Gehört: Provinz „Zu spät um umzudrehen“

Erst im September letzten Jahres veröffentlichten Provinz ihr Debütalbum „Wir bauten uns Amerika“. Dass der Hype um die vierköpfige Band noch immer kein Ende findet und nun die Musikwelt erneut mit sich reißt, beweisen sie uns mit ihrer heute erscheinenden EP „Zu spät um umzudrehen“.

Der Spätsommer, der aufgrund der zwar restlos ausverkauften, aber am Ende ausgefallenen Tour „Wir bauen euch Amerika“, ruhig ausfiel, brachte Zeit zum Schreiben. Nun sind die Ravensburger Jungs zurück mit fünf Tracks, von denen die beiden bereits veröffentlichten Singles „Großstadt“ und „Hymne gegen Euch“ schon begeisterten. Die Songs lassen sich schnell den Vieren zuordnen: Gefühlsgeladene Texte und Frontmann Vincent Waizeneggers unverwechselbare Stimme, Produzent Tim Tautorat (u.a. AnnenMayKantereit, Faber) sorgt wieder für den typischen Provinz-Sound.

Entgegen Vincents Gedanken, dass Gesellschaftskritik und politische Äußerungen im Songwriting immer noch eher selten seien, überrascht die Band mit politischen und existenziellen Thematiken, wie zum Beispiel in „Hymne gegen Euch“, das den Auftakt der EP macht. Thematisiert wird unter anderem die Black Lives Matter-Bewegung und Querdenken-Szene. Damit gehen Provinz mit gutem Beispiel voran, sich als junger Mensch politisch zu äußern und appellieren an die Zuhörer:innen, sich zu trauen sich zu Themen zu äußern und Stellung zu beziehen.

„Was, wenn ich dir sage, du bist nicht alleine?
Du bist wütend und wirfst keine Steine
Sie sagen. die Jugend ist deprimiert
Sie sei an Politik nicht interessiert
Sie meinen weiter, jeder kämpft alleine
Aber wieso sind wir dann so viele?
Aus stummem Protest wird eine Horde“

Neben politischen Impulsen ist der vierte Track „22“ eine beeindruckende Mutter-Ode, die mit leisen Pianoklängen unterlegt ist. Sie zeigt genau, wie der Rest der EP, wofür wir Provinz schätzen: für gefühlvolle Ehrlichkeit über die Zerrissenheit junger Menschen. Sie nehmen uns mit ihrer Musik förmlich in den Arm und verpacken verschiedenste Themen in Hymnen, die uns nostalgisch werden aber gleichzeitig tanzen lassen.

Die letzten Monate haben Spuren hinterlassen. Zwischen einer Welt, die still stand und einem gesellschaftlich bewegten und unruhigen Jahr, zeigt sich die Band ziemlich reflektiert. Noch nie waren Herz- und Weltschmerz so dicht beieinander. Wie zu erwarten, liefern die Newcomer mit ihrer neuen EP wieder ab und wir drücken die Daumen, dass wir die Songs bald auf der Bühne hören dürfen.