Filmkritik: “Longlegs” von Oz Perkins

Bereits im Trailer werden die starken erzählerischen, bildlichen und auditiven Parallelen zwischen dem Kino-Neuankömmling “Longlegs” und dem Horrorfilm-Klassiker “Das Schweigen der Lämmer” von Jonathan Demme deutlich. Er verspricht somit viel, proklamiert sich selbst sogar als „Der beste Serienkiller-Film seit ‚Das Schweigen der Lämmer’”. Regisseur Oz Perkins, der auch das Drehbuch selbst verfasste, machte sich in der Horror Szene bereits 2015 mit “Die Tochter des Teufels“ und 2016 mit “I Am the Pretty Thing That Lives in the House” einen Namen als Regisseur und war an vielen weiteren Filmen als Schauspieler oder Drehbuchautor beteiligt.

Kern der Erzählung ist die junge FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe), die zu Beginn des Films bei der Ergreifung eines Serienkillers eine Art siebten Sinn beweist. Fasziniert setzt ihr Vorgesetzter Agent Carter (Blair Underwood) sie auf den bisher ungelösten Fall eines weiteren Serienkillers an. Der Mörder, der sich selbst “Longlegs” (Nicolas Cage) nennt, vollbringt es, ganze Familien zu töten, ohne je selbst deren Haus zu betreten. Irgendwie scheint es ihm zu gelingen, den Vater dazu anzustacheln, die restlichen Familienmitglieder zu ermorden und anschließend Suizid zu begehen. Lee Harker macht sich mit dem Fall vertraut und beginnt zu ermitteln, bis sie plötzlich selbst eine Botschaft von “Longlegs” erhält. Es deutet alles daraufhin, dass zwischen dem Serienkiller und ihr eine persönliche Verbindung besteht. Aber anstatt sich davon abschrecken zu lassen, sucht sie immer dringlicher nach ihm, um sich selbst und die Menschen, die ihr wichtig sind, zu beschützen. Und welche Rolle spielt ihre Mutter in dem Ganzen?

“Longlegs” beginnt als vergleichsweise bodenständige Erzählung eines Kriminalfalls und driftet zusehends in eine Welt der Albträume ab, die sich nach und nach von der offensichtlichen Inspiration durch “Das Schweigen der Lämmer” loslöst. Durch die nach und nach hinzu kommenden, übernatürlichen Elemente, nimmt er sich sehr viel mehr Freiheiten. Dass diese völlig selbstverständlich und ohne größere Erklärungsversuche eingesetzt werden, geht meistens auf und macht einen besonderen Reiz aus. Ab und zu gibt es Momente, die einen die Stirn runzeln lassen, wenn Figuren sich nicht sehr logisch oder nachvollziehbar verhalten. Trotzdem wird die Geschichte am Ende schlüssig aufgelöst und es bleiben keine Frage offen.

„Longlegs“ besticht vor allem durch Atmosphäre, düstere Bilder und ein nervenaufreibendes Tondesign. Es ist ein hoch stylischer Film, der aber zum Glück nicht den Fehler macht, sich rein auf visuelle Gimmicks zu verlassen. Zum Glück sind da auch noch die schauspielerischen Leistungen von Nicolas Cage und Maika Monroe. Die beiden präsentieren vor der Kamera ein Katz-und-Maus-Spiel, welches einem die Nackenhaare zu Berge stehen lässt.

“Longlegs” startet am 8 August 2024 in den deutschen Kinos.