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Eigentlich wollte ich über den Film „Babygirl“ schreiben. Darüber, warum ich ihn mochte und warum ich tatsächlich überrascht war, wie sehr ich ihn mochte. Aber dann wurde mir klar, dass ich viel mehr zu sagen habe. Es ist viel in vielerlei Hinsicht, also macht euch bereit.
Wenn du im Internet bist, hast du wahrscheinlich schon von „Babygirl“ gehört, selbst wenn du kein Filmfan bist. „Babygirl“ ist einer dieser Filme, die das perfekte Material für einen TikTok- und Instagram-Hype liefern. Vielleicht bist du kürzlich auf ein Foto von Nicole Kidman gestoßen, auf allen Vieren, wie sie einem jungen Mann buchstäblich aus der Hand frisst. Oder ein Foto von ihr, wie sie mit dem Rücken zum Publikum in einer Ecke steht, wie ein kleines Mädchen, das bestraft wird. Genau, das ist „Babygirl“. Der neue Film der niederländischen Regisseurin Halina Reijn erzählt die Geschichte von Romy (Nicole Kidman), einer erfolgreichen Geschäftsfrau, verheiratet, seit 19 Jahren in einer Beziehung mit ihrem Mann, Mutter von zwei Teenagertöchtern, die in eine Affäre mit Samuel (Harris Dickinson), einem viel jüngeren Praktikanten aus ihrer eigenen Firma, verwickelt wird.
Ich bin eine Frau in den späten Vierzigern. Okay, lasst es mich laut und stolz aussprechen: ich werde dieses Jahr 50. Ich lebe seit mehr als 20 Jahren in einer heterosexuellen, monogamen Beziehung. Ich bin Mutter von zwei Kindern, eines ist praktisch erwachsen, das andere ein Teenager. Zu meinem eigenen Erstaunen habe ich wohl das Alter erreicht, in dem ich gelegentlich jüngere Männer attraktiv finde. Das macht mich offensichtlich zur perfekten Zielgruppe für einen Film wie „Babygirl“. Und trotzdem habe ich gezögert ihn mir anzuschauen. Ich hatte sogar ein wenig Angst, dass ich ihn hassen könnte. Ich will euch verraten, warum.
Es ist harte Arbeit, eine Frau zu sein
Okay, zunächst war ich natürlich begeistert, als ich gehört habe, dass es einen Film über eine heiße Affäre zwischen einer älteren Frau und einem viel jüngeren Mann geben sollte. Während es für Männer als nichts Besonderes gilt, viel jüngere Ehefrauen und Freundinnen zu haben, ist es in die andere Richtung immer noch etwas, das die Gesellschaft weitgehend missbilligt: Warum sollte ein heißer, junger Mann etwas mit einer faltigen Frau in den Vierzigern oder Fünfzigern zu tun haben wollen?! Also ja, bitte, her damit! Aber dann las ich, dass es Nicole Kidman sein würde. Versteht mich nicht falsch, ich habe absolut nichts gegen Nicole Kidman. Als Schauspielerin, so finde ich, wird sie oft unterschätzt. Und sie ist wirklich wunderschön. Aber sie sieht auch so aus, als würde sie unglaublich hart daran arbeiten, so schön zu sein. Würde der Film uns erzählen, dass dies die Belohnung für all die harte Arbeit ist: von Super Hottie Harris Dickinson vernascht zu werden?
Und hier kommt der erste Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, „Babygirl“ hätte schrecklich schiefgehen können, aber glücklicherweise die richtige Wendung genommen hat: Hart daran zu arbeiten schön auszusehen, ist wichtiger Teil der Handlung des Films. Wir sehen Romy all die Dinge tun, von denen sie glaubt, dass sie sie tun muss: Botox, Workout, Kryotherapie, Kleider, die so eng sitzen, dass sie sich kaum darin bewegen kann, Absätze, die so hoch sind, dass sie kaum darauf laufen kann. Und das Bedürfnis nach Optimierung hört nicht bei der körperlichen Erscheinung auf. Sie macht auch Mentaltrainings und Coachings, sie tut alles, um die schönste Frau, die beste Mutter, die unterstützendste Ehefrau, die qualifizierteste in ihrem Arbeitsfeld, die beste Führungskraft zu sein. Denn weniger wird von uns Frauen nicht erwartet, oder? Als Frauen dürfen wir niemals etwas schleifen lassen. Unser Aussehen, unsere Qualifikationen, unsere Bereitschaft, Liebe zu geben. Wir sollten immer perfekt sein, die ganze Zeit.
In einer Szene am Anfang des Films trifft Romy Samuel im Aufzug, und er bemerkt die frischen Einstiche der letzten Botox-Sitzung unter ihren Augen. „Das brauchen Sie doch gar nicht,“ sagt er lässig. Später, als die beiden bereits intim miteinander sind, bittet er sie, sich vor ihm auszuziehen, und sie fühlt sich schrecklich unwohl dabei. All die Arbeit, all die Mühe, und sie hasst sich immer noch. Der Anspruch, perfekt zu sein, lässt sie durch ihr Leben gehen wie einer der Roboter, die ihr Unternehmen entwickelt. Samuel ist wie ein Schock für das System, ein dringend benötigter Neustart. Damit kann ich mitgehen.
BDSM als Safe Space
Der zweite Grund, warum ich Angst hatte, dass „Babygirl“ vielleicht nichts für mich ist, ist ein eher persönlicher: Ich stehe einfach nicht auf kinky Sex. Ich interessiere mich nicht für Rollen- oder Machtspiele. Und ich hatte Angst, dass „Babygirl“ uns das überstrapazierte Narrativ verkaufen könnte, dass eine erfolgreiche Frau in einer hochrangigen Position, eine starke Führungspersönlichkeit, insgeheim sich nichts mehr wünscht, als von einem geheimnisvollen, leicht zwielichtigen Mann dominiert zu werden. Dass Frauen, wenn sie tatsächlich die Wahl haben, sich für Gefahr und Unsicherheit entscheiden, anstatt für Sicherheit und Kontrolle, für Geborgenheit und echte Liebe.
Versteht mich nicht falsch, ich habe absolut nichts gegen kinky Sex oder sogar BDSM. Wenn es richtig ausgeübt wird, kann es ein ermächtigender, sicherer Raum sein, sogar ein heilender Raum. Als ich knapp 19 Jahre alt war, kam ich mehr oder weniger zufällig dazu, als Tänzerin und Hostess bei einer Reihe von BDSM-Partys in München zu arbeiten (meine Mutter missverstand den Begriff „Fesselkunst“, dachte, es hätte etwas mit Zaubershows zu tun, und ermutigte mich, mich zu bewerben). Zu dieser Zeit war ich mitten drin, eine sexuelle Missbrauchserfahrung, die an meinem 18. Geburtstag passiert war, zu verarbeiten. Entsprechend klingt das wahrscheinlich nach dem Wildesten, Unlogischsten, was man tun kann. Aber was ich auf diesen Partys erlebt habe, war eine überwältigend positive Atmosphäre des Respekts und des Einvernehmens.
Zu Beginn jeder Schicht wurden wir gebeten, unsere Grenzen zu benennen, und uns wurde versichert, dass diese jederzeit respektiert würden. Ich habe nie gegenteilige Erfahrungen gemacht. Im Umgang mit dem Publikum wurde ich häufig gefragt, ob ich an sexuellen Aktivitäten teilnehmen möchte. Ich lehnte jedes Mal höflich ab, und mir kam stets nur freundliches Verständnis entgegen. Was ich wiederum bekam, waren viele Komplimente und freundliche Worte der Wertschätzung. Ich war ein 19-jähriges Mädchen, das auf absurd hohen Schuhen durch die Gegend stakste, und es gab keinen einzigen Teil meines Körpers, den ich wirklich mochte. Und doch kamen die Leute zu mir und sagten: „Du bist so schön!“ Es war buchstäblich das erste Mal in meinem Leben, dass jemand so etwas zu mir sagte.
Also ja, große Anerkennung an die BDSM-Szene! Aber der sexuelle Teil davon ist einfach nichts für mich. Ich habe keine Freude an der Idee, eine andere Person zu dominieren, noch möchte ich von jemandem dominiert werden. Wenn es um Sex geht, bevorzuge ich Einfachheit. Eine angenehme Umgebung, einen anderen Körper, den ich begehre, und vor allem Vertrauen. Vielleicht klingt das langweilig. Ich glaube nicht, dass ich das bin. Ich mag intensiven Sex. Aber persönlich glaube ich, dass der beste Weg, offen und mutig und letztendlich erfüllt zu sein, auf Augenhöhe mit dem Partner geschieht. Besonders als Frau. Je sicherer du dich fühlst, desto mutiger und freier kannst du letztendlich sein.
Aber das bin nur ich, und ich möchte mich hier auch nicht zu sehr auf meine persönlichen Vorlieben beziehen. Das viel größere Problem, das ich sehe, ist, wie BDSM in der Mainstream-Kultur dargestellt wird. Besonders seit dem unsagbar dummen, aber extrem erfolgreichen Desaster „50 Shades of Grey“, als in den frühen 2010er Jahren Frauen in Scharen losliefen, um flauschige rosa Handschellen und farblich passende Peitschen zu kaufen. Richtig praktiziert, ist BDSM sicher für alle Beteiligten und hat nichts mit der sadistischen und zwanghaften Beziehung zu tun, die „50 Shades of Grey“ uns als romantisch verkaufen wollte. Die Medien stellen BDSM oft als Freifahrtschein für Männer dar, um mit Frauen zu tun, was sie wollen – und die Frauen lieben das natürlich. Bäh!
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Die Legende vom „braven Mädchen“ ist in Wahrheit keine
Glücklicherweise geht es in „Babygirl“ viel weniger um BDSM, als es die Social Media kompatiblen Szenen und Stills uns glauben machen wollen. Ja, Samuel macht die ganze „Ich will, dass du alles tust, was ich dir sage“-Nummer, und Romy ist bereit, mitzumachen. Sie steckt in so vielen Routinen, sowohl im Alltag als auch in ihrem Sexualleben, und er bietet ihr einen Weg, das alles gepflegt durcheinander zu werfen. Was ich jedoch wirklich liebe, ist, dass in Wirklichkeit keiner der beiden einen Masterplan hat. Samuel ist nicht halb so erfahren und berechnend, wie er am Anfang erscheinen mag. Es gibt eine Szene, in der sie ihn zurück zum Bahnhof fährt, nachdem er unangekündigt bei dem Landhaus ihrer Familie aufgetaucht ist, um ihren Laptop abzugeben, und ihr Gespräch im Auto zeigt, dass beide gleichermaßen verwirrt sind. Wer benutzt hier eigentlich wen? Wer hat mehr Macht über wen? Sowohl Romy als auch Samuel haben Momente, in denen sie ihre Verwundbarkeit zeigen können. Sie haben beide ihre dunklen Seiten und versuchen herauszufinden, wie sie damit umgehen können, ohne anderen weh zu tun. Ihre Beziehung wird immer weniger zu einer Frage von Machtverhältnissen und mehr zu einem Erlebnis von echtem körperlichen Vergnügen miteinander.
Interessant ist auch, dass Romy sich selbst als viel verdorbener wahrnimmt, als sie tatsächlich ist. Ihre Fantasien sind wirklich nicht so finster! Und weit entfernt von ungewöhnlich. Aber als Frauen, besonders meiner oder Romys Generation, wurden wir dazu erzogen, respektabel und zivilisiert zu sein. Die Legende vom „braven Mädchen“ ist in Wahrheit keine. Sie ist eine eiskalte Tatsache. Das einzige Mal, dass meine Mutter mir jemals ins Gesicht geschlagen hat, war, als eine Nachbarin ihr erzählte, ich sei in der Stadt gesehen worden, wie ich mit dem Sohn der Tanzlehrerin rumgemacht habe. Ich war dreizehn. Es stimmte nicht. Ich mochte den Typen noch nicht einmal! Aber es gab nichts, was sie mehr fürchtete als anstößiges Verhalten. Später sagte sie, es sei ihr nicht einmal wichtig gewesen, dass es sich als Lüge herausstellte. Sie hoffte, dass es mich davon abhalten würde, jemals jemanden in der Öffentlichkeit zu küssen.
Eine Freundin erzählte mir einmal, sie habe die Fantasie, sich selbst zu berühren, während ihr Freund sie penetriert. Aber sie traute sich nicht, es ihm zu sagen, geschweige denn es einfach zu tun, weil sie befürchtete, er könnte beleidigt sein und denken, dass er und sein Penis ihr nicht genug seien. Man kann das kaum eine dunkle Fantasie nennen, und doch konnte sie nicht darüber sprechen. Frauen denken sehr schnell, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, wenn sie Fantasien haben, die ihr eigenes Vergnügen priorisieren. Alles, was Romy will, ist, auf den Bauch gedreht zu werden und von hinten mit der Hand genommen zu werden. Was für ein böses, böses Mädchen sie doch ist! Wirklich?!
„Your Body, My Choice“
Da meine Timeline derzeit von „Babygirl“ Beiträgen überflutet wird, bin ich kürzlich auf eine Video-Review der Influencerin, Komikerin und Podcasterin Gabby Bryan gestoßen. Sie mochte den Film offensichtlich nicht, was ihr gutes Recht ist, aber einige ihrer Punkte fand ich aus feministischer Perspektive doch problematisch. Einer davon war, wie urkomisch unrealistisch sie die Vorstellung fand, dass eine Frau 19 Jahre mit Antonio Banderas (der Romys Ehemann spielt) verheiratet ist und nie einen Orgasmus mit ihm erlebt haben soll. Mit einem Mann, der so heiß ist wie Antonio Banderas! Wie kann das sein?! Ich weiß, es sollte wahrscheinlich ein Witz sein. Aber die Art und Weise, wie sie immer wieder betonte, wie heiß Antonio Banderas doch ist, implizierte eindeutig: Es muss ihr Fehler sein. Irgendetwas muss mit ihr nicht stimmen. Und warum hat sie in 19 Jahren nie etwas gesagt?! Das zumindest ist ihr Fehler!
Leider halte ich diesen Teil der Handlung für überhaupt nicht unrealistisch. Ich habe mit Frauen gesprochen, die in langfristigen Beziehungen waren und nie einen Orgasmus mit ihrem Partner hatten. Ich habe Frauen getroffen, die nie einen Orgasmus mit jemandem außer sich selbst hatten. Und ich habe solche getroffen, die in ihrem Leben überhaupt noch nie einen Orgasmus hatten. Viel zu viele Frauen geben sich selbst die Schuld, wenn sie nicht die Freude am Sex erleben, die sie sich wünschen, anstatt ihren (männlichen) Partnern. Was wäre, wenn wir einfach aufhören würden, dieses Narrativ zu propagieren – „Oh, der Typ ist so nett und so heiß, es kann eindeutig nicht seine Schuld sein, sie sollte sich besser entspannen?“ Und stattdessen Frauen ermutigen, über ihre tatsächlichen Bedürfnisse zu sprechen und diese zu erkunden? Und dann ihren jeweiligen Partnern zu sagen, wie sie es gerne hätten. Das wäre doch mal was!
Und bitte, tappt nicht in die Falle zu denken, dass wir als Gesellschaft bereits über all das hinaus sind. Das sind wir eindeutig nicht. Und wir werden in absehbarer Zeit rückwärts gehen, wenn die Rechte der Frauen weiter beschnitten werden. Frauen werden ihre Sexualität nicht frei ausleben können, wenn wir ihnen ihre reproduktiven Rechte entziehen. Und die Art und Weise, wie Männer offen ihre Absicht kommunizieren, Frauen zu unterdrücken, sie sogar zu missbrauchen, ist äußerst besorgniserregend. Eine aktuelle Untersuchung hat mehrere Telegram-Gruppenchats mit bis zu 70.000 überwiegend männlichen Mitgliedern aufgedeckt, die dort offen über Übergriffe auf Frauen kommunizieren, mit ihren Erfahrungen prahlen und Anleitungen mit anderen teilen, wie man ähnliche Taten begeht, ja sogar Videos von diesen Taten. Amerikaner zeigen stolz ihre Autoaufkleber in den sozialen Medien, auf denen steht: „Your Body, My Choice!“. Rape Culture nimmt aktuell beängstigende Ausmaße an.
Erst letzte Woche stieß ich auf einen Reddit-Beitrag einer jungen Frau, die um Rat fragte, nachdem sie das Gefühl hatte, ihr Freund hätte ihre klar geäußerten Grenzen überschritten und sie dann dafür beschämt, dass sie „den Reiz seiner Fantasie ruiniert“ habe. Der Thread summierte sich auf Hunderte von Kommentaren von Frauen, die Ähnliches erlebt hatten, meist mit ihren Partnern, von denen sie dachten, sie zu kennen und ihnen vertrauen zu können. Die Fantasien, zu denen diese Frauen verbal gedrängt wurden oder die ihnen einfach aufgezwungen wurden, bedeuteten für sie im Wesentlichen Unbehagen, wie ihnen ins Gesicht zu spritzen oder „zufälliger Analverkehr“ (was, wie ich ungläubig erfahren musste, ein gängiger Ausdruck ist). Der allgemeine Konsens im Thread war: Viel zu viele Männer, entweder bewusst oder unbewusst, haben Freude daran, wenn Frauen sich beim Sex unwohl fühlen.
Als Mutter einer 19-jährigen Tochter finde ich all das sehr besorgniserregend. Wie sollen Frauen ihre Sexualität frei ausdrücken und erleben, wenn es so wenig Sicherheit für sie gibt? Wenn sie ständig Angst haben müssen, unter Druck gesetzt, gezwungen oder missbraucht zu werden? Das ist einer der Gründe, warum ich eine positive Darstellung von Sexualität in den Medien so unglaublich wichtig finde. Wir glauben nur, was wir sehen. Als Frauen können wir nicht oft genug gesagt bekommen, dass wir das Recht haben, sinnliche Freuden sicher und freudvoll zu erleben. Und die Medien sind das mächtigste Werkzeug dafür.
Tanzen als Selbstermächtigung
Ich schätze, das ist der Grund, warum ich letztendlich „Babygirl“ so sehr mochte. Der Film ist viel weniger edgy und kinky, als ich erwartet hatte. Es gibt viel Zärtlichkeit, und besonders die Szenen, in denen Romy sich bei Samuel sicher fühlt, sind tatsächlich sexy. Ich mochte es, ihnen dabei zuzusehen, wie sie ihre Beziehung erkunden. Und auch (hier überspringen für Spoiler!), als jemand, der in einer langfristigen Beziehung glücklich ist, gefiel es mir, dass auch was das angeht, am Ende Licht am Horizont ist.
„Babygirl“ hat mich traurig und seltsamerweise gleichzeitig glücklich gemacht. Die Figur der Romy macht mich traurig. Wie unglaublich entfremdet sie von sich selbst ist, von ihrem Körper, ihren Wünschen, aber auch von ihren Töchtern, von allem, was für sie von hohem Wert sein sollte. Es machte mich traurig, dass wahrscheinlich viele Frauen sich in ihr wieder erkennen werden. Und es machte mich egoistisch glücklich, dass ich, zu meiner eigenen Überraschung, es nicht tue.
„Babygirl“ hat mir gezeigt: Ich bin tatsächlich eine ziemlich befreite Frau. Als Opfer sexueller Gewalt habe ich es geschafft, meine Sexualität mit Hilfe wunderbarer Menschen zurückzuerobern, die mir beigebracht haben, dass ich das Recht habe, respektiert, begehrt und geliebt zu werden. Und ich habe gelernt, mich schnell von allen zu entfernen, die nicht in diese Kategorie fallen. Ich habe gelernt, gut mit mir alleine klar zu kommen. Heute lebe ich in einer Beziehung, in der wir beide unsere physischen Bedürfnisse frei miteinander kommunizieren können und es immer noch genießen, sie nach mehr als 20 Jahren gemeinsam zu erfüllen. Ich mache mir keine Vorwürfe, wenn ich manchmal andere Menschen attraktiv finde. Es gibt viele schöne Menschen da draußen, und sie nicht zu schätzen, erscheint mir unnatürlich. Ich schäme mich nicht für meine Fantasien. Einige sind dazu da, geteilt zu werden, andere sind nur meine.
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Noch eine Szene, die mir im Gedächtnis geblieben ist, ist die, als Samuel Romy bittet, ihn auf einer Techno-Party in einem Club zu treffen, und sie geht alleine dorthin, um ihn zu finden. Sie war offensichtlich schon lange nicht mehr in einem Club, vielleicht noch nie. Die Musik, die Lichter, die enge Masse tanzender Körper erscheinen ihr zunächst beängstigend, fast feindlich, bevor sie beginnt, sich in die Situation einzufinden und sie zu genießen. Ich liebe es, tanzen zu gehen. Erst letztes Jahr habe ich angefangen, alleine in Clubs zu gehen, um ein paar Stunden zu tanzen und dann neben meinem schlafenden Ehemann ins Bett zu kriechen. Und ich habe angefangen darüber nachzudenken, wie Tanzen und sexuelle Befreiung miteinander verbunden sein könnten. Und ich vermute: ziemlich viel. Tanzen ist eine Möglichkeit, Sinnlichkeit zu erkunden. Es lässt dich dich entspannt und im Einklang mit deinem Körper fühlen. Es lässt dich alles um dich herum vergessen, außer genau diesen Moment des Vergnügens, den du gerade erlebst.
Also, hier kommt mein finaler Appell: Ladies, geht tanzen! Tragt Kleidung, in der ihr euch sexy und wohl fühlt. Findet Partner, bei denen ihr euch sicher und gesehen fühlt. Sprecht mit ihnen darüber, was ihr wollt und was euch gefällt. Sex ist viel weniger geheimnisvoll, als die Medien es uns gerne weismachen wollen. Ein guter Liebhaber errät nicht unbedingt auf mysteriöse Weise, was euch anmacht. Es ist tatsächlich wahnsinnig sexy, wenn jemand direkt fragt: „Was kann ich heute für dich tun?“ Und du weißt, dass es darauf keine falsche Antwort gibt. Und wenn so jemand nicht verfügbar ist, sei glücklich mit dir selbst. Masturbation ist Selbst- und Gesundheitsfürsorge.
Oh, und schaut euch „Babygirl“ an. Vielleicht gefällt er euch ja genauso gut wie mir.
„Babygirl“ startet am 30. Januar in den deutschen Kinos.
Fotos © A24 / Constantin Film