Gehofft hat es sicherlich keiner, vorhergesehen wohl alle, sogar sie selbst. Nun ist es tatsächlich eingetreten und ich muss gestehen, die Nachricht über den Tod von Amy Winehouse hat mich schon ziemlich aus der Bahn geworfen.
Als ich nach Berlin gezogen bin, hatte ich natürlich ihre Alben im Gepäck. Es waren drei kleine Bilder von Amy Winehouse, welche damals als erstes meine nicht sonderlich schöne Altbauwand verzierten. Sie hängen heute noch dort. Mein erstes Tattoo in dieser großen Stadt sollte was mit Musik zu tun haben. Ich mag Menschen, die ihre Gefühle zum Ausdruck bringen und einen tief berühren, also ließ ich mir Amy im Oldschool PinUp-Stil stechen. Und nun… nun weiß ich, daß ich nie wieder etwas von ihr hören werde oder die Gelegenheit haben werde, sie einmal in meinem Leben live zu sehen.
Mit „Frank“ und „Back To Black“ brachte Amy Winehouse leider nur 2 Alben heraus, für die sie einen Haufen Grammys und andere Preise einheimste. Die Singer/Songwriterin wurde gelobt und gefeiert, ihre Stimme machte sie bekannt wie einen bunten Hund. Doch irgendwann fing sie an zu versacken und kam nicht mehr heraus aus dem Sumpf aus Alkohol und Drogen. Aber nicht nur Drogen und Alkohol waren Gift für Körper und Seele, sondern auch das digitale Zeitalter. Kaum setzte Amy einen Fuß vor die Tür, war sie umringt von unzähligen Menschen mit Kameras, es dauerte nur noch Minuten bis der möglichst schrecklichste Schnappschuss im Netz landete. Zuletzt hieß es in den Medien nur noch „Die Frau ist krank und kaputt“. Ihre musikalische Leistung zählte irgendwann weniger als die Tatsache, dass sie aus diesem Teufelskreis nicht mehr herauskam und mehr für negative Schlagzeilen sorgte als für Chart-Hits. Skandale verkaufen sich ebenbesonders gut und es gibt nichts Einfacheres als einen Menschen zu verspotten.
Die junge Britin lebte für die Musik und irgendwann kam keine Musik mehr, irgendwann hatten Herz und Seele keine Kraft mehr für etwas zu kämpfen. Nun gehört auch sie zum so genannten „Club 27“, zu jenen großartigen Musikern, die im Alter von 27 Jahre starben. Traurig nur der Weg, um dort Mitglied zu werden. Egal ob Winehouse, Joplin, Hendrix oder Cobain, der Tod ist immer bedauerlich und unter solchen Umständen hat dies auch keiner verdient. Sicherlich hat jeder seinen musikalischen Helden aus diesen Reihen. Nichts desto trotz finde ich es wenig heroisch, wenn man sich im Kokain-Wahn mit seiner Schrotflinte erschießt und eine kleine Tochter zurücklässt oder am Ende unter Alkohol und Tabletteneinfluß an seinem Erbrochenen erstickt. Lasst uns einer großartigen Musikerin für ihre Leistung gedenken und für das, was sie mit ihrer Musik in uns bewegt hat.
Wenn ich ausziehe, sind es die Bilder von Amy Winehouse, welche ich als letztes abhänge und welche auch als erstes wieder eine Wand schmücken dürfen. So war es immer und so wird es auch immer bleiben, genauso wie die Tatsache, dass sie eine Lücke hinterlässt. Es soll endlich Ruhe um sie einkehren, aber niemals Vergessenheit.
Natürlich widmen wir Amy Winehouse heute unser Video der Woche.