„Separated by war. Tested by battle. Bound by friendship.“
„Gefährten“ erzählt die Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen einem jungen Mann und seinem Pferd, welche durch den Ersten Weltkrieg auf die Zerreißprobe gestellt wird. Ganz so wie das Tier hat auch die Story mittlerweile eine ausgedehnte Reise hinter sich. Michael Morpurgo publizierte 1982 den Roman „War Horse“, der aufgrund der durchweg positiven Resonanz auch als imposantes Bühnenstück adaptiert wurde und nun durch den dreifachen Oscar-Preisträger Steven Spielberg („Schindlers Liste“) auf der Kinoleinwand in 146 Minuten zelebriert wird.
Der beste Freund des Farmersjungen Albert Narracott (Jeremy Irvine) ist sein Pferd, welches er auf den Namen Joey getauft hat. Spätestens seitdem Joey vor dem Pflug und bei größtem Unwetter hervorragende Arbeit geleistet hat, ist er auch für den Rest der in dem englischen Devonshire lebenden Familie (Emily Watson und Peter Mullan) ein festes Mitglied. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, muss jeder seinen Beitrag leisten und so wird das Tier an den britischen Captain Nicholls (Tom Hiddleston, „Thor“) verkauft. Zwar will dieser das Pferd hüten wie seinen eigenen Augapfel, aber schon in der ersten Schlacht kommt alles anders als gedacht. Joey fällt in die Hände der Deutschen, besser gesagt in die Obhut von Gunther (David Kross, „Der Vorleser“). Im Folgenden erfährt der Zuschauer mehr über seine Sorgen und seinen Platz im Krieg und welche Rolle schon bald auch das robuste Pferd darin spielt. Es wird ein erschütternder Schicksalsschlag nach dem anderen gezeigt und inmitten all dieser länderübergreifenden Gräueltaten befindet sich Joey. Sein eigentlicher Besitzer, Albert, ist gedanklich (und ziemlich schnell auch mit einigem Körpereinsatz) immer ganz nah bei ihm und will die Hoffnung nicht aufgeben, den lieb gewonnenen Freund eines Tages wiederzusehen.
„In meinen Augen ist ‚Gefährten‘ eine zeitlose Geschichte über das, was man bereit ist, aus Liebe zu erdulden, über das, was einem Jungen widerfährt, der in den Kriegswirren sein Pferd wiederfinden will, und über das, was ein Pferd alles in dieser dunklen Episode der Geschichte überstehen muss. Die ganze Zeit über ist das Schicksal von Joey eng mit dem des Jungen verflochten.“ (Steven Spielberg)
Mit der Aufgabe den Großteil eines epischen Geschichtsabenteuers aus den Augen eines einzelnen Pferdes zu erzählen, hat Steven Spielberg viel Mut bewiesen. Zudem setzte er nicht nur auf altbewährte Darsteller, sondern räumte auch neuen Gesichtern wie Jeremy Irvine, Benedict Cumberbatch, Celine Buckens oder auch David Kross genügend Platz im Rampenlicht ein. Doch bei aller Liebe für den innovativen Geist, der bei diesem Filmprojekt mit hineinspielt, ist es auf Dauer einfach zu überladen mit Kitsch, schwülstigen Dialogen, extremer Farbsättigung und einer Musikauswahl, die stets versucht dem Zuschauer die zu fühlenden Emotionen mit aller Macht vorzugeben. Dabei trägt das Pferd die Handlung ohne jegliche Mühe von ganz allein. Gerade deshalb beeindrucken im Besonderen die Kriegsszenen, in denen Joey im Mittelpunkt steht. Wenn man also die zuvor genannten latent nervigen Punkte außen vor lässt, zeigt sich „Gefährten“ als ein intensives wie hoffnungsfrohes Werk über Loyalität, Standhaftigkeit und eben Freundschaft in den schweren Zeiten des Ersten Weltkrieges. Das dürfte also für einen Oscar in der einen oder anderen Kategorie (insgesamt ist der Film für 6 Oscars nominiert) mehr als ausreichen.
VÖ: 16. Februar 2012
Gesehen von: Hella Wittenberg