Gehört: Wallis Bird „Architect“

Vieles im Leben von Wallis Bird hat sich in den letzten Jahren geändert und die Singer-Songwriterin aus Irland dazu bewegt, auf ihrem aktuellen Album einen kleinen musikalischen Triumph zu vollziehen. “Architect” ist das vierte Album von Wallis Bird und wird ab dem 11.April erhältlich sein. Nach vielen Jahren in London zog es die Musikerin letztes Jahr nach Berlin und die Impulse der Stadt, das Leben an der Spree und die neuen musikalischen Einflüsse sprudeln geradezu aus dem Album heraus. Diese Weiterentwicklung zieht sich vor allem in Form von elektronischen Klängen und Beats wie ein roter Faden durch die Platte und lässt sie trotzdem nicht in eine musikalische Schublade stecken.
Denn von Genregrenzen hat sie sich noch nie beeindrucken lassen. Da die zweifache irische Musikpreis-Gewinnerin und Choice Award-Nominierte 2013 dieses Album alleine, zu Hause aufgenommen hat, konnte sie sich einfach mal rücksichtlos gehen lassen, von einem Genre zum anderen springen und alle persönlichen Einflüsse und Erfahrungen einspielen lassen.
Auch das Gitarrenspiel, das bei ihren vorherigen Alben eine zentrale Rolle gespielt hat, ist reduziert. Dazu muss man wissen, dass sie als kleines Mädchen alle Finger der linken Hand bei einem Unfall verloren hat. Diese konnten, bis auf den kleinen, zwar wieder angenäht werden, doch sie spielt das Instrument saitenverkehrt, ohne die Saiten umzuspannen. Das gibt ihr einen ganz eigenen Stil und legte den Grundstein für eine beeindruckende Karriere in den letzten sieben Jahren. Mit drei Alben, mehr als 600 Shows weltweit und als Vorband von The Gossip, Ina Müller oder Emiliana Torrini hat sie sich ihre Fans Stück für Stück erfolgreich erspielt und sich selbst immer weiter entwickelt. Wallis Bird zeigt uns ihre musikalische Vielfältigkeit: Sie kann flüstern aber auch schreien und ihre Euphorie sowie ihr Leiden drückt sie perfekt in Noten und ihrer rauen faszinierenden Stimmen aus und liefert damit ein neues, facettenreiches Album.
In dem Album geht es darum, sein eigener Architekt des Lebens zu sein, Kontrolle zurück zu gewinnen, alte Gewohnheiten abzulegen und neue Freiheiten zu gewinnen. Und all dies ist am besten im Opening Track “Hardly Hardly” dargestellt; eine clubtauglich und euphorisch gefüllte Hymne an den Zuhörer seine eigene Sorgen endlich abzulegen – „live your life“. Das zweite Stück, „I Can Be Your Man“, ist langsamer, sexy, macht süchtig und hat großes Potential ein neuer Ohrwurm zu werden. Mit provokativem Groove, untermalt mit elektronischen Einflüssen prüft sie die eigene Sexualität und Geschlechterrollen und fordert den Zuhörer regelrecht zum Tanzen auf. Und Lust zum Tanzen hat Wallis Bird. Dafür sorgen die Beats und Streicher in ihrem Song „Gloria“, welche sie mit demonstrativen Texten wie „You wanna leave me honey, then I suggest you pack up and go“ selbstbewusst unterlegt.
Mit Tracks wie „The Cards“ oder „River Of Paper“ gewährt sie ihrem Schmerz und ihrer Sehnsucht mehr Raum. Zunächst relativ ruhig besungen, enden die Lieder mit einem rauen Ende. So funktioniert auch der Song „Hammering“ – sanfter Beginn und am Ende geht sie noch einmal aufs Ganze. Aber Wallis Bird lässt sich von diesen Weltschmerz natürlich nicht einfangen und liefert weitere groovende und tanzbare Tracks wie „Daze“ oder „Communion“.
Mit „Architect“ beschert uns Wallis Bird eine moderne Platte verschiedener Stilrichtungen, mit der sie vermutlich auf dem besten Weg zu einem weiteren erfolgreichen Karriereschritt ist. Die Songs über die dunklen Seiten der Vergangenheit und die scheinbaren Bindungen der Zukunft lassen viel Raum für den eigenen ganz persönlichen Bezug. Demzufolge hinterlässt Wallis Bird ein Album, auf dem es einiges zu entdecken gibt und das sicherlich die verdiente Anerkennung einbringen wird.
Ihre neuen Songs wird sie nach dem Album Release im Mai bei einer kleinen Europatour live vorstellen. Noch sind ihre Konzerte nicht ausverkauft, aber das kann sich nach dem Album Release jederzeit ändern.

VÖ: 11.04.2014

Gehört von: Anne Schubert

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