Binkbeats, 17.03.2018, Gretchen Berlin

Die Musik von Binkbeats lebt vom Intuitiven. Sie hat keine klare Linie, keine Strophen oder Refrains, keinen Plan, der von Anfang bis Ende mit aller Gewalt umgesetzt wird. Seine Songs sind vielmehr klangliche Experimente, wild-zusammengesetzte, verkünstelte Spielereien mit Melodien und Rhythmen, die in ihrer überwältigenden Komplexität trotzdem eine einleuchtende Harmonie ausstrahlen und trotz verkopfter Natur für Manche zugänglich bleibt.

Binkbeats steht umringt von seinen Instrumenten auf einer winzigen Bühne. Eine Marimba am hinteren Rand, ein Vibraphon am vorderen, ein auf Bassdrum, HiHat und Snare reduziertes Drumkit etwas abseits und zwischendrin eine Menge Schnick Schnack, den man von zahlreichen Livesessions auf YouTube schon kennt – so türmt sich das Setup vor einem auf. Der Abstand zwischen Künstler und Zuschauer ist so gering, dass es sich anfühlt, als stände man in dem Probenraum des Niederländers, der gar nicht wahrnimmt, dass so viele Menschen in sein Gesicht und auf seine Finger starren. Völlig unbeeindruckt von der Kulisse taucht er in sein Element ein und baut seine Beats Stück für Stück in aller Ruhe auf. Binkbeats lässt seiner Musik Zeit, ohne selbst dabei ins Trödeln zu kommen. Wie im Wahn wirbelt er auf der Bühne herum, beweist unter anderem durch wiederholte Improvisation sein technisches Niveau an den ausgefallensten Instrumenten und fügt ständig neue Sounds zum Loop hinzu, der sich zwischen lässigem Hip-Hop und hektischem Techno bewegt. Dem Zuschauer bleibt nichts anderes übrig, als gebannt zu versuchen, die Reizüberflutung mit zu verfolgen, den Groove mit dem eigenen Körper aufzusaugen und sich von Geräuschen und Licht in eine fremde Welt beamen zu lassen.

Zwei Plätze von mir entfernt steht ein Mann, der wohl zum Konzert eingeladen wurde und Binkbeats an diesem Tag das allererste Mal hört. Er bringt das Gebotene auf den Punkt, indem er während des gesamten Konzerts mehrmals ungläubig verlauten lässt: „Was hat’n der drauf?!“

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=lC0JFXw_6kQ]
Mit „This one is for Ber-lin, Ber-lin, Ber-lin“ beginnt die Zugabe. Spätestens nachdem die ersten Takte des J-Dilla Remixes angeklungen sind, ist auch der Letzte vom Hocker gerissen und die Party ist perfekt. Chapeau!

Text: Finn Hackenberg
Foto und Video: Tony Lehmann


https://www.binkbeats.com/