Gelesen: „Ungeschminkt“ von Peter Criss

Sex, Drogen und Rock’n’Roll. Es könnte so einfach sein, ist es aber nicht. Peter „Catman“ Criss, Gründungsmitglied von KISS, veröffentlichte vor kurzem seine Autobiographie „Ungeschminkt“ in Deutschland.
Es hat ein wenig gedauert das Buch zu lesen. Die ersten Kapitel sind wirklich nicht gut geschrieben. Sie sind der ungefilterte Gedankenfluss eines Rockers über seine Kindheit zwischen Familie, Straße, Banden und die ersten Jahre als professioneller Schlagzeuger. Die Floskel „wo wie grade dabei sind“ wird überstrapaziert. Alls wirkt einfach konfus und zu komprimiert. Er raubt einem damit fast jedes Lesevergnügen.
Erst ab dem vierten Kapitel wird es besser und spannender. Es ist nicht nur der Zeitpunkt ab dem Criss anfängt mit Gene Simmons und Paul Stanley zu arbeiten, sondern es wird wesentlich angenehmer zu lesen. Die ganze Sprache wird flüssiger – es scheint fast so, dass es nicht genug Platz für sein Leben vor KISS gab, als er noch Peter Criscuola war.
Das Leben von Peter Criss ist eine Achterbahnfahrt. Er brach die Schule ab, um Schlagzeuger zu werden und endete bei einer der bekanntesten Bands der Welt. Der Mann entwickelte die Figur des Catman von KISS. Er nahm Drogen ohne Ende, feierte Orgien, verdiente Millionen, verlor fast genauso viel und der Leser erfährt jedes Detail.
Darüber hinaus teilt er Informationen über seine ehemaligen Bandmitglieder, die man nie wissen wollte. Paul und Gene sind eingebildet ohne Ende, macht- und geldgeil, feierten Orgien und sind Kontrollfreaks. Gene ist laut Criss wortwörtlich ein „Dreckschwein“ und die Kombination aus dessen Namen und dem Wort „machiavellistisch“ sind unzählbar. Noch etwas anderes ist unzählbar: sein Bekenntnis zu seinem Glauben. Immer wieder. Jede Nacht betet er…auch wenn Frauen komatös nach einer Orgie neben ihm liegen und er mit Koks zugedröhnt ist.
Das ganze Buch hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Man wundert sich darüber, wie oft Criss die gleichen Lügen glauben kann und immer wieder auf den gleichen Scheiß reinfällt. Man ärgert sich sogar regelrecht. Und es stellt sich das Gefühl ein, dass er der Vergangenheit viel zu sehr nachhängt und starke Tendenzen in Richtung Depression besitzt. Man wünscht ihm am Ende nur, dass er endlich Frieden findet und den anderen vergeben kann ohne zu vergessen.
Im Endeffekt ist das Buch gar nicht so schlimm zu lesen wie es die ersten paar Kapitel vermuten lassen. Man muss nur durchhalten. Er hat ja auch sein Leben bis jetzt gemeistert.
Ein kleiner Veranstaltungshinweis ist auch noch drin: wer schon immer Mal mit Peter Criss Rockstar spielen wollte, hat im August die Möglichkeit dazu. Im August diesen Jahres wird er beim Fantasy Rock’n’Roll Camp mit von der Partie sein. Informationen dazu gibt es auf seiner Internetseite. So nah kann man den aktiven Mitgliedern von KISS nicht mehr kommen.

https://www.petercriss.net/