Kikiwie, Kickiwas? Chikinki veröffentlichen ihr mittlerweile fünftes Studioalbum und dann gibt es diese Band mit dem seltsamen Namen auch schon annähernd 15 Jahre. Zeit, die Briten, ihre Vita und Musik ein wenig eingehender unter die Lupe zu nehmen.
Es ist 1997 und fünf Jungs in den Zwanzigern treffen sich mehr oder weniger zufällig in Bristol’s Straßen. Sie alle entstammen den unterschiedlichsten Ecken des Britischen Königreichs und beschließen zunächst, eine Männer-WG aufzumachen. Alle Bewohner der Wohnung hegen ein Faible für Musik, abends trinkt man ein paar Bier miteinander und jammt. Aus dem Spaß wird bald Ernst. Die fünf besiegeln, neben dem gemeinsamen Wohn-Projekt, eine Band zu gründen. Das Band-Abenteuer beginnt sich zu konkretisieren, geht soweit, dass die Bristoler ihrer bürgerlichen Karrieren aufgeben und sich ausschließlich ihrer Musik verschreiben. So gesteht Sänger Rupert Browne, dass man sich, hätten die Indie-Rocker es damals gewusst, dass man so lange miteinander musizieren werde, einen vernünftigeren Namen als Chikinki ausgesucht.
Musikalisch stehen Chikinki in der Tradition von Massive Attack und anderer Bands aus Bristol. Von Hard-Rock bis Techno wird alles irgendwie verwendet. Und auch über den Einsatz eines Basses macht sich die Band nur kurz Gedanken, dann entscheiden sie sich in bester The Doors-Manier entspannt darauf zu verzichten. Den Ton geben ab sofort die beiden Keybords, plus Gitarren an.
2011 erscheint „Bitten“ das fünfte Studioalbum der Electronic-Rocker. Zwischen der Platte und den ersten Gehversuchen als Band liegen bemerkenswerte 14 Jahre. In der Anfangsphase beschränkte sich der schöpferische Ertrag auf mehrere EPs und Singels. 2001 erscheint ihr Debüt „Experiment With Mother“. 2005 folgt „Lick Your Ticket“. Thematisch dreht sich die Platte um Erotik und Sex. Troztdem ein feines und ausgewogenes Album, dessen Fokus auch darauf liegt, dass auf der Bühne alles zu hundert Prozent verwirklichbar ist. Konsequenz: Keinerlei Loops, Sampels oder andersartiger Programmier-Schnickschnack. Man ist gespannt, was die Briten als nächstes präsentieren werden.
Nach dem 2007 erschienen „Brace, Brace“, das weniger verspielt, dafür poppiger daherkommt, halten vier Jahre Beschaulichkeit um die Band Einzug. Die Bandmitgleiter konzentrieren sich auf ihre eigene Lebensplanung. Mittlerweile wohnen die Musiker verteilt auf Bristol, London und Berlin. Ist der Silberling von 2007 noch etwas für Fans, deren Augen bei einer Verschmelzung von modernster Electronica und knartzigen 60er-Gitarren-Riffs aufleuchten, macht „Bitten“ wieder mächtig Dampf. Kein Lied gleicht dem anderen und erinnert an die früheren Werke der Band. So beweist Frontmann Rupert Browne etwa erneut, wie wandlungsfähig seine Stimme ist.
Zum Aufnahmeort für „Bitten“ wurde Berlin auserkoren. Denn Gitarrist Ed East besitzt da nämlich ein hübsches Studio. Mit „Bitte, Bitte“, das von einem Kreuzberger Club-Flirt handelt, findet sich sogar eine Homage an die Stadt auf der Platte – und auch der deutsche Lied-Titel erschallt akzentfrei. Ein tanzbares Album mit eingängigen Melodien. Die zwölf Songs ähneln einander nicht im Geringsten. Es gibt Überraschungen wie psychedelische Electro-Balladen („Into The Night“ und „Tram Love“) oder Feier-Hymnen á la „When We Land“. Die vom Opener entfachte Freude und Erwartung, dass sich die fünf Briten nach langer Pause weiterentwickelt haben, hält bis zum letzten Track „Silver Gold“. Eine coole Band, die sich im Trommelfell festbeißt.
Von: Sebastian Schelly.