Gehört: „Moping In Style: A Tribute to Adam Green“

Eine Hommage an einen lebenden, atmenden, durchgeknallten Künstler mag zunächst ungewöhnlich erscheinen. Veröffentlichungen von Coverversionen, die mit aufrichtigen Erklärungen des Respekts und der Inspiration einhergehen, werden oft für die Zeit aufgespart, in der ein Musiker die Bretter, die die Welt bedeuten, wieder verlassen hat. Wenn man jedoch den unorthodoxen Stil des kultigen Singer-Songwriters Adam Green in Betracht zieht, gepaart mit der jüngsten Welle der Nostalgie für die New Yorker Indie-Rock-Szene der frühen Nullerjahre (Greens Band The Moldy Peaches ist Teil des Buches und dessen Dokumentarfilm-Adaption „Meet Me In The Bathroom“ enthalten), wirkt „Moping In Style: A Tribute to Adam Green“ doch recht passend. 

Diejenigen, die ihn kennen, wissen, dass Green für sein einzigartiges und oft bizarres Songwriting-Talent bekannt ist, das sich über eine Solokarriere von mehr als zwanzig Jahren erstreckt. „Moping In Style“ versammelt eine beeindruckende Auswahl an etablierten und neueren Künstler*innen wie Jenny Lewis, Sean Ono Lennon, Frankie Cosmos und Joanna Sternberg, die Songs von Greens Debüt-Soloalbum „Garfield“ bis hin zu seinem jüngsten Album „That Fucking Feeling“ covern. Das Projekt unter der Leitung des befreundeten Anti-Folk-Musikers Turner Cody (der selbst ein funky Cover von „Hairy Women“ beisteuert) nahm mehr als ein Jahr in Anspruch und zeigt Greens bemerkenswerte Bandbreite und sein Talent als einer der führenden Indie-Rock-Songwriter der letzten zwei Jahrzehnte.  

Einige der prominenten Beiträge zu dieser Hommage stammen von Greens langjährigen Freunden und Kollegen aus der Anti-Folk-Szene, wie Ben Kweller, Devendra Banhart und Jeffrey Lewis. Die Eröffnungsversion von „We’re Not Supposed To Be Lovers“ ist ein intimes Klavierduett von Regina Spektor und Jack Dishel, die beide Teil der New Yorker Szene der frühen Nullerjahre waren, wobei Dishel neben Green bei The Moldy Peaches spielte. Die Neuinterpretation des Paares als Duett fühlt sich intim an, und der Einsatz von Glocken in Verbindung mit der Veröffentlichung des Albums im Dezember könnte dazu führen, dass dieses Cover in einige Weihnachts-Playlists aufgenommen wird. Devendra Banharts typischer Soul und seine Sensibilität verschmelzen zu einer zarten, verträumten Version von „Pay The Toll“, während Jeffrey Lewis eine vertrautere Coverversion von „Bartholemew“ darbietet, die mit Verkehrsgeräuschen im Hintergrund gespickt ist. Während diese Cover größtenteils Greens ursprünglichen Visionen treu bleiben und sein einzigartiges Talent für Melodien beleuchten, ist Ben Kwellers unverwechselbare Interpretation von „Her Father and Her“ einer der auffälligsten Tracks des Tributs. Greens enger Freund Kweller tauscht die spärliche Akustikgitarre gegen einen intensiven Klaviereinsatz aus, bevor sich das Ganze gekonnt zu einer ausgewachsenen Mörderballade entwickelt, die an Nick Cave erinnert. Ein anschwellender, bedrohlicher Track von schwerem Ausmaß, bei dem man fast erwartet, dass er aus seinem 3 Minuten Konstrukt ausbricht und sich zu einem ausufernden Epos entwickelt. 

Für Hörer*innen, die mit Greens Originalaufnahmen vertraut sind, sind Beiträge wie die von Kweller, die die Songs in völlig neue Richtungen führen, wahrscheinlich von größerem Interesse. Den Vorgeschmack einer völlig neuen Interpretation liefert die Version von „Baby’s Gonna Die Tonight“ von The Lemon Twigs, die den ursprünglichen Lo-Fi-Indie-Rock-Song in einen vollwertigen, von den 1970er Jahren inspirierten Stampfer verwandelt. Die hochfliegenden Harmonien der D’Addario-Brüder gepaart mit den Keyboards des Tracks sind verdammt euphorisch und betteln darum, immer wieder gespielt zu werden. Eine weitere Neuaufnahme ist Binki Shapiros „Getting Led“, eine angenehme Überraschung, da das Original mit Green sanftem Gesang und den von den Sechziger Jahren inspirierten weiblichen Backing Vocals dem 2013 veröffentlichten Duett-Album von Green und Shapiro sehr ähnlich ist. Hypnotische Gitarren und Beats, über denen Shapiros schwülstiger Gesang thront, verleihen dem Stück ein moderneres Gefühl, während die verlängerte Songlänge ein beruhigendes, von Grooves getragenes Outro ermöglicht.

Eine weitere herausragende Neuinterpretation ist Kyp Malones (TV On The Radio) Version von „Drugs“, die Greens Song nicht nur in eine neue Richtung lenkt, sondern ihn an die Hand nimmt und ihn in eine dunkle Gasse und hinein in eine Crack-Höhle führt. Obwohl Green für seine bizarren und vulgären Texte bekannt ist, versteht er es meisterhaft, diese mit seinem warmen Bariton und üppigen Melodien zu kontrastieren – manchmal sogar mit einer edlen Streichergruppe – um seine gewagten Inhalte mit einem Cartoon-artigen Schurkenfurnier zu umhüllen. Greens Aufnahme von „Drugs“ ist ein Paradebeispiel für diesen gekonnten Drahtseilakt, wobei das Original eine amüsant-schelmische Note hat, untermalt von einer munteren Geige. Im Gegensatz dazu ersetzt Malone den fröhlichen Gesang mit einer grüblerischen Stimme (man stelle sich vor, Scar aus König der Löwen singt über seine Liebe zu Heroin) und säuselt über einen beunruhigenden Backbeat hinweg. Im Umkreis von zehn Meilen gibt es keine Geige in diesem schwermütigen, schäbigen Liebesbrief an die Drogen, und folglich hebt sich die Wiedergabe als bedrohliche Variante von Greens heiterem Original ab.

Der Geist von Greens charakteristischer, augenzwinkernder Absurdität und Rock-Pastiche wird wahrscheinlich am besten durch den Albumabschluss „Musical Ladders (alt)“ von The Dooors (Anmerkung: kein Tippfehler, Dooors wird tatsächlich mit 3 O’s geschrieben) repräsentiert. Der Song ist zunächst verwirrend, da Father John Misty bereits zu Beginn des Albums eine originalgetreue Wiedergabe von „Musical Ladders“ dargeboten hat. Noch verwirrender wird es, wenn man erkennt, dass es sich hier um eine mysteriöse Doors-Tribute-Band handelt, die den Text von „Musical Ladders“ im Wesentlichen über die Melodie von „Riders of the Storm“ singt. Manch einer mag das idiotisch finden, aber es ist genau die Art von exzentrischem, bizarr-dumm-komischem Sweet Spot, für den Green gefeiert wird. Am Ende der 6-minütigen psychedelischen Neuinterpretation (fast dreimal so lang wie Greens Version) erscheint ein anderes Ende der Tribute-Platte undenkbar.

„Moping In Style“ ist eine Fundgrube an Coverversionen (26, um genau zu sein!), die so schräg, wunderbar und vielfältig sind wie das Innenleben von Adam Greens Gehirn. Die Hommage wirft ein Licht auf Green als einen der führenden Indie-Rock-Songwriter der letzten zwei Jahrzehnte und zeigt den gegenseitigen künstlerischen Respekt zwischen Green und den Mitwirkenden der Platte. Für eingefleischte Green-Fans wird „Moping In Style“ zweifellos neue Perspektiven auf ihre Lieblingssongs eröffnen und ihnen wahrscheinlich neue musikalische Talente vorstellen, die es zu entdecken gilt. Und denjenigen, die Green bisher noch nicht kannten, wird „Moping In Style“ sicherlich als Einstiegsdroge in den kaleidoskopischen, berauschenden und unnachahmlichen Back-Katalog von Adam Green dienen.

Der Beitrag ist ursprünglich auf Englisch erschienen und wurde ins Deutsche übersetzt.