Filmkritik: „Die Ironie des Lebens“ von Markus Goller

Das deutsche Kino versucht sie wieder einmal an einer Tragikomödie. Da Markus Goller als Regisseur, beispielsweise mit 25 km/h, schon einige Treffer gelandet hat und der Film mit Cast Mitgliedern wie Corinna Harfouch und Emilia Schüle glänzen kann, haben ich den Fehler begangen, meine Erwartungen nicht angemessen herunterzuschrauben. Wobei die 109 Minuten wohl auch mit entsprechend pessimistischer Einstellung manchmal schwer zu ertragen gewesen wären.

“Die Ironie des Lebens” zeigt Uwe Ochsenknecht als den erfolgreichen Stand Up Comedian Edgar, der in seinen späten Sechzigern Witze über das Altern reißt, hinter der Bühne aber ein einsames, meist alkoholisiertes Leben führt. Doch als nach 25 Jahren ohne nennenswerten Kontakt seine Ex-Frau bei einem seiner Auftritte erscheint, ist Edgar in der unangenehmen Situation, dass er sich plötzlich um jemand anderen sorgen muss, als um sich selbst. Eva (Corinna Harfouch, zuletzt mit dem Deutschen Filmpreis für Matthias Glasners „Sterben“ ausgezeichnet) leidet an spät entdecktem Bauchspeicheldrüsenkrebs und hat sich, aufgrund der geringen Erfolgschancen, gegen Operation und Chemotherapie entschieden. Doch Edgar kann, im Gegensatz zu ihren gemeinsamen Kindern (Emilia Schüle und Robert Gwisdek), Evas Entscheidung nicht nachvollziehen und will sie dazu überreden, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Mit der Intention Evas letzte verbleibende Monate so schön wie möglich zu gestalten, begeben sich dich die geschiedenen Eheleute auf eine Reise ans Meer, die sie einander näherbringt und auch zwangsläufig wieder mit ihren erwachsenen Kinder zusammenführt, die mit Edgars langjähriger Abwesenheit sehr unterschiedlich umgehen.

Dafür, dass das zentrale Thema von “Die Ironie des Lebens” Liebe, Freundschaft und Familie ist, vertut der Film sich in so gut wie jeder zwischenmenschlichen Interaktion im Ton, wirkt gezwungen und glattgebügelt, zu weich oder zu hart. Eva und Edgar dürfen sich noch einmal ganz neu verlieben, ohne jegliche Reflektion oder Kommunikation über ihren ursprünglichen Trennungsgrund. Corinna Harfouch, die gerade als Mutter-Tochter-Duo mit Emilia Schüle ein Lichtblick sein sollte, darf das stets versöhnliche, frisch verliebte Schulmädchen spielen. Die Figur von Eva und auch ihre Tochter Melli sind vom Drehbuch beide bis zur Unkenntlichkeit glattgebügelt und in Schubladen gepresst worden. Jede Figur hat ihre zugeschriebene Funktion, die man nach wenigen Sekunden durchblickt hat und deren Rahmen sie bloß niemals verlassen darf.

Einige Lacher konnten dem Kinopublikum entlockt werden, dabei handelt es sich aber wohl eher um unfreiwillige Komik, denn bei sämtlichen Ausschnitten aus Edgars Stand Up Comedy Programmen, rollen sich einem vor Fremdscham die Zehennägel auf. Der Gedanke, wie sehr er als alternder, arroganter, weißer Mann auf den echten Comedy Bühnen Berlins verrissen worden wäre, ist vielleicht noch am amüsantesten. Einzelne charmante Momente zwischen den Schauspielern können leider nicht wettmachen, dass “Die Ironie des Lebens” völlig gestelzt und aus der Zeit gefallen wirkt.

“Die Ironie des Lebens” erscheint am 5. September 2024 in den deutschen Kinos. Tickets kann man sich hier sichern.