Gehört: Revere „My Mirror/Your Target”

Ganze vier Jahre mussten Fans von Revere auf den Nachfolger ihres Debütalbum „Hey! Selim“ warten und ihnen finanziell über die Crowdfounding Plattform Pledge unter die Arme greifen. Das Warten auf „My Mirror/Your Target“ (VÖ: 23. Mai) hat sich gelohnt. Im Prinzip machen die Briten Rock, musikalisch deutlich eingefärbt von ihrer Heimat. Aber da der einfache britische Rock schon etwas ausgenudelt ist, sind in der siebenköpfigen Kapelle auch klassische Instumente vertreten. Cello, Violine und Piano geben ihrer Musik eine etwas andere Richtung. Auf dem Album kommen bei dem ein oder anderem Lied noch zusätzlich eine Bergwerks-Blaskapelle zum Einsatz. Zusammen werden die Songs auf ihrem zweiten Album „My Mirror/Your Target“ zu einer vor Melodie und Energie nur so übersprudelnden Mischung.
Es gibt ein paar richtig schöne Ohrwürmer auf dem Album. Da ist gleich der erste Song „I Won’t Blame You“, der schon auf repeat laufen könnte: treibendes Schlagzeug und Gitarren und ein eingängiger Text. Wobei man – wie schon bei anderen Bands wie Kaiser Chiefs oder Maximo Park – nicht immer weiß, ob der Text nur sich zum mitgrölen eignet oder auch eine tiefergreifende Message dahinter steckt. Auch der zweite Song „Keep This Channel Open“ wartet mit ähnlich mitnehmen Melodien auf. Die Songs sind dazu gemacht mit zu tanzen und Zeilen wie „open on your radioooo“ laut mitzusingen. Und so geht es erst einmal weiter auf dem Album – hoch energetische Songs, gemacht um in den Hirnwindungen auf ewig widerzuhallen. So ist zumindest das Gefühl.
Die erste Atempause kommt mit „A Road From The Flood“, für das sie sich noch Bläser zur Unterstützung geholt haben. Da wird die Melancholie am Anfang des Songs noch verstärkt. Es ist die Einleitung zu einer anderen Seite der Band. Während die Songs, vor allem am Anfang, für ein Single Dasein gemacht sind mit der Rockseite der Band im Vordergrund, verschwindet diese Seite im Hintergrund.
Im ersten Moment wirken diese Songs schwächer, sie sind nicht so eindringlich, sie sprechen vielleicht einfach nicht auf Anhieb den Tanzinstinkt an. Bei „Landlock’d“ zum Beispiel singt Ben Christophers von Bat For Lashes zusammen mit drei anderen Gastsänger/innen mit – es ist ruhig und fast Folk. Die klassischen Instrumente sind deutlich in den Vordergrund gerückt. Die vielschichtigen Melodien tun sich erst nach mehrmaligen Hören richtig auf. Im Vergleich zu den ersten Songs wirkt es wie eine ganz andere Band, fast schizophren, aber in beiden Bereichen sind sie sehr gut. Bei ersten Hören ist es nur ein wenig irritierend.
Die erste Single in Deutschland heißt „These Halcyon Days“ und ist erst in der zweiten Hälte des Albums zu finden. Er gehört zu der Kategorie mitreißender Rocksong über die friedlichen Tage bevor uns gesagt wurde wie wir und richtig zu verhalten haben.

REVERE – These Halcyon Days from REVERE on Vimeo.

„My Mirror/ Your Target“ erscheint heute bei uns und kann Anfang Juni auch live erlebt werden:

04.06. Köln, Blue Shell
05.06. Berlin, Privatclub

Zum Abschluss noch ein Video zu „Keep This Channel Open“ – ein Aufruf mal alle fünfe grade sein zulassen, inbesondere, wenn man in düsteren, grauen Fabrikhallen arbeitet.

https://www.revereonline.co.uk/

Gehört: Dörte Heilewelt