Die vier Briten von Tribes mögen es gern simpel. Dies impliziert bereits ihr Bandname, den sie der Geschichte zufolge nach langer Suche schlichtweg von einem Buch abgelesen haben sollen. Die Wahl fiel auf das kurze Wörtchen, da es so herrlich eingängig sei. Ebenso rund und in sich schlüssig gestaltet sich auch ihr 11 Songs umfassendes Debütalbum „Baby“. Sehr rockig, hier und da ein bisschen Drama, aber vor allem unbeirrt ins Ohr gehend. Als Einflüsse nennen sie u.a. Nirvana und Pavement und doch fühlt man sich das eine oder andere Mal auch arg an die Platten der guten alten Libertines erinnert.
Das sollte ein nicht allzu schlechter Start für die Band rund um Sänger Johnny Lloyd sein. Aber die Herren nehmen Schubladen und das ganze Tohuwabohu nicht zu ernst. Selbst als sie noch mitten im Stimmbruch und Wachstumsschüben waren, machten sie teils gemeinsam, teils getrennt von einander Musik und so fühlte es sich nur natürlich an ein paar Shows, ohne großen Plan dahinter zu machen. In England mag man die noch junge Band, einschlägige Magazine wählten das Album gar zur Platte des Monats. Die 4 sehen schließlich auch wie Abziehbilder einer Klischee-Rockband mit höflich desinteressierten Gesichtsausdruck aus. Aber reicht das wirklich, um sie für eine längere Zeitspanne in Erinnerung zu behalten? So richtig überzeugend will das Kopfnicken nicht zustande kommen. Die Vergleiche zu Wegbereitern wie es die Libertines waren, hinken nicht – manchmal fügen sich die Tribes nur ein wenig zu gut in den vorhandenen Einheitsbrei ein. Doch Konzerte können sie spielen, das liegt ihnen wirklich. Am ersten März soll es dann auch so weit sein und sie spielen im Berliner Privatclub. Dann wird man sehen, ob sich noch jemand an das Album erinnert. Die Pixies waren jedenfalls von dem Erfolg von Stücken wie dem schunkeligen Opener „Whenever“ oder dem ruhigeren „Nightdriving“ überzeugt und wollten die Band als Support für einige Gigs haben. An diesem Punkt mussten sich die Jungs so allmählich darüber im Klaren werden, dass sie das Band-Ding so richtig durchziehen sollten.
So schnell und flüssig wie es mit diesem umfassenden Musikerjob los ging, so verliefen auch die Albumaufnahmen in Liverpool. Alle Songs wurden live eingespielt und genau das gibt „Baby“ den kratzigen wie auch frischen Vibe, um wenigstens etwas in der Masse aufzufallen. Gut gelaunt kommen Tribes daher, wie man beispielsweise auch in ihrem Video zu „We Were Children“ begutachten kann, wo sie sich ganz und gar dem wilden Publikum entgegen stellen. Nach Meinung der Band möchte man bei all dem Leicht- und Frohsinn aber nicht den aktuellen Trends nachgejagt sein, sondern sie waren einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
„I realized that there’s no point being in a band if you’re not gonna be one of those life-changing bands. Not the one’s you stroke your chin too, the one’s you beat your heart plate to.“ (Zitat: Johnny Lloyd)
Ob die Rede von Glückskindern oder schnittigen Langweilern sein wird, muss die Zeit erst noch zeigen.
VÖ: 27. Januar 2012
Gehört von: Hella Wittenberg