Wenn Mike Skinner „The Streets“ verlassen beziehungsweise aufgeben sollte, dann wird das in gleicherweise geschehen wie er kam. Einfach so.
Der Künstlername des Ein-Mann-Projektes rührt daher, dass der englische Hip-Hopper Wert auf Authentizität legt. Wie etwa die Texte, die das alltägliche Leben reflektieren und beleuchten: Eben Musik von der Straße. 1978 geboren, führte der Brite aus Birmingham ein normales Leben. Pub, Bier, Football, Freundin und eben Musik. Von diesen alltäglichen Themen handeln seine nonchalanten Texte, die im Jahr 2002 den Nerv einer Generation trafen. Am heimischen Laptop entstand ein von der Kritik als fantastisch und unkonventionell gefeierter Erstling „Original Pirate Material“. Seitdem hat das Generationssprachrohr seinen festen Platz in der Hip-Hop-Szene Great Britains.
Man kann sagen, der Brite habe die kalkulierte Kunstlosigkeit etabliert, den urbanen britischen Sound neu erfunden oder einfach nur Glück gehabt, doch ist er jede Sekunde authentisch. „Computers And Blues“, mit poppigen und catchy-Hooklines versehen, kann man nicht widerstehen. Der Birminghamer war offensichtlich auf den Straßen und hat sich umgehört. Das Geschriebene ist clever und verständig, beweist Urteilsfähigkeit. Dann sind da aber auch faule Schummeleien, die als Humor durchgehen wollen.
Der Titel des Albums hält, was er verspricht. Die Melodien sind bluesig und funky, durchzogen von Tetris-Synth-Sounds. Dazu stampfen dann noch die Beats daher („Roof Of Your Car“). „Can’t google the solutions“ rappt der urbane Skinner in „Puzzled By Peopel“. Poppiger und souliger Großstadt-Hip-Hop. „We Can Never Be Friends“ ist old school vom Feinsten, einfache Drums, ebenso die simple Gitarre und dann der orginelle Flow des Birmingham-Boy – Das Gitarrensolo erinnert an Aerosmith, die schon Run-D.M.C. und Eminem aushalfen.
Aber da sind auch noch die unausgewogenen und platten Nummern wie „Blip On A Screen“. „Trying To Kill M.E.“ ist ein episches, mit Streichern und Piano geladenes Stück über Abhängigkeit, während das darauffolgende „Trust Me“ Spaß macht. Eine leichte Nummer, die zum Rollerskaten im Sonnenschein auffordert.
Die eine Hälfte von „Computers And Blues“ klingt so vital, innovativ und wichtig wie die besten Stücke von The Streets. Die Texte sind immer noch dynamisch und voller musikalischer Schärfe. Doch Skinner, dessen Debüt-Album mehr als eine Millionen Mal über den Ladentisch wanderte, erweckt den Eindruck, dass er schon mit einem Fuß in der Tür, Richtung Straße, steht. Dennoch ist es mit ihm ein wenig wie mit dem Fußballspieler Lionel Messi. An guten Tagen spielt er immer noch besser als die Anderen.
Das fünfte Album würde einen würdigen Abschluss darstellen. Mike Skinner hat einmal verlauten lassen, dass „The Streets“ mit einem lauten Knall von der Bühne verschwinden werden und das letzte Album „dunkel und futuristisch“ sein werde, inspiriert von Synthesizer-Sounds. Manchmal unnachahmlich, manchmal unrein und fehlerhaft, doch immer noch eine dichte, intensive Ansammlung Skinner’scher Tracks.
Gehört von: Sebastian Schelly
„Computers And Blues“ erscheint am 18. Februar.