Wer oder was sind Die Orsons? Auch nach drei Alben, mehreren EP’s und einer kürzlich im Hamburger Übel und Gefährlich gesehen Show ist diese Frage nicht ohne weiteres zu beantworten. Aktuell sind sie auf jeden Fall die „Rapband der Liebe“. Oder zumindest eröffnete der Liebe-predigende und zu dieser Gelegenheit wild mit einem dicken Strauß rosa Blumen wedelnde Kaas mit diesen Worten des Titels „Das Leben ist schön“ vom aktuellen Album „Das Chaos und die Ordnung“, die Orsons-Show.
An diesem Abend von einem Konzert zu reden und nicht von einer Show, wäre wohl untertrieben. Die Songs wurden nicht einfach nur Stück für Stück performt, der etwas mehr als neunzig Minuten dauernde Auftritt der Orsons schien in seinem gesamten Ablauf durchchoreographiert zu sein. So wechselten die Stücke teilweise recht schnell, wurden nicht zu Ende gebracht oder gar für Frühstücksfernsehen-Ansagen à la Troy und Abed unterbrochen, ohne dabei nennenswerte Lücken entstehen zu lassen. Unerwartet wurden eigentlich gerapte Parts von den Sängerinnen Jasmin und Lena übernommen oder das Publikum von einem sich fast schon in Trance tanzenden Kaas, während des Outros von „Zambo Kristall Merkaba“, zu indianischen Meditationsgesängen animiert.
Nach Hören des aktuellen Albums stellte sich fast schon die Frage, wie viel Band eigentlich in den Orsons steckt. Es gibt auf „Das Chaos und die Ordnung“ keine Schweine, keine Scheune und kein Orsons-Island mehr. Im Gegensatz zu früheren Alben sind die jeweiligen Soloeinflüsse deutlicher zuzuordnen. Auch im Rahmen ihrer gemeinsamen Tour präsentierten sich die Orsons nicht nur als Band, sondern auch als Solokünstler. Teilweise zusammen mit den anderen, teilweise alleine auf der Bühne, hatte jeder seinen Slot. Bei Maeckes „Graustufenregenbogen“ vom Album „Kids“, ging es nachdenklich bis melancholisch zu. Ebenso in Tuas dubstep-lastigem Song „Raus“ von seiner gleichnamigen EP. Kaas leitete mit Louis Armstrongs Klassiker „What A Wonderful World – Wunderschöne Welt” von seinem Album „T.A.F.K.A.A.Z.“ ein. Während Kaas, Tua und Maeckes also Stücke aus ihren Soloveröffentlichungen brachten, machte Plan B aus dem Refrain von Psy’s „Gangnam Style“ („Oppan Gangnam style“) kurzerhand „Polska Bartek Style“ und brachte mit dazugehöriger Tanzeinlage das Publikum zum kreischen (mich auf jeden Fall).
Und wahrscheinlich ist es genau das, was die Orsons ausmacht: Sie decken in ihrer Unterschiedlichkeit ein unheimlich breites Spektrum an Inhalten oder eben Nicht-Inhalten ab und können das auch noch bemerkenswert gut in einer gemeinsamen Bühnenshow unterbringen. Belgeitet von Drummer, DJ und Sängerinnen gestalteten sie auf jeden Fall einen spektakulären energiegeladenen Abend, den sie ganz in diesem Sinne mit einem rasanten Schnelldurchlauf aller zuvor gespielten Titel ausklingen ließen.
War dabei: Lena Krüger
Fotos: Aliz Losonci