Alle Neune : Broken Social Scene live in Berlin

24.05.2010,  Kesselhaus der Kulturbrauerei.

KevinDrewUm große Auftritte geht es dem kanadischen Musikerkollektiv Broken Social Scene offensichtlich nicht. Als die  in Berlin anwesenden Musiker nach und nach ihre Plätze einnehmen, ist der Saal noch hell. Es ist genau zehn Uhr, und da vor wenigen Minuten noch etliche Bässe und Gitarren auf der Bühne gestimmt wurden, ist man fast schon überrumpelt von der Ankunft der Band. Neun der insgesamt achtzehn  Mitglieder von Broken Social Scene stehen in  Berlin auf der Bühne. Kevin Drew und Brendan Canning natürlich, Andrew Whiteman, Schlagzeuger Justin Peroff und Sängerin Lisa Lobsinger sind auch mit von der Partie. Kevin Drew begrüßt erst einmal das jubelnde Publikum, dann geht es direkt los mit „World Sick“.

Auf der Bühne präsentieren Broken Social Scene eine sympathische Mischung aus reiner Konzentration auf die Musik, wohl dosierten Rockstar-Posen und kleinen Showeinlagen. Andrew Whitemans Tanzschritte beim Bearbeiten der Gitarre wirken zum Teil regelrecht anmutig. Lisa Lobsinger, die einzige Frau auf der Bühne, schlafwandelt barfuß zwischen ihren Bandkollegen umher, leider sind ihre Gesangspassagen in „All To All“ und „7/4 Shoreline“ schlecht zu hören. Kevin Drew, in Wollmütze über den Zottellocken, wechselt zwischen Gitarre, Keyboards und Gesang und verlässt auch mal die Bühne, um von der Bande aus für sein Publikum zu singen.

Der Gewinner des Abends ist eindeutig Arne, erste Reihe Mitte. Arne wird von Kevin Drew auf die Bühne geholt, um ihm den Text zu „Forced To Love“ zu halten – eine Nummer die Broken Social Scene während ihrer aktuellen Tour schon einige Male gemacht haben, weshalb anzunehmen ist, dass Kevin Drew den Text inzwischen beherrscht. Aber ein großer Spaß ist es trotzdem.  Zumal Arne noch eine Runde ordentlich mitrockt, bevor er sich wieder an seinen Platz geleiten lässt.

Wie opulent der Sound von Broken Social Scene ist, lässt sich auf der heimischen Anlage bereits erraten, richtig erschließt er sich einem aber erst im Konzertsaal. So viele Menschen mit so vielen Instrumenten, die diese untereinander auch noch munter tauschen, das macht ebenso viel Spaß zu hören wie zu sehen. Besonders wenn Andrew Whiteman bei einer Zwangsumbaupause (sein Verstärker gibt den Geist auf) auch noch schnell eine MuLisaLobsingerndharmonika aus der Hosentasche zaubert.

Der Übergang vom eigentlichen Set zur Zugabe fällt ähnlich unspektakulär aus wie der Auftritt der Band zu Beginn des Konzerts. Kaum von der Bühne runter, kommen die ersten schon wieder zurück und ergreifen ihre Instrumente. Kevin Drew lacht. Zehn Jahre Bandkarriere, und man habe das immer noch nicht richtig raus. Umso spektakulärer dann die Zugabe an sich. Die ruhige Version von „Superconnected“, die Broken Social Scene einem erst kürzlich verstorbenen Freund widmen, ist von so fulminanter Schönheit, dass es schwer fällt, die Fassung zu bewahren. Zum Glück lassen sie es am Ende mit „Meet Me In The Basement“ noch einmal richtig krachen, sodass ich nicht allzu verquollen entlassen werde. Aber glücklich. Darüber, dass Musiker mit jahrelanger Bühnenerfahrung immer noch so begeistert wirken können von dem was sie tun. Und dass wir alle gemeinsam die Macht dieser großartigen Musik spüren durften.

Weitere Termine:

26.04. München, Backstage Werk

05.07. Frankfurt, Mousonturm

06.07. Uebel & Gefährlich, Hamburg

www.myspace.com/brokensocialscene