Bosse, 30.08.2014, Admiralspalast Berlin

Meine neun Jahre alte Tochter hat ein Faible für deutschsprachige Popmusik. Ist ja auch verständlich, dass man in dem Alter dort andockt, wenn man versteht worum es geht und gut mitsingen kann. Und ungefähr einmal im Jahr machen wir beide uns schick und gehen gemeinsam auf ein Konzert. Diese Abende sind auch für mich immer etwas ganz Besonderes, es macht unglaublichen Spaß zu beobachten, wie sie die Dinge sieht. Wovon sie fasziniert ist, was sie eher langweilt, was Begeisterung in ihr auslöst. Zu unseren gemeinsamen Erfahrungen auf diesem Gebiet gehören unter anderem Shows ihrer Helden Mia. und Seeed. Da erschien mir der Auftakt von Bosses „Leise Landung“ Akustik-Tour recht passend, und wir machten uns gemeinsam auf den Weg zum Admiralspalast, in der Vorfreude auf gemütlich sitzen, Musik hören und die obligatorische Cola in der Pause.
Der größte Unterschied bestand bei dieser Show darin, dass meine Tochter Bosses Musik vorher nicht besonders gut kannte, während Mia. und Seeed auf ihren Wunsch hin bei uns rauf und runter laufen. Ich war gespannt, wie sie auf seine Lieder reagieren würde. Meine Sorge, sie könne sich vielleicht langweilen, erwies sich schnell als unberechtigt. Zum einen eilt Bosse nicht umsonst der Ruf voraus, einer der beliebtesten Live Performer zu sein, den es im Moment gibt in unserer Heimat. Seiner Leidenschaft für die Musik, seiner Ehrlichkeit und seinem Wille, jegliche Coolness über Bord zu werfen und sein Publikum hemmungslos zu begeistern, kann man sich wahrlich nur schwer entziehen – vorausgesetzt, man wollte das überhaupt, denn kaum einer im Saal macht an diesem Abend den Eindruck, dass er nicht gewillt sei, sich Bosse voll und ganz hinzugeben.
Auch wenn der Abend eher ruhig beginnt, braucht es nur die ersten wenigen Takte von „Frankfurt Oder“, um das Publikum bis wirklich in die hinterletzten Reihen von seinen Sitzen zu reißen. Und so stehen auch meine Tochter und ich auf, tanzen, liegen uns in den Armen und grölen gemeinsam „ich bin froh, dass du da bist“. So geht es den ganzen Abend fröhlich dahin. Zu den langsamen Nummern wird sich brav hingesetzt und andächtig gelauscht, sobald es schwungvoller zugeht, ist alles auf den Beinen. Als ich Bosse ein paar Wochen vor dem Tourauftakt zum Interview treffe, erzählt er mir, dass genau dies seine Absicht war beim Erarbeitung des Akustik-Sets: „…ich wollte nicht so eine Streicher-Orgie, wo man irgendwann denkt, jetzt reicht’s aber auch mit dem einen Gefühl“, sagte er damals. Die „Leise Landung“ Show ist ein gefühlvoller und gleichzeitig abwechslungsreicher Abend geworden, bei dem viel gelacht wurde (ich durfte meiner Tochter gleich mal erklären, was „notgeil“ bedeutet) aber auch mindestens genauso viel Platz für große Gefühle blieb. Schon einmal dabei gewesen, wenn Bosse „Yipi“ und „Nächsten Sommer“ singt? Da muss selbst meine Tochter ein paar Tränchen vergießen und weiß hinterher gar nicht mehr so ganz warum eigentlich. So ist das mit der Macht der Musik!
Ihr Fazit: Bosse ist lustig. Er singt schöne Lieder. Und er singt sie vor allem schön deutlich, man kann prima seinen Texten zuhören. Und das ist gut, denn man findet sich in seinen Texten gut wieder. Wenn Bosse eine Geschichte aus seinem Leben singt, sagt meine Tochter gerne: „Das kenne ich. Das ist bei mir auch immer so, wenn ich in der Schule…“ Ich kann ihr da in allen Punkten nur zustimmen. Wie gut, dass es Menschen wie Bosse gibt, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, uns mit ihrer Musik das Leben in all seinen Facetten, so lustig, traurig, nervig, skurril oder auch einfach nur schön wie es nun mal ist, erträglicher zu machen. Am Ende üben wir sogar noch ein bisschen kreischen. Kann man immer gebrauchen für die Zukunft. Vor allem wenn man vorhat, in Muttis Fußstapfen zu treten.

Am 15.12.2014 gibt es noch einmal Gelegenheit, Bosse live im Admiralspalast zu erleben. Noch gibt es Tickets – schöner kann die Vorweihnachtszeit kaum werden!

War dabei: Gabi Rudolph
Foto (c) Universal