Berlinale 2018: Die Beiträge der „Berlinale Series“

Das Format Serie hat seinen stiefmütterlichen Status in der globalen Entertainment Branche längst hinter sich gelassen. Serielles Erzählen ermöglicht eine Tiefe, die im Spielfilmformat zum Teil gar nicht zu erreichen ist. Man nehme nur Formate wie „The Handmaid’s Tale“ oder „Tote Mädchen lügen nicht“, die aufgrund ihrer Erzählstruktur es schaffen, die Intensität ihrer Romanvorlagen zu erreichen, wenn nicht zum Teil noch zu übertreffen. Und so darf seit 2015 auch bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin die Rubrik „Berlinale Series“ nicht fehlen. Sieben Serien aus Australien, Dänemark, Luxemburg, Israel, Norwegen, USA und nicht zuletzt auch Deutschland gibt es dieses Jahr bei den Berlinale Series im Zoopalast zu sehen.

Den Auftakt macht die visuell aufregende Serienadaption des australischen Kultklassikers „Picnic at Hanging Rock“. Natalie Dormer wacht als strenge Leiterin eines Mädchenpensionats über die sittsame Erziehung ihrer Zöglinge. Doch führte sie selbst stets ein Leben in Prüderie? Sie wird von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt und dann verschwinden auch noch drei Mädchen auf mysteriöse Weise während eines Ausflugs.

Auch die Heldin der israelischen Serie „Sleeping Bears“ wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ihr Therapeut stirbt bei einem Unfall, seine Aufzeichnungsprotokolle bekommt sie als anonyme Drohbriefe zugestellt. Sie möchte verhindern, dass ihre Familie ihre intimsten Geheimnisse und Träume erfährt. Eine eigentlich private Geschichte wird zum Streifzug durch die israelische Gegenwart.

Auch die Protagonistin der norwegischen Serie „Heimebane (Home Ground)“ betritt eine Männerdomäne. Eine Fußballtrainerin verlässt ihr erfolgreiches Frauenteam, um die erste weibliche Trainerin einer Männermannschaft in Norwegens erster Liga zu werden. Mit harten Bandagen kämpft sie gegen die klischeehaften Vorurteile und kämpft für ihren Traum. Sie will beweisen, dass Frauen bei gleicher Qualifikation Männern in nichts nachstehen.

Die Verfilmung des Bestsellers „The Looming Tower“ führt in die Welt der CIA und des FBI Ende der 1990er Jahre. Die Hinweise auf einen Anschlag auf die USA nehmen zu, doch die beiden mächtigen Institutionen sind in einen unheilvollen Konkurrenzkampf verwickelt. Verkörpert wird dieser Krieg durch zwei Männer – gespielt von Peter Sarsgaard und Jeff Daniels – die sich eine strategisch-bürokratische Schlacht liefern und dabei aufziehende Gefahren unterschätzen.

Ein historisches Epos im schönsten Sinne des Wortes ist „The Terror“, basierend auf Dan Simmons Beststeller über die Polarexpedition des Briten Sir John Franklin. Die Männer kämpfen nicht nur gegen die Natur, sondern auch gegen die strengen Hierarchie- und Machtverhältnisse an Bord. Die Weite des ewigen Eises erzeugt ein unheilvolles Gefühl einer Klaustrophobie, aus der es kein Entkommen gibt.

„Liberty“ spielt in der Welt der Entwicklungshelfer*innen und Expats im Tansania der 1980er Jahre – ein Familiendrama, das von seinen Charakteren getragen wird. Als Vorlage dieser kritischen Auseinandersetzung mit den Spätfolgen des Kolonialismus diente der Roman „Liberty“ von Jakob Ejersbo. Man trifft auf Geschäftsmänner, die alte Ausbeutungsstrukturen hemmungslos für sich nutzen wollen, sowie Menschen, die in der Entwicklungshilfe tätig sind, dabei jedoch die eigentlichen Bedürfnisse der Einheimischen übersehen. Wir begegnen einer Kultur, die sich selbst letztlich wichtiger nimmt, als die in der Fremde vorgefundene.

Und last but not least die deutsche Serie „Bad Banks“. Sie begleitet aus nächster Nähe eine junge talentierte, sehr ehrgeizige Frau. Mit ihr lernen wir die Innenansichten einer skrupellosen, profitorientierten Finanzwelt kennen. Gier, Egoismus, Erfolgsdruck und Machismo bestimmen ihren Arbeitsalltag zwischen Frankfurt und Luxemburg.

Die Serien des Berlinale Specials „Berlinale Series“ im Überblick:

Bad Banks
Deutschland / Luxemburg
Regie: Christian Schwochow (Paula – Mein Leben soll ein Fest sein)
Headautor: Oliver Kienle (Die Vierhändige) nach einer Idee von Lisa Blumenberg
Mit Paula Beer, Barry Atsma, Désirée Nosbusch, Albrecht Schuch, Mai Duong Kieu, Marc Limpach, Tobias Moretti
Broadcaster: ZDF, ARTE
Weltpremiere

Heimebane (Home Ground)
Norwegen
Creator: Johan Fasting
Regie: Arild Andresen (Kompanie Orheim, The Liverpool Goalie – Oder: Wie man die Schulzeit überlebt)
Mit Ane Dahl Torp, John Carew
Broadcaster: NRK
Weltpremiere

Liberty
Dänemark
Creator: Asger Leth (Ghosts of Cité Soleil, Ein riskanter Plan)
Regie: Mikael Marcimain (Call Girl, Gentlemen & Gangsters)
Mit Connie Nielsen, Carsten Bjørnlund, Sofie Gråbøl, Magnus Krepper, Charlie Karumi, Anton Hjejle
Broadcaster: DR
Weltpremiere

The Looming Tower
USA
Creators: Dan Futterman (Capote, Foxcatcher), Alex Gibney (Taxi zur Hölle, Zero Days), Lawrence Wright (Scientology: Ein Glaubensgefängnis)
Regie: Alex Gibney
Autor: Dan Futterman, nach dem Buch von Lawrence Wright
Mit Jeff Daniels, Tahar Rahim, Peter Sarsgaard, Wrenn Schmidt, Bill Camp, Michael Stuhlbarg
Broadcaster: Amazon, Hulu (USA)
Internationale Premiere

Picnic at Hanging Rock
Australien
Regie: Larysa Kondracki (Whistleblower – In gefährlicher Mission, Shut Eye), Episoden 1-3
Autorinnen: Beatrix Christian, Alice Addison
Mit Natalie Dormer, Lily Sullivan, Madeleine Madden, Samara Weaving, Lola Bessis, Yael Stone, Inez Currõ, Harrison Gilbertson, Ruby Rees
Broadcaster: Foxtel
Internationale Premiere

Sleeping Bears
Israel
Creator und Regie: Keren Margalit (The A Word, Israel; In Treatment – Der Therapeut, Israel)
Mit Noa Koler, Yossi Marshek, Alma Zak, Yaakov Zada Daniel, Doron Tavory
Broadcaster: Keshet Broadcasting
Internationale Premiere

The Terror
USA
Showrunner: David Kajganich (True Story – Spiel um Macht, A Bigger Splash), Soo Hugh (The Whispers, The Killing)
Regie: Edward Berger (Jack, Deutschland 83), Episoden 1-3
Mit Jared Harris, Tobias Menzies, Ciarán Hinds, Adam Nagaitis, Paul Ready
Broadcaster: AMC, AMC Networks International, Amazon
Weltpremiere

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