Gesehen: „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ von Peter Jackson

Der Herr der Ringe“-Fans werden darauf gewartet haben. „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ ist das lang ersehnte Prequel zu Peter Jacksons frenetisch gefeierter Trilogie, die auf den Romanvorlagen von J.R.R. Tolkien basiert. Aufgrund von Lizenzstreitigkeiten konnte man nicht, wie eigentlich geplant, zuerst die ebenso dreiteilige Kinoversion rund um den Hobbit Bilbo Beutlin erzählen. Mittlerweile ist der letzte Teil „Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“ fast 10 Jahre her, der Wunsch nach Nachschub wollte einfach nicht nachlassen und schließlich gaben sich alle Seiten einen Ruck, um jegliche Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Die Geschichte setzt 60 Jahre vor „Der Herr der Ringe“ an. Zu dieser Zeit ist der Hobbit Bilbo Beutlin (jung: Martin Freeman, „Sherlock“, alt: Ian Holm, „Aviator“) ein recht gemächlicher Zeitgenosse. Doch dann sucht der Magier Gandalf (Ian McKellen, „X-Men“) ausgerechnet ihn aus, um zusammen mit ihm und 13 Zwergen, deren Anführer Thorin Eichenschild (Richard Armitage, „Captain America: The First Avenger“) ist, auf eine nicht ganz ungefährliche Reise zu gehen. Er soll dem Trupp behilflich sein das Zwergenreich Erebor den ehemaligen Bewohnern wiederzubeschaffen. Dafür muss man gemeinsam herausfinden, ob dort noch immer der Drache Smaug sein Unwesen treibt oder ob dieser bereits weitergezogen ist. Nachdem der harmoniebedürftige Hobbit mit viel Mühe dazu überredet wurde, folgt schnell ein Abenteuer dem nächsten. Auf ihrem Weg trifft der ungewöhnliche Haufen auf Orks, Trolle, Wölfe und weitere Hindernisse, bei denen der kleine Hobbit schließlich unter Beweis stellen muss, dass er die Fähigkeit besitzt über sich selbst hinauszuwachsen.

Der Roman „Der kleine Hobbit“ ist ein Werk mit nur 330 Seiten. Doch Regisseur und Drehbuchautor Peter Jackson funktionierte das Ganze in ein dreiteiliges Epos um. „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ stellt somit nur den 169 Minuten langen Einstieg in die Fantasie-Welt dar. Mit dementsprechend viel Ausdauer widmet man sich der Einführung des zurückhaltenden Einsiedlers Bilbo Beutlin. Allein in der ersten Stunde befindet man sich fast ausschließlich in der Enge der Hobbit-Wohnung, wo sehr viel gegessen und diskutiert wird. Die effektvollen Action-Szenen sowie die Bekanntmachung mit Gollum (dessen facettenreiche Animation der Figur sehr gut getan hat – Andy Serkis, „Planet der Affen: Prevolution“, hat wieder einmal als menschliche Vorlage für die Animation beste Arbeit geleistet) hebt man sich für die letzte Stunde auf. Dort wird man letztlich in eine vielschichtige, düstere Welt voller Wunder gesogen, die umso interessanter wird durch Peter Jacksons verwendetes Digital-3D sowie die höhere Bildfrequenz – anstelle von 24 Bildern pro Sekunde gibt es hier 48 Bilder pro Sekunde zu sehen. Dies ist zu Beginn eine kleine Umstellung, aber verleiht dem Bild eine bessere Schärfe. Hinzu gesellt sich ein feiner Humor, welcher sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film zieht und selbst bei langatmigen Stellen dem Zuschauer ein Lächeln abringen kann.

Aber trotzdem bleibt dieses bildgewaltige Prequel hinter den Erwartungen zurück und kann eben nicht mit „Der Herr der Ringe“-Trilogie mithalten. Ein Grund dafür ist die Unschlüssigkeit, ob man den Albernheiten – es handelte sich schließlich bei der Vorlage um ein Kinderbuch – oder der kribbeligen Düsterkeit den Vortritt lässt. Bei der etwas eindimensional geratenen Geschichte ist noch viel Luft nach oben gelassen. In den zwei weiteren Teilen kann man nun auf mehr Tiefe der einzelnen Charaktere sowie der Story hoffen und sich auf ein weiteres eindrucksvolles Spektakel (im Besonderen in Bezug auf die Animation) rund um Mittelerde freuen.

Kinostart: 13. Dezember 2012

Gesehen von: Hella Wittenberg