Gehört: Courtney Barnett „Tell Me How You Really Feel“

Drei kreative Jahre sind seit Courtney Barnetts überaus erfolgreichen Debüt „Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit” vergangen. Dieses bescherte der Australierin Fans weltweit, Music Awards und eine Grammy Nominierung. Sie ging sogar mit Jack White ins Studio.
Nach dem Projekt mit Kurt Vile, „Lotta Sea Lice“ aus dem letzten Jahr, erscheint nun heute ihr zweites Solo-Werk „Tell Me How You Really Feel“. Der Teaser gab winzige Einblicke mit angespielten Songschnipseln und die vorab veröffentlichte Single „Nameless, Faceless“ versprach ein rockig rotziges neues Album.
Hinter dem Titel steht keine leere Floskel, sondern die ernsthafte Aufforderung an den Hörer, mit ihr seine Gefühle zu teilen. Gehen die Fans auf Courtneys Website, dann können sie diese tatsächlich aufschreiben und den Titel nennen, der ihre Gefühle widerspiegelt. Tatsächlich ist es auch ein sehr gefühlvolles Album geworden. Schon die Eröffnung mit „Hopefulessness“ bereitet den Hörer darauf vor. Ungewöhnlich, dass dieser Song mit seinem simplen Gitarrenriff und Courtneys leiser eindringlicher Stimme den Auftakt bildet. Fast schon düster und deprimierend, doch das Ende ist fulminant und kraftvoll.
Mit diesem Schluss nimmt das Album dann Fahrt auf und erklimmt nach „Nameless, Faceless“ in der Mitte mit „I´m Not Your Mother, I`m Not your Bitch“ fast schon seinen Höhepunkt. Da ist sie wieder, die neue Heldin des Punkrock. 1:50 reichen aus. Ihrem Idol Patty Smith wird das gefallen.
Danach ist man als Hörer eigentlich richtig drin, und schon kündigt sich mit dem vorletzten Titel „Walkin“ On Eggshells“ mit seiner etwas überraschend klaren Melodie das Ende an. Den wehmütigen Abschluss bildet „Sunday Roast“. Und damit wird es rund, denn genau wie zu Beginn bestimmt hier ihre zarte Stimme den Song.
Ja, Courtney Barnett eröffnet uns ihre Gedanken- und Gefühlswelt und lässt uns mit hinein. Direkt und mutig reflektiert sie sich und ihre Mitmenschen. Die Lieben, die Bösen, die Liebenden. Menschen, die sie sehr genau kennt, genau so wie Fremde. Deshalb ist es absolut glaubwürdig, wenn sie ihre Fans noch besser kennenlernen möchte und sie auffordert: „Tell Me How You Really Feel“.

Courtney Barnett Live:

11.06.18 Berlin, Astra Kulturhaus
13.06.18 Köln, Live Music Hall

Gehört von: Katja Mentzel

www.courtneybarnett.com.au