Feel The Rush: Troye Sivan live im Berliner Velodrom

© Stuart Winecoff

Körper über Körper über Körper! Bei rauschender Pop-Perfektion spielt Troye Sivan eine schweißtreibende, ausverkaufte Show im Berliner Velodrom, voller Tanz, Liebe und Sex. 

Im Vorfeld der Show hatte ich bereits einige der im Internet zirkulierenden Videos vergangener Troye Sivan Konzerte gesehen. Ich ahnte also schon, dass mich ein energiegeladener und körperbetonter Abend erwarten würde. Doch wie sehr das Konzert zu einer Rave-ähnlichen Party werden würde, erfuhr ich erst während des DJ-Sets von Support Jodie Harsh. Die Drag Queen eröffnete den Abend mit einem treibenden Techno-House-Song nach dem anderen. Der Innenraum des Velodroms schien aus allen Nähten zu platzen. Das Publikum aller Altersgruppen, aller Geschlechter, aller Sexualitäten und aller Farben war bereit zu feiern. Es war schon heiß, bevor die Show überhaupt angefangen hatte. 

Aber es sollte noch heißer werden. Troye Sivan nutzt gleich im ersten Song das Mikrofon als Requisite für eine Blowjob-Anspielung und räkelt sich kurz darauf auf einem seidenbedecktem Bett. Ohne Umschweife stürzt er sich in die Show und liefert uns genau die Party, die wir uns gewünscht haben. Ein Outfitwechsel nach dem anderen, ein Hit nach dem anderen: von „Got Me Started“ von Sivans letztem Album „Something To Give Each Other“ (2023) über „1999“, eine Kollaboration mit Charli XCX, bis hin zu „Dance To This“ mit Duett-Partnerin Ariana Grande als animierte Figur auf dem Bühnenbildschirm. „One Of Your Girls“ lässt die Menge ekstatisch aufkreischen, als Troye in Drag auf der Leinwand erscheint und dann das Musikvideo desselben Songs auf der Bühne nachspielt. 

Troye Sivan ist zweifellos der Star des Abends. Er führt die choreografierte Show als Teil einer Gruppe von hervorragenden Performern an. Und die sind dabei so viel mehr als typische Background-Tänzer. Einzeln bringen sie ihren individuellen Stil und ihre eigene Energie auf die Bühne. Mit ihren spärlich bekleideten Körpern sorgen sie für die verschwitzte Techno-Club-Atmosphäre und fungieren gelegentlich sogar als Troye Sivans Knutschpartner. 

Die gesamte Show strotzt nur so vor unbeschwerter und verspielter Sexualität. Aber auch während der ruhigeren Tracks ist Sivan auf charmante Weise ehrlich: die „traurigen Songs über den Ex-Freund“ seien aus dem Weg zu räumen, damit wir wieder „zum Feiern kommen können“.

Sowohl musikalisch als auch persönlich hatte Berlin einen großen Einfluss auf ihn, erklärt Sivan. Wie viele Fans sicherlich wissen, drehte er sein Musikvideo zu „Rush“, ein Song, der, wie er sagt, „buchstäblich mein Leben veränderte“, in Berliner Nachtclubs. Die besondere Bedeutung der Hauptstadt lässt der australische Sänger uns auch spüren: Nicht ein Mal, nein, gleich zwei Mal spielt er den Song. „Ich bin immer noch da“, sagt er schmunzelnd nach dem ersten Durchlauf von „Rush“. Dieser allein wäre bereits ein feierlicher Konzertabschluss ganz nach den Wünschen der Fans gewesen. Die Zuschauer, die schon auf den Weg nach draußen sind, drehen sich verwundert um und eilen zurück zu ihren Plätzen. Und dann enthüllt Sivan eine weitere Überraschung: Die gesamte Besetzung des „Rush“-Musikvideos ist plötzlich auf der Bühne, um mit uns eine letzte große Party zu feiern. „Das ist euer Song, motherf*ckers!“, schreit er in die Menge, die ein letztes Mal explodiert. 

Noch bevor er „Rush“ spielt, fragt er sich und uns: „Wo sonst auf der Welt geht man feiern, wenn nicht in Berlin?“ Nach diesem Abend steht fest, dass es sich dabei nur um eine rhetorische Frage handeln kann.  

www.troyesivan.com