Gehört: Brian Fallon „Local Honey“

Es sei sein bisher persönlichstes, sagt Brian Fallon über sein neues Album „Local Honey“, das am 27. März erschienen ist.  Es ist nach „Painkillers“ (2016) und „Sleepwalkers“ (2018) das dritte Solo-Album des ehemaligen The Gaslight Anthem-Frontmanns. Zwar umfasst „Local Honey“ nur acht Songs, aber dafür hat Fallon sein ganzes Herzblut hineingegeben und die Platte gemeinsam mit  Grammy-Gewinner Peter Katis (The National, Interpol, The War on Drugs) produziert und über sein eigenes Label „Lesser Known Records“ veröffentlicht.

Schon beim Hören der vorab erschienenen Singles war ein deutlicher Unterschied zu vergangenen Veröffentlichungen zu bemerken. Es werden ruhigere Töne angeschlagen, die früher deutlichen Rock’n’Roll Einflüsse sind kaum noch vorhanden. Dies zieht sich auch wie ein roter Faden durch das gesamte Album, und zwar absolut gewollt. Brian Fallon selbst sagt, dass seine „Rockstar Days“ entschieden hinter ihm liegen. Mit seinem Herzensprojekt „Local Honey“ hat er, wie er sagt, nun die Platte veröffentlicht, die er schon immer machen wollte und die seine persönliche und musikalische Entwicklung der letzten Jahre widerspiegelt:

“I want people to see where I am now. I’m 40, I’ve got two kids, a wife, a house—that’s who I am. I’m not really trying to do any thing, I’m trying to step away from that. I just want to tell stories and write songs that mean something to me. And if you’re aging the same way I am then hopefully they mean something to you, too.”

Hat man die erste Überraschung über den Richtungswechsel überwunden und lässt man sich darauf ein, stellt man schnell fest, dass „Local Honey“ eine absolut runde Angelegenheit ist.Die Platte funktioniert tatsächlich am besten, wenn man sie als Gesamtpaket betrachtet und sie auch im Ganzen hört. Dies ist dank überschaubaren acht Songs ja leicht machbar. 

Der Titel suggeriert eine gewisse familiäre Bodenständigkeit und diese drückt sich auch in den Songs aus. Der Aufmacher „When You’re Ready“ ist ein ernsthafter und ermutigender Song, den Fallon für seine Tochter geschrieben hat. Es war ihm wichtig, dass seine Fans, genau diesen (für ihn sehr emotionalen) Titel nach dem letzten Album als allerersten hören. Die Eröffnungszeile „In this life there will be trouble, but you shall overcome“ passt aber auch mehr als gut in die aktuelle Zeit.

Auch „21 Days“, in dem es um Sucht und Veränderung geht und der während Brian Fallons Niktoin-Entwöhnung entstand,  trifft eher verletzliche Töne und ist dennoch sehr eingängig und kraftvoll.  „Vincent“ setzt dieses Motiv fort. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie gut der Song live, mit Brian Fallon am Klavier, klingen mag. Nur sollte man innerlich darauf vorbereitet sein, dass eine Textzeile lautet: „Her name is Jolene, but I hate that song“. 

Letzter Track des Albums  ist „You Have Stolen My Heart”. Die erste Single-Auskopplung ist, nach Aussage von Brian Fallon, sein direktester Versuch eines Liebesliedes, das einfach nur ehrlich sein soll. Und ehrlich klingt es, genau wie das gesamte Album. Akzeptiert man also, dass Brian Fallon (genauso wie man selbst) älter geworden ist und dass dies nun mal Veränderungen mit sich bringt, ist „Local Honey“ eine wirklich schöne, melancholische Platte für ruhige Momente.

Bleibt abzuwarten, wie sich die Stimmung dann live von der Bühne auf das Publikum übertragen wird. Leider müssen wir aufgrund der Tour-Verschiebung wegen der Coronavirus-Krise noch bis zum nächsten Jahr darauf warten.

Hier die geänderten Tourdaten:

09.02.2021 Köln – Carlswerk Victoria //verlegt vom 01.05.2020 //ausverkauft

10.02.2021 Berlin – Huxleys //verlegt vom 27.04.2020

11.02.2021 Hamburg – Docks //verlegt vom 28.04.2020 //ausverkauft

18.02.2021 Nürnberg – Löwensaal //verlegt vom 30.04.2020

19.02.2021 Frankfurt – Batschkapp //verlegt vom 29.04.2020

20.02.2021 München – Muffathalle //verlegt vom 02.05.2020

21.02.2021 Stuttgart – Longhorn //verlegt vom 12.05.2020

www. brianfallon.net