Gelesen: „myboshi drinnenunddraußen“ von Thomas Jaenisch und Felix Rohland

Mit „myboshi – drinnen und draußen“ setzen Thomas Jaenisch und Felix Rohland ihre Häkelerfolgsstory fort. Kein Wunder, dass das Konzept von myboshi derart aufgeht, ist es doch so einfach wie überzeugend. Der Anfang der Geschäftsidee war, trendige Häkelmützen für jedermann zu kreieren, der keine Lust oder Zeit hat, die Nadel selbst in die Hand zu nehmen. Auf ihrer Webseite bieten die beiden Outdoor Freaks deshalb seit 2009 ihre Boshis an, die man sich virtuell ganz nach Wunsch in Farbe, Form und Style zusammen stellen kann. Aber auch (oder gerade) mit ihren Anleitungsbüchern setzt sich der Erfolg fort. Mitte September ist der nun dritte Band der Reihe erschienen.
Die myboshi Bücher sind allesamt perfekt für Einsteiger. Fast alle Anleitungen lassen sich grundsätzlich mit wenig Grundkenntnissen umsetzen. Das verschafft Erfolgserlebnisse und macht deshalb so viel Spaß. Dieser wird noch verstärkt durch die Aufmachung der Bücher, die jedesmal relativ schlicht ist, aber gerade deshalb überzeugt. Das Layout ist übersichtlich, die Modelle auf großformatigen, geschmackvollen Fotos ansprechend inszeniert. Das letztendlich Wichtigste, die Anleitungen, sind übersichtlich strukturiert, leicht nachvollziehbar und gut erklärt. Gleiches gilt für die Häkelbasics, die sich in allen drei Büchern im hinteren Teil befinden.
Wer mehrere Bände einer Reihe heraus bringen will, muss sich natürlich jedes mal etwas Neues einfallen lassen. Und so gibt es im aktuellen Buch neben neuen Mützenmodellen eine Auswahl von Home Assecoires zum Nachhäkeln. Das reicht von Decken, Teppichen und Kissen bis zu Zierkakteen, Stuhlbeinsocken und Eierwärmern. Bei letzteren drei verlässt mich persönlich dann doch die Häkellust. Sehr schick sind aber zum Beispiel die großen Otousan Kissen. Schwierig umzusetzen ist auch diesmal keines der Teile wirklich (höchstens die Kakteen, aber wie gesagt, hier passe ich), für einige, wie zum Beispiel die Decke, Modell Arata, oder den Kreisteppich Rafu, sollte man lediglich eine ordentliche Portion Geduld mitbringen.
Aber das Herzstück der myboshi Reihe sind natürlich nach wie vor die Mützen. Neun neue Modelle werden in „myboshi drinnenunddraußen“ erklärt. Auch hier sind für geübte Häkler selbst die mit der höchsten Schwierigkeitsstufe gekennzeichneten Mützen ziemlich leicht nachzuhäkeln. Mein Mann, passionierter Träger einer von mir gefertigten „Izumo“ (Anleitung aus „myboshi mützenundmehr“) bemäkelte bei der Durchsicht der neuen Modelle, dass diese, obwohl die Fotos sie allesamt als Unisex Modelle ausweisen, ihm persönlich bis auf die Mitaka doch etwas zu unmännlich sind. Es stimmt schon, die Mützen kommen fast alle eher verspielt, weniger sportlich daher. Aber das mag Geschmacksache sein.
Fester Bestandteil des Konzepts der myboshi Bücher ist das Erzählen kleiner Geschichten aus dem myboshi Universum. Leider fallen die kurzen Episoden in „drinnenunddraußen“ insgesamt nicht besonders spannend aus. Die Idee ist nett, da man die Geschichten nach einmaligem Durchlesen auf der Suche nach der nächsten Anleitung sowieso überblättert, könnte ich persönlich drauf verzichten.
„Myboshi drinnenunddraußen“ ist übrigens das erste Buch aus der Reihe, in dem sich alle Materialangaben auf die selbst kreierte myboshi Originalwolle beziehen. Das macht die Umsetzung, zumindest für jemanden wie mich, der aus Überzeugung gerne mit der Originalwolle arbeitet (sie ist einfach erstaunlich unschlagbar was Verarbeitung, Tragekomfort und In-Form-Bleiben angeht) noch leichter, da man auf Maschenproben in der Regel verzichten kann. Schade, dass es keine einzige Anleitung für die wirklich tolle myboshi Nr2 gibt. Sicher, da das Buch pünktlich zum Herbstanfang erscheint, ist die dünne Sommerwolle bei den Mützen wahrscheinlich eher nicht angebracht. Aber im Bereich der Homedeko hätte sie meinetwegen gut und gerne noch einmal zum Einsatz kommen können.
Seit kurzem liegt in den Läden übrigens bereits die myboshi Nr3 aus, eine reine Schurwolle. Vielleicht gibt es dafür demnächst ja wieder eines der kleinen Anleitungsheftchen, mit denen man die Wartezeit bis zum nächsten Band der Reihe überbrücken kann. Außerdem hauen die Herren Jaenisch und Rohland immer mal wieder schicke Gratisanleitungen raus, im Sommer zum Beispiel für dieses tolle Bikini Oberteil oder zuletzt, rechtzeitig zum Oktoberfest, für eine schnieke Tasche in Lebkuchenherzform. Außerdem gibt es ab sofort Tipps, Tricks und Ideen auf der neuen Webseite www.selfmade-boshi.com. Man muss es den beiden einfach lassen – sie haben denn Häkelspaß eindeutig mit dem Löffel, äh, der Nadel gefressen.

Gelesen und gehäkelt von: Gabi Rudolph
Coverfoto (c) Frechverlag

„myboshi drinnenunddraußen“ von Felix Rohland und Thomas Jaenisch, TOPP im Frechverlag, ISBN 9783772463334, 14,99 €