Eins sei diesem Artikel vorausgeschickt: eigentlich hatte meine sieben Jahre alte Tochter mir versprochen, mir beim Verfassen behilflich zu sein. Schließlich ist es ihr Kinderzimmer, in dem „Ausm Häuschen“, das Debütalbum der Hamburger Hip-Hop-für-Kids-Formation Deine Freunde, seit Monaten auf Heavy Rotation läuft. Und sie war es auch, die beim Konzert von Deine Freunde ganz vorne an der Bühne stand, während ich mich diskret an der Seite versteckt habe. Schließlich hätte ich sonst dem Großteil des Publikums die Sicht versperrt. „Erste Reihe Mitte – ganz die Mutti!“ werden die rufen, die uns kennen. Stimmt natürlich, auch wenn eben jene Mutti im zarten Alter von sieben Hip Hop höchstens für eines dieser Hüpfspiele gehalten hätte, die man mit Kreide auf die Straße malt. Die Zeiten ändern sich…
Zum Glück! Denn dank Deine Freunde gibt es endlich musikalische Unterhaltung für Kinder, die Erwachsenen genauso viel Freude macht. Mindestens! Dass das live auf der Bühne noch viel mehr Spaß bringt als auf CD, beweisen Florian Sump, Markus Pauli und Lukas Nimscheck nun aktuell auf ihrer Deutschlandtour. Halt machten sie dabei auch in Berlin und ich gebe zu, ich persönlich musste schwer an mich halten, die um mich stehenden Knirpse nicht in Grund und Boden zu pogen.
Spaß für jung und alt 2.0
Dass der Begriff „Spaß für jung und alt“ bei Deine Freunde ganz neue Dimensionen annimmt, liegt an der Mischung aus cleveren Texten, anspruchsvoll gezimmerten Beats und einem Humor, der zwar hemmungslos albern aber nie wirklich peinlich ist. Und das mag wiederum daran liegen, dass die Hamburger Jungs an der ganzen Sache offensichtlich genauso viel Spaß haben wie ihr Publikum und diesem sympathisch und auf Augenhöhe begegnen. Kein Belehren, kein Besserwissen, Texte, die thematisch exakt den Nerv unserer Kinder treffen, ohne ihnen eine bestimmte Haltung verkaufen zu wollen. Und, das mag sie wohl am meisten von den sonstigen musikalischen Unterhaltern für Kindern unterscheiden: Der Wille, Kindern gute Musik nahezubringen.
Aus genau diesem Grund war bei uns Musik, die extra für Kinder gemacht wird, bis dato ein striktes Tabu. Schni Schna Schnappi das Krokodil käme mir maximal als Klovorleger ins Haus. Ich habe auch noch nie den Sinn von Kindermusik verstanden. Jede Musik kann Kindermusik sein, wenn man seinen Kindern den entsprechenden Zugang dazu ermöglicht. Meine Tochter ist es hauptsächlich wichtig, dass sie die Texte versteht und mitsingen kann und dass das Ganze musikalisch gut nach vorne geht. Für sie funktionieren Bands wie Kraftklub, Seeed, Mia., Deichkind und Fettes Brot ganz wunderbar. Und nun eben Deine Freunde. Die singen noch ein kleines bisschen mehr über Dinge, die in ihrem Alltag eine Rolle spielen – aufräumen, Hausaufgaben, lange Autofahrten, Pyjama Partys, Schokolade von der Oma. Ihre Konzerte beginnen praktischerweise nachmittags um vier und zwischen den Songs schaltet sich gerne mal ein fieser Superschurke ein. DJ Pauli wird in einem tiefen Loch versenkt und pupst sich zu den Klängen von Deichkind wieder hoch. Herz, was willst du mehr.
Ach so, zu Beginn habe ich bereits angedeutet, dass meine Tochter sich um die Mitwirkung an diesem Artikel gedrückt hat. Das liegt aber nicht an mangelnder Begeisterung, im Gegenteil. Nach dem Konzert sagte sie zu mir: „Mama, wenn du schreiben willst wie ich es fand, schreib einfach: Toll, toll, toll!“ Damit war für sie alles gesagt. Recht hat sie!
von Gabi Rudolph