Father John Misty, 07. März 2015, Heimathafen, Berlin

Noch nie ist ein Mann so schnell vor mir auf die Knie gegangen wie Father John Misty. Kaum auf der Bühne, geht es für ihn direkt zu den ersten Reihen um in bester Manier zu posen und seine Jünger zu begrüßen. Keine halbe Minute später geht er zum ersten Mal auf die Knie, direkt vor mir. Ich verdutzt, die Fans wissen was zu tun ist: anfassen was das Zeug hält. Da wird ihm auch mal mit Genuss durch die Haare gefahren. Es scheint Teil der Performance, wie die Fans um mich herum wissen. Und mehr als einmal sucht sich Father John während des Konzertes ein Mädchen zum Ansingen, nicht einfach so, sondern Stirn an Stirn. Für „Father-John-Neulinge“ in der ersten Reihe ein wenig irritierend.
Eigentlich hätte Father John Misty sein neues Album „I Love You, Honeybear“ im wesentlich kleineren Privatclub vorgestellt, aber am Ende hat er den Heimathafen ausverkauft – nicht zuletzt wegen der vielen Fans aus dem Ausland, die die ersten Reihen bevölkern. Man wagt sich fast nicht vorzustellen wie seine Show dort ausgesehen hätte. Der Mann weiß nämlich sich zu bewegen und die Bühne zu nutzen. Da wird die Akustikgitarre in die Höhe gehalten während er seine Hüften in bester Elvis-Manier bewegt – überhaupt erinnert seine Bühnenperformance sehr an die Tanzkünste von Mr Presley. Einzig Elvisliebhaber könnten einer leichten Enttäuschung erlegen, da Father John nicht ganz an den King rankommt. Sexy war es trotzdem.
Der musikalische rote Faden ist Folk, aber besonders beim Konzert merkt man, dass es eine eher lockere Verbindung zwischen den Titeln ist. Mal wird es elektronisch, dann mehr Country oder Pop. Und wie der Name und seine Herkunft, aufgewachsen ist er in einer sehr religösen Umgebung, vermuten lässt, fiel der Name „Jesus Christ“ das ein oder andere Mal. Mir selber hat Father John Misty zwar keine Erlösung gebracht, aber einen verdammt amüsanten Abend beschert. Für die Mädels in der ersten Reihe dürfte es schon eher in Richtung Erlösung gehen. Zum Schluss gab es noch eine Zugabe von drei Songs und ganz seelige Fans, die ein paar Nahaufnahmen vom Prediger haben – dieser hat sich mit der modernen Zeit und Handykameras angefreundet und zweimal Handys in die Hand genommen und hinein gesungen – da dürften mindestens zwei Mädchen ganz feuchte Träume erlebt haben. Wir haben für die Nahaufnahmen eine Profikamera mitgebracht und ein paar schöne Fotos von ihm und seiner Band gemacht:

https://www.fatherjohnmisty.com/

War dabei: Dörte Heilewelt