Adam Lambert, ursprünglich bekannt geworden durch seine unvergesslichen Auftritte im TV-Format American Idol im Jahr 2009, hat sich in den letzten Jahren eine Namen als neuer Frontmann der legendären Rockband Queen gemacht und war mit den lebenden Legenden quasi Non-Stop auf Tour. Nun meldet Adam Lambert sich mit einem eigenen Werk zurück, seinem mittlerweile vierten Studioalbum „Velvet“. Im Interview hat er mir verraten, wie seine Songs entstehen, warum er auf „Velvet“ besonders stolz ist und was er an Berlin so gerne mag.
Hi Adam, es sind nun mehr als 10 Jahre seit deiner ersten Audition bei „American Idol“ vergangen. Wie präsent ist denn die Erinnerung bei dir an genau diesen Moment, den ersten Auftritt vor der Jury?
Ich habe das noch genau vor Augen. Da war eine total verrückte Situation, denn ich hatte dafür ja meinen Job geschmissen. Ich hatte alles auf diese eine Karte gesetzt. Mir war bewusst, dass ich keinen Job und keine Kohle mehr haben würde, wenn das in die Hose gegangen wäre…
Du hast wirklich unglaublich viel in Bewegung gesetzt um dabei sein zu können…
(lacht) Ja, ich hab einfach gehofft, dass es gut geht. Ich war dazu bereit so lange dort zu verharren, bis sie mir ihr Go geben würden.
Du hast gerade dein viertes Studio Album „Velvet“ veröffentlicht. Wie erlebst du diese Phase? Bist du happy, das Album endlich mit der Welt teilen zu können?
Oh ja, ich freue mich unfassbar. Ich habe mehrere Jahre lang wahnsinnig hart an diesem Album gearbeitet. Ich bin dieses Mal auch anders herangegangen als zuvor. Das Album hat einen anderen Sound und eine andere Energie, ich wollte einfach etwas Neues ausprobieren.
Ja, ich finde das hört man auch. Dein Stil hat sich im Vergleich zu den älteren Alben stark weiterentwickelt. Der Sound klingt sehr reif. War das eine ganz natürliche Weiterentwicklung?
Oh ja, ich denke ich bin einfach über die Jahre älter geworden und mir wurde stärker denn je bewusst, was ich als Sänger tun möchte. Ich habe bei diesem Projekt viel mit meiner Stimme gespielt, die Songs haben alle ein ganz eigenes Feeling…“Velvet“ klingt zu hundert Prozent nach mir. Ich denke, in dem Sound spiegelt sich auch die Musik wider, die ich selbst gern höre. Das Album ist einfach sehr authentisch. Ich bin damit sehr happy.
Was hat dich inspiriert, als du an dem Album gearbeitet hast?
Ich höre schon seit längerer Zeit keine Top 40 Musik mehr, da ich nicht einfach einem Trend hinterherlaufen wollte. Stattdessen habe ich meinem eigenen Instinkt vertraut. Diese Maxime stand im Zentrum von allem, was ich in das Album reingesteckt habe, ich habe einfach auf meinen Bauch gehört.
Und welche Message möchtest du mit dem Album rüberbringen?
Der rote Faden, der sich durch das gesamte Album zieht, ist Liebe. Es geht um verschiedene Arten von Liebe, um das Finden von Liebe, das Ver- und Entlieben und um Selbstliebe. In einigen Songs geht es um genau dieses Selbstwertgefühl und die Erkenntnis, dass man zuallererst sich selbst lieben und respektieren sollte und sich dessen bewusst ist, dass man Gutes verdient. Das ist mir besonders wichtig. „Superpower“ ist ein gutes Beispiel dafür, auch „Stranger You Are“, „Ready To Run“. Dies sind alles Songs, welche die Botschaft haben: „Hey, wenn sich das gerade für dich nicht richtig anfühlt, dann verdienst du etwas Besseres.“
Du hast an deinem Album mit tollen Songwritern gearbeitet. Wie sind die Songs denn konkret entstanden? Wie läuft der Songwriting Prozess bei deinen Songs ab?
Das läuft im Grunde bei allen Songs ein wenig anders ab. Aber das Wichtigste für mich ist, dass ich mit den richtigen Leuten an meinen Songs arbeite. Bei diesem Album hab ich zunächst einfach nur erzählt, welche Musik und welche Künstler ich gerne mag und wir haben uns ihre Songs alle gemeinsam angehört. Das waren hauptsächlich ältere Songs, aus den 70ern und 80ern, und dann haben wir einfach angefangen, basierend auf diesem Beispielsong zu freestylen. Jemand hat sich eine Gitarre geschnappt, der Producer hat einen Drum Beat getestet, jemand hat Klavier gespielt – und so haben sich nach und nach die Akkorde und ein Rhythmus ergeben, das ist alles sehr natürlich abgelaufen. Und die Themen der Songs haben sich aus dem Groove des Songs dann mehr oder weniger abgeleitet. Je nachdem, ob ein Song glücklich oder traurig klingt, voller Energie ist oder eher verführerisch – die Musik gibt die Richtung und das Thema des Songs vor.
Ist es dann schwer, die passenden Lyrics zu finden?
Das kommt drauf an. Das Wichtigste ist, dass man sich mit seinen Co-Writern die Bälle hin und her spielt. Der erste schlägt etwas vor, dann der zweite und dann entscheidet man gemeinsam, was am besten passt. Es ist ein ganzes Stück Teamarbeit, aber für mich ist das die optimale Arbeitsweise. Meine besten Songs entstehen im Team.
Und hast du denn von allen Tracks eine Lieblings-Nummer auf dem Album?
Ich mag sie alle gleich gern. (lacht) Wenn das nicht so wäre, dann hätten sie es nicht aufs Album geschafft. Da gab es so einige, die sich nicht fürs Album qualifiziert haben, weil sie einfach nicht zu meinen Lieblingssongs gehören. (lacht) Ich glaube aber, dass ich aktuell wahrscheinlich nicht die Songs nennen würde, die schon letztes Jahr auf meiner EP waren, sondern die neuen Songs, die die Fans nun zum ersten Mal hören, also „Velvet“, „Love Don’t“, „On The Moon“.
Was muss ein perfekter, guter Song denn haben, um in diese Kategorie zu fallen?
Ein perfekter Song? Das weiß ich nicht, da soll die Entscheidung auch nicht bei mir liegen, aber für mich macht eine eingängige Melodie, die du nicht mehr aus dem Kopf bekommst, einen guten Song aus. Eine Melodie, die du gern mitsingst und die dich dazu bringt, dich zu bewegen. Egal, ob der Groove langsam oder schnell ist, das ist ein extrem wichtiges Element. Ein Song, zu dem du im Takt mitwippen kannst.
Für August und September ist eine Europa-Tour geplant. Was macht die Live-Performance deiner Songs für dich so besonders?
Ja, bisher stehen die Daten noch… und bei diesem Projekt freue ich mich ungemein darauf, die Songs live zu performen. Ich bin wirklich stolz auf das Album, ich habe lange daran gearbeitet und habe im Entstehungszeitraum auch Änderungen bei Label und Management vorgenommen, habe viel herum probiert, um meinen Stil zu finden… Es fühlt sich für mich so an, als hätte ich die Zielgerade überschritten. Ich liebe die Songs und fühle mich wahnsinnig wohl damit, dass das Album nun endlich draußen ist. Der Stil der Songs sagt mir zu und ich kann es kaum erwarten, die Songs, die ich so sehr liebe, live zu performen und den Sound visuell zu machen. Das ist genau das, was so großen Spaß macht – den Songs Leben einzuhauchen.
Du bist für deine außergewöhnliche Stimme bekannt. Welchen deiner Songs singst du denn am allerliebsten live?
Da würde ich wahrscheinlich „Whataya Want from Me“ wählen, meinen ersten großen Hit; der macht immer riesen Spaß, ein Dauerbrenner.
Und welcher Song stellt dich live vor die größte Herausforderung?
Mein neuer Song „Closer to you“. Der Mittelteil ist extrem schwer zu singen (lacht). Aber ich liebe diesen Part, er ist so gefühlvoll. Wenn ich damit durch bin, kann ich dann erstmal durchatmen.
Wenn du zurückblickst auf deine bisherige Karriere: was wären deine persönlichen Highlights?
Als ich letztes Jahr zusammen mit Queen bei den Oscars aufgetreten bin, das war ein sehr bedeutungsvolles Erlebnis für mich, der ganze Abend war einfach nur aufregend. Auch der Auftritt mit Queen in der BBC Silvester-Show vor ein paar Jahren war definitiv ein Highlight. Aber was ich an der Stelle auch nennen möchte ist eine Statistik, für die ich verantwortlich bin und derer ich mir erst bewusst wurde, als ich das bereits erreicht hatte: Mein zweites Album „Trespassing“ war in den Billboard Charts auf Platz 1 gelandet – das Besondere daran? Ich war der erst offen schwule Sänger, dem dies in Amerika gelungen war. Das hat mich extrem gefreut als ich davon erfahren habe und ich bin darauf sehr stolz. Und ein weiteres Highlight war meine Grammy Nominierung.
Du bist vor kurzem gemeinsam mit Queen bei „Fire Fight Australia“ aufgetreten. Dabei habt ihr euch an der legendären Live Aid Performance von Queen orientiert. War das eine Challenge für dich?
Wir haben uns dafür entschieden, dieselbe Setlist wie beim Live Aid Auftritt zu spielen. Damit wollten wir eine Brücke schlagen zwischen dem „Fire Fight Austria“ Spendenaufruf und dem Live Aid Benefizkonzert. Das war ein tolles Konzept.
Mit wem würdest du denn gerne mal musikalisch zusammenarbeiten?
Mir gefällt sehr, was Harry Styles in letzter Zeit macht. Ich mag seinen Stil, die Einflüsse, die man in seiner Musik hören kann. Ich sehe da definitiv Gemeinsamkeiten.
In diesen verrückten Zeiten, welche Songs hörst du gerne, um runterkommen und Ruhe zu finden?
Ich bin tatsächlich neulich aufgewacht und war voller Sorge. Da hab ich dann einfach Bob Marley aufgelegt. Das zaubert mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht und lässt mich tief durchatmen und entspannen. Glückliche Standmusik! (lacht)
Was machst du denn sonst noch gern wenn du zu Hause bist?
Ich bin ein richtiger Serienjunkie. Ich bin ständig auf der Suche nach einer neuen Serie und zieh mir diese dann an einem Tag komplett rein. (lacht) Ich habe jetzt ja Zeit… (lacht)
Und last but not least: wir sind ein Online Magazin aus Berlin. Du hast vor vielen Jahren auch einmal für einige Monate dort gelebt, als du mit dem Musical „Hair“ unterwegs warst. Was sind deine Erinnerungen an diese Zeit?
Ich habe es geliebt in Berlin zu leben. Wir sind immer in diesen einen Club am Potsdamer Platz gegangen, ich glaube, den gibt es mittlerweile gar nicht mehr…Ich habe ganz in der Nähe vom Nollendorfplatz gewohnt. Jeden Morgen habe ich mir erst einen Kaffee vom Café gegenüber geholt und mittags hab ich Currywurst gegessen. (lacht)
Vielen Dank für deine Zeit, viel Erfolg mit dem Album und ich hoffe, dass wir dich schon sehr bald live auf der Bühne erleben werden. Und auch wenn es im August September nicht klappen sollte, irgendwann wird es soweit sein.
Auf jeden Fall! Vielen Dank.