Meine Tochter ist eine kleine Cineastin. Da ist es nur recht und billig, dass sie auch einmal den „Film der Woche“ auswählen darf.
Sie schwankte lange Zeit zwischen „Barbie und die drei Musketiere“ und dem japanischen Zeichentrickfilm „Mein Nachbar Totoro“. Gemeinsam entschieden wir uns schließlich für letzteren, da „Mein Nachbar Totoro“ einer dieser Filme ist, den man als Mutter immer wieder gern mit guckt. Weil man so schön darüber staunen kann, wie fremd und zugleich magisch die Welt der japanischen Animes sein kann. Und weil auch ich ab und zu gerne einen Totoro hätte, der mich auf seinem dicken, wolligen Bauch schlafen lässt und mit mir durch die Nacht fliegt.
Saki und Mei ziehen mit ihrem Vater in ein altes Haus auf dem Land, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein, die sich im Krankenhaus von einer schweren Krankheit erholt. Das Haus ist von kleinen Rußpartikeln bevölkert, die lebendig scheinen und sich vor den Neuankömmlingen verstecken. Aber das ist nur der Anfang einer Reihe sonderbarer Ereignisse, die auf Saki und Mei warten. Beim Spielen im Wald freundet Mei sich mit dem riesigen Wesen Totoro an, das nur auf den ersten Blick ein wenig furchteinflößend wirkt. Gemeinsam mit Totoro lassen sie Bäume im Eiltempo wachsen, fliegen auf einem Kreisel durch die Nacht und lernen den freundlichen, zwölfbeinigen Katzenbus kennen.
Das Warten auf die Heimkehr der Mutter ist nicht leicht für die Mädchen. Als sie schon in greifbarer Nähe scheint, wird der Entlassungstermin wegen einer Erkältung ein weiteres Mal verschoben. Nach einem Streit mit Saki flüchtet die kleine Mei, um ihre Mutter auf eigene Faust im Krankenhaus zu besuchen. Zum Glück gibt es Totoro, der Saki hilft, ihre Schwester wiederzufinden.
„Mein Nachbar Totoro“ wurde bereits 1988 fertig gestellt, 2007 aber zum ersten Mal im deutschen Fernsehen gezeigt. Die Bilderwelt des Films ist von zeitloser Schönheit. Die Filme von Regisseur Hayao Miyazaki („Prinzessin Mononoke“, „Das wandelnde Schloss“) haben bei aller Faszination auch oft etwas Verstörendes. „Mein Nachbar Totoro“ gehört aber zu denen, die man sich getrost mit Kind ansehen kann. Die Geschichte ist zwar von großer emotionaler Intensität, aber ruhig und mit Bedacht erzählt, die Bilder passen sich dabei dem ruhigen Erzählfluss an.
Erstaunlicherweise ist meine Tochter mehr von den Figuren der beiden Schwestern fasziniert als von den vielen Phantasiegestalten, die den Film bevölkern. Auf meine Frage hin, was sie an dem Film am besten findet, entschied sie sich für das gelbe Kleid von Saki und das rosafarbene von Mei. Vielleicht haben wir inzwischen doch zu viele Barbie-Filme gesehen.
Ich werde wahrscheinlich in meinem Leben keinen Totoro mehr zu Gesicht bekommen. Im Film ist die Begegnung mit ihm den Kindern vorbehalten. Egal, dann spiele ich eben den Totoro für meine Tochter. Beschütze sie bei Regen, lasse sie beim schlafen mit mir kuscheln und zeige ihr die Wunder der Welt. Nichts lieber als das.