Gesehen: „Fast Verheiratet“ von Nicholas Stoller

Eine Komödie über das schnelle Versprechen und das darauffolgende ewige Warten auf den perfekten Moment. „Fast Verheiratet“ stellt bereits im Titel klar, dass hier das Feld von hinten aufgerollt wird. Denn Perfektion gibt es eben doch nur in der Fantasie und nicht einmal mehr im Film wie dem Zuschauer in rund zwei Stunden ausgiebig dargeboten wird.

Nachdem Tom (Jason Segel, „Die Muppets“) und Violet (Emily Blunt, „Der Plan“) sich bereits ein Jahr kennen und lieben, fragt Tom schließlich seine Angebetete bei einem romantischen Dinner auf dem Dach, ob sie ihn heiraten möchte. Diese ist völlig von den Socken vor Freude und bejaht, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch so gut flutscht es nur am Anfang. Denn die Verhaltensforscherin Violet bekommt ein attraktives Jobangebot, worauf sie schon lange gewartet hat. Also wird nicht lange gefackelt und die Beiden ziehen mit der Absicht aus San Francisco weg, nur zwei Jahre im bitterkalten Michigan zu verbringen. Tom opfert seinen gut bezahlten Job als Gourmetkoch und gibt sich ganz den Hochzeitsvorbereitungen hin. Nur während sich sein bester Freund Alex (Chris Pratt, „Die Kunst zu gewinnen –Moneyball“) und Violets Schwester Suzie (Alison Brie, „Mad Men“) spontan vermählen und die Großeltern nach und nach sterben, wird die eigene Heirat immer weiter verschoben und der Job stetig verlängert. Wird sich das Paar letztlich noch zusammenraufen können oder an den fünf Jahre währenden Belastungsproben wie Toms Zottelbart und Violets charismatischen Vorgesetzten Winton Childs (Rhys Ifans, „The Amazing Spider-Man“) zerbrechen?

Ein weiteres Mal haben sich das „Nie wieder Sex mit der Ex“-Dreamteam Nicholas Stoller und Jason Segel zusammengetan, um einen Lieblingsfilm für sich selbst zu kreieren. Nach den vorherigen Zusammenarbeiten (wie u.a. auch in „Die Muppets“) haben die Männer noch immer nicht genug von der Erkundungstour rund um Beziehungen und dem damit einhergehenden abtrünnigen Humor. Da geht es zum Beispiel um Kompromisse, den gebrochenen Mann und die jagende, sowie in selbstgestrickte Kleidung eingehüllte Männerwelt Michigans. Und fortwährend schwirrt die Frage im Raum umher, ob man sich gerade auf dem richtigen Weg befindet oder nicht. Nur hinterlässt das Werk in seiner Gesamtheit den Nachgeschmack einer Sahnetorte, die man im Ganzen vor einem Marathonlauf gegessen hat. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern, die vielen innovativen Gedanken und die voller Sidekicks steckenden Nebencharaktere wollen das Gewicht leider kein bisschen erleichtern. Was zu einem großen Teil auch daran liegt, dass man sich nicht entscheiden konnte, ob man nun mehr Komödie oder mehr Drama zeigen möchte. So fühlen sich die typischen Judd Apatow Witze (der hierbei als Produzent fungierte) genauso fehl am Platz an wie die oftmals langwierig ausdiskutierten Probleme des Paares. Die überdrehte Erzählweise verwirrt auf Dauer nur und der rote Faden geht ebenfalls flöten. Somit bleiben die schönen Ideen zwar hängen, aber wären vielleicht besser stückchenweise in einer Serie à la „How I Met Your Mother“ aufgehoben.

Kinostart: 12. Juli 2012

Gesehen von: Hella Wittenberg