburtstag feiert. „Gimme Danger“ ist nicht umsonst der Titel der Doku, die die Geschichte der Band von den Anfängen, über das mehrmalige fast Scheitern und den dann doch noch eintreffenden Erfolg zeigt. Einiges ging schief in der Bandgeschichte. So sind es nicht nur die Höhen der Band, die in dem Film beschrieben werden, sondern auch die etlichen Tiefen. Die alten Live-Mitschnitte vermitteln den Eindruck, als sei jedes Konzert knapp vor einer Ausschreitung. Iggy wusste manchmal selbst nicht, mit was er gerade beworfen wurde und wälzte sich gerne mal zwischendurch in Glasscherben. In ganz düstereren Momenten konnte er noch nicht mal mehr singen. Die Anfänge der Stooges lassen nicht vermuten, dass sie einmal als Mitbegründer des Punks gefeiert werden würden, als stilprägende Band, die noch viele Künstler nach ihnen beeinflussen sollte. Jarmusch ist es gelungen, das Wilde und Ungestüme der Band einzufangen und in einem emotionalen, teilweise humorvollen Film zu verpacken. Manchmal wundert man sich, dass bei den Bandmitgliedern das Erinnerungsvermögen aufgrund des heftigen Drogenkonsums, der den Erfolg begleitete, doch noch so gut ist, um Details aus der Vergangenheit zu beschreiben. Neben Iggy werden unter anderem auch seine Kumpanen Bassist Mike Watt und Gitarrist James Williamson interviewt, die die gezeigten Szenen immer wieder mit persönlichen Details spicken. Der wahre Geschichtenerzähler ist jedoch Frontmann Iggy, der mit seinem unvergleichlichen Humor die Zeit mit den Stooges beschreibt. Barfuß sitzt er da auf einem Thron-artigen Gebilde, geschmückt mit Totenköpfen und wirkt dabei trotzdem eher bodenständig als abgehoben. Dass er nie so ganz die Bodenhaftung verloren hat, liegt wahrscheinlich daran, wie er aufgewachsen ist. In einem Trailer haben die Eltern für ihn das Schlafzimmer frei geräumt, damit er sein Drum-Set zum Üben aufbauen kann. Die Karriere als Drummer tauschte er aber irgendwann gegen die des Sängers ein. Er war es satt, nur auf die „Ärsche“ seiner Bandmitglieder zu starren. Jetzt mussten nur noch die richtigen Moves her, die irgendwann unverkennbar für Iggy Pop wurden. Diese hat er sich nach seinen eigenen Worten von Pavianen abgeschaut. Sehr nachvollziehbar, wenn man ihn noch heute bei seinen Shows auf der Bühne beobachtet.
Trotz aller Wildheit scheint ein sehr reflektierter Mensch in der Lederhaut zu schlummern, die er noch heute gerne zur Schau stellt. So nimmt man ihm den Schluss des Filmes mehr als ab: „I just wanne be“.
Gesehen von: Kate Rock