Die WM ist vorbei. Allen, die das Ende noch nicht verschmerzt und Lust auf mehr Fußball haben, widmen wir unseren heutigen Filmtipp: Emir Kusturicas ( „Underground“, „Schwarze Katze, weißer Kater“) Dokumentation über Diego Armanda Maradona.
Irgendwie passt das, möchte man denken und siehe da: nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Annäherung gewinnt man bald den Eindruck, dass sich mit Kusturica und Maradona zwei Brüder im Geiste, zwei echte Freunde getroffen haben, zwei von der verrückten Sorte. Maradona zeigt und erklärt Kusturica in familiärem Umfeld seine Welt. Nicht nur den Fußball, sondern vielmehr seine politischen Ansichten, seine Liebe zu Ché, seine Freundschaft zu Fidel und seinen Hass auf Bush. Aber auch seine Kokainsucht und sein damit verbundenes verpasstes Leben als Vater seiner beiden Töchter.
Maradona fasziniert. Überall wo Kusutrica ihn hin begleitet wird er gefeiert. Am deutlichsten wird jedoch der Kult um seine Person in der „Iglesia Maradoniana“ – einer Kirche zu Ehren des Fußballgottes Diego. Das Weihnachtsfest dieser Kirche ist Maradonas Geburtstag, der Vorabend des Geburtstags der „Heilige Abend“. Während man die Maradona Kirche wohl getrost als Spaßreligion bezeichnen kann, so wird im Gespräch mit Kusturica deutlich, dass es mit einer anderen Sache durchaus ernst ist. Das berühmte Handspiel-Tor gegen England, den Kriegsgegner im verlorenen Falkland Krieg, das war die Hand Gottes. Maradonas Kopf und Gottes Hand haben Argentinien zur Gerechtigkeit verholfen, sagt Maradona selber und sieht dabei ganz ernst aus.
Es ist ein liebevoller Blick, den der Film auf Maradona wirft. Man weiß nicht, ob Kusturica Diegos kindlich naive Ansichten teilt. Er hat versucht, das Charisma Maradonas zu zeigen, darauf kommt es an und das macht auch den Spaß dieses Films aus. Wer wäre schon so blöd, an Maradonas Ansichten rumzukritisieren? Jeder Versuch ihn klein zu machen muss nach hinten losgehen.
Der Film gönnt uns Gott sei Dank die Möglichkeit, Diegos Licht über uns scheinen zu lassen. Wir bestaunen ihn, wir lachen über ihn und leiden mit ihm. Und verstehen letztendlich auch das Phänomen Maradona. „Wir haben einen Gott der Vernunft, das ist Christus. Und einen Gott des Herzens, das ist Diego“, heißt es im Glaubensbekenntnis der „Iglesia Maradoniana – La Mano D10s“.
Sowas kommt von sowas.
„Maradona by Kusturica“ ist als Einzeltitel oder auch in der „11 Freunde Vol 2“ DVD Box im Handel erhältlich. Darin findet man bei stärkeren Entzugserscheinungen auch folgende Fußballfilme:
1. Awaydays, Großbritannien 2009
2. Die besten Frauen der Welt, Deutschland 2007
3. Maradona by Kusturica, Spanien / Frankreich 2008
4. Offside, Iran 2006
5. Referees at Work, Deutschland 2008
6. Spiel der Götter – Als Buddha den Fußball entdeckte, Bhutan / Australien 1999
Gesehen von: Rüdiger Rudolph
Fotos (c) Kinowelt