Musik aus Schweden begeistert uns immer. Und auch wenn sich der Name Jennie Abrahamsonnoch nicht in alle Köpfe festgesetzt hat, ist sie ist auf dem besten Weg dahin. Seit dem 29. August ist das vierte Album der zierlichen Schwedin, die gern auch mal mit Kate Bush verglichen wird, endlich bei uns erhältlich. „Gemini Gemini“ wird durch die Herren von Trickser veröffentlicht und deren Geschmack zahlt sich mal wieder aus. Das Album ist treffsicher und stimmig und Jennie verleiht den poppigen Melodien mit ihrer zarten Stimme eine gewisse Süße.
Einige Träume von Jennie Abrahamson haben sich bereits verwirklicht. Als sie 2011 ihr drittes Album „The Song Of Your Beating Heart“ veröffentlichte und als Livemusikerin in Ane Bruns Band mit Peter Gabriel on Tour war, ging ein Kindheitstraum für sie in Erfüllung. Kurz darauf hat sich eine feste Freundschaft zu dem Musiker entwickelt, der sie daraufhin persönlich einlud, auf der nachfolgenden Konzerttour in seiner Backing Band zu performen. Trotz des Erfolges, steckte sie bald in einer chaotischen Phase fest, die sie selbst als eine Müdigkeit über das Musikbusiness betitelte. Glücklicherweise hat sie diese als Sprungbrett für eine kreative Zeit genutzt und die Freude des Musikmachens wieder entdeckt.
Abrahamson hat sich daher bei der Produktion des neuen Albums viel Zeit gegönnt und es auf eine Reise durch alle Jahreszeiten mitgenommen – und das zahlt sich aus. Dieses Werk ist ein Ergebnis, das sich aus 80er-Jahre Musik, skandinavischem Sound sowie langsamen, hellen und lauten, drummigen Rhythmen zusammensetzt. Unterstützung fand sie dabei von ihrem langjährigen Begleiter und Co-Produzent Johannes Berlund, der unter anderem The Knife, Shout out Louds, Owen Pallett und Jenny Wilson produziert hat. Es finden sich zudem weitere Gastmusiker auf dem Album wie beispielsweise Mikael Häggström (Jenny Wilson, Ane Brun, Nåden), Kawala Flötist Roland Keijser, Sängerin und Cellistin Linnea Olsson. Aber trotz der vielen unterschiedlichen Einflüsse bleibt Abrahamson ihrem komplexen Stil treu. Ihre zarte Stimme dominiert in diesem Werk und wird nur durch klare minimalistische Töne gestützt.
Bereits beim Opener „Snowstorm“ und dem Song „Lets Have A Child“ zeigt sie ihre große Liebe zum Detail und packt asiatische Klänge und elektronische Spielereien als abwechslungsreiches Arrangement zusammen. Mit den Songs „Phoenix“ und „6 Lake Geneva“ zeigt Jennie ihre zarte Seite und manchmal erkennt man beim Hören ein Klangvolumen, das auch Cyndi Lauper geprägt hat. Dies zeigt sich vor allem bei dem Pop-Track „Entity“ welcher Anleihen aus den 80er-Jahren aufweist und regelrecht auffordert, die Tanzschuhe rauszuholen.
In dem ganzen Album gibt es reichliche Facetten zu entdecken, ob karibische Rhythmen oder orchestrale Passagen wie bei dem Track „The War“. Rollende Beats und originelle Melodien werden mit dem lyrischen Weckruf zum Feminismus und dem Kampf der Gleichberechtigung getrieben.
Jennie Abrahamson beweist, dass gut gemachte Popmusik nicht langweilig ist. Ihre abwechslungsreiche Mischung erinnert an Robyn, Nina Kinert oder Lykki Li, auch wenn ihre Songs verspielter und bunter wirken. Damit hat Jennie sicherlich gute Chancen in Deutschland ihren Erfolg zu untermauern. Und nach Durchhören des Albums will man eigentlich direkt den nächsten Urlaub in Schweden buchen.
VÖ: 29.08.2014
Gehört von: Anne Schubert