Eine Geschichte, an der sich die Geister scheiden. Daniel Kehlmanns Roman „Die Vermessung der Welt“ verkaufte sich rund zwei Millionen Mal, strahlte an erster Stelle der Spiegel-Bestsellerliste und schlug sich als ein Finalist beim Deutschen Buchpreis 2005 durch. Doch es wurden genauso viele verärgerte Stimmen zu dem Werk laut. Die Darstellung der Protagonisten wäre inkorrekt und zu wenig Einblicke bzw. Erkenntnisse würden von dem Autor vermittelt worden sein. Nun adaptierte Regisseur Detlev Buck die Abenteuer von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß für die Kinoleinwand in 3D und es stellt sich die Frage, ob auch hier die Meinungen ein weiteres Mal so weit auseinander gehen werden oder ob eine eigene Größe erschaffen werden konnte.
Es ist der Beginn des 19. Jahrhunderts als sich Alexander von Humboldt (Albrecht Abraham Schuch, „Westwind“) auf den Weg macht, um die Welt zu erkunden. Einfach alles und jeden möchte er erforschen und vermessen. Auch der Mathematiker Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz, „Männerherzen“) liebt es Berechnungen anzustellen und tut dies auch rund um die Uhr in
seiner häuslichen Umgebung. Dort lernt er auch die Liebe in Form der ihm ebenbürtigen Johanna (Vicky Krieps, „Wer wenn nicht wir“) kennen. Humboldt dagegen bereist die exotischsten Orte der Welt und doch kann er sich nicht so frei entfalten wie sein französischer Reisebegleiter Aimé Bonpland (Jérémy Kapone, „LOL (Laughing Out Loud)“). Auf einem Naturforscherkongress soll es dann endlich zu einer Begegnung von Gauß und Humboldt kommen, die schon sehr in die Jahre gekommen sind. Genau aus diesem Grund wird Gauß auch von seinem Sohn Eugen (David Kross, „Der Vorleser“) begleitet. Während dieser jedoch nur für Ärger sorgt, nähern sich die beiden Koryphäen einander an und fühlen wie die Neugier von Neuem in ihnen geweckt wird.
Regisseur Detlev Buck erweist sich als genau der Richtige für diese Romanverfilmung. Mit seiner ganz eigenen humoristischen Ader, die sich in jedem seiner Filme (zum Beispiel „Rubbeldiekatz“ und „Männerpension“) wiederfinden lässt, trifft er exakt den Ton des Buches – unterhält auf kluge wie launige Art und Weise – und erschafft mit der Nutzung der 3D-Technologie noch einen visuellen Mehrwert. Im Besonderen die Nahaufnahmen von Max Giermann („Switch“) als patriotischer Militärsmann wissen durch elegant atmosphärisches 3D zu überzeugen, so wie auch die vielen mikroskopisch genauen wie farbenfrohen Landschaftsimpressionen (man drehte u.a. in Ecuador, in Teilen des Amazonasgebiets, aber auch in Görlitz in der Niederlausitz).
„Uns faszinierte der Roman, das Thema, die Figuren und der Humor sofort. Es geht um Entdeckungen, und als Filmemacher sehen wir uns selbst immer wieder als Entdecker.“ (Produzent Claus Boje zu dem Filmprojekt)
Beim Drehbuch half Daniel Kehlmann sogar selbst mit, überließ aber Buck den letzten Schliff der Überarbeitung. Auch er stimmte gern der 3D-Verwirklichung zu, da diese seiner Meinung nach viel mehr Echtheit und zugleich Distanzierung sowie Spielmöglichkeit mit sich bringe. So ist „Die Vermessung der Welt“ ein abenteuerlicher Film voller Poetik, Liebe zur Neugier, zum Schönen und visuell Überwältigenden geworden, der sich ohne Frage neben Kehlmanns Bestseller-Roman behaupten kann.
Kinostart: 25. Oktober 2012
Gesehen von: Hella Wittenberg