Es ist heutzutage von essenzieller Bedeutung, dass die Filmindustrie eine inklusive und diversifizierte Darstellung von Menschen mit Behinderungen ermöglicht, um Stereotypisierungen zu vermeiden und eine umfassende Repräsentation verschiedener Arten von Behinderungen zu erreichen. Eine authentische und gelungene Darstellung kann dazu beitragen, die Sensibilisierung für Inklusion zu erhöhen und Vorurteile zu reduzieren. Allein das reicht allerdings nicht aus, um auch ein positives Film-Gütesiegel zu garantieren. Stattdessen greift man auf altbewährt-langweilige Konzepte zurück, ganz nach dem Motto „Never change a winning horse“.
Der Film „Champions“ ist das erste Solo-Projekt des Regisseurs Bobby Farrelly, der bereits zusammen mit seinem Bruder Peter Farrelly („The Green Book“) mit Erfolgskomödien wie „Dumm und Dümmer“, “Verrückt nach Mary“ oder „Ich, Beide & Sie“ auf sich aufmerksam gemacht hat. Zwar schafft er die Thematik Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt zu stellen, leider jedoch nicht ohne in abgedroschene Klischees des Sportfilm-Genres zu verfallen.
Die inspirierende Geschichte über einen Basketball-Trainer, der eine Mannschaft mit geistig behinderten Menschen betreut und an seinen eigenen Herausforderungen wächst, wurde bereits zweimal verfilmt. Zunächst erschien 2018 das spanische Original „Wir sind Champions“, gefolgt von der deutschen Version „Weil wir Champions sind“. Da lässt sich Hollywood doch nicht lumpen und muss unbedingt mithalten.
Mit dem sehr originellen Titel „Champions“ waren allerdings die Zahlen am U.S. Box Office eher enttäuschend, was die Frage aufwirft, ob der Film unbedingt für ein Kinopublikum geeignet ist oder nicht gleich für VOD hätte bestimmt werden sollen. Besonders in Deutschland, wo Basketball eine eher bescheidenere Bedeutung hat, könnte der Erfolgmöglicherweise ebenfalls eher bescheiden ausfallen, wobei die Kombination der Komödienspezialisten Farrelly und Woody Harrelson, der zuletzt in „Triangle of Sadness“ glänzte, einiges verspricht. Auch in den Nebenrollen sind mit Kaitlin Olson, Ernie Hudson und Cheech Marin weitere bekannte Gesichter des Comedy-Genres zu sehen. Die Tatsache, dass die Schauspieler des Basketballteams auch im wahren Leben Menschen mit geistiger Behinderung sind und man ihnen die Möglichkeit gibt, Seite an Seite mit renommierten Schauspielern aufzutreten, ist ein wunderbarer Fortschritt in der Filmbranche. Aber auch diese Tatsache reicht wiederum nicht aus für ein rundum positives Kinoerlebnis.
Stattdessen fällt das eher löcherige Drehbuch (Mark Rizzo) mit schlichtweg schlechten Witzen und Pointen auf, welche obendrein noch sehr absehbar und repetitiv sind. Auch die Charakterentwicklungen der Mitglieder des Basketballteams bleiben trotz emotionaler individueller Geschichten häufig oberflächlich und marginal. Weitere Mankos wirft zum Beispiel die Frage auf, warum wir einen Film über Menschen mit Behinderungen sehen, bei dem sie nicht die Hauptrollen spielen? Oder die dadurch entstehende Suggestion, auch wenn vermutlich nicht beabsichtigt, dass es eine Strafe sei, sich mit geistig eingeschränkten Menschen auseinandersetzen zu müssen. Schließlich auch die Hauptfrage, warum Inklusion eigentlich gar nicht betrieben wird. Das Team bleibt größtenteils in einem sehr abgesteckten Bewegungs- bzw. Interaktionsrahmen. Sie scheinen selten aus ihrer vertrauten Umgebung auszubrechen und interagieren nur begrenzt mit Personen außerhalb ihres vertrauten Kreises, abgesehen von ihrem neuen Trainer. Besonders problematisch wird der Film jedoch, wenn die Behinderungen der Charaktere ausschließlich für oberflächliche Komik genutzt werden. Durch all diese Fragen treten die eigentlichen Protagonisten zu sehr in den Hintergrund, nur um die Geschichte von Marcus Marakovich (Woody Harrelson) zu unterstützen. Das wäre leichter zu akzeptieren, wenn denn diese wenigstens nicht so blass und eindimensional geschrieben wäre.
Headcoach einer NBA-Basketballmannschaft zu sein, ist Marcus Marakovich’ größter Traum. Aufgrund persönlicher Defizite vergangener Trainerstationen und eines introvertiert-sturen Charakters, reicht es aber nur zum Assistenzcoach einer Drittligamannschaft. Eines Tages verliert er während eines Spiels die Kontrolle, wird handgreiflich und wird aus dem Team geworfen. Er betrinkt sich daraufhin in einer Bar und rammt auf dem Nachhauseweg die hintere Stoßstange eines Polizeiautos. Vor Gericht droht ihm eine Gefängnisstrafe, doch er entscheidet sich für 90 Tage Community-Service und wird beauftragt, eine Mannschaft behinderter Basketballer zu trainieren. Die Mannschaft namens „Friends“ (gespielt von Madison Tevlin, Ashton Gunning, Matthew Von der Ahe, Joshua Felder, James Day Keith, Alex Hintz, Casey Metcalf, Bradley Edens, Champ Pederson und Kevin Iannuci) fordert ihn heraus und bringt ihn dazu, über seine Grenzen hinauszuwachsen und sich schließlich von einem unzureichenden Trainer zu einem besseren Menschen zu entwickeln. Ziel der „Friends“ ist es, an den Special Olympics teilzunehmen, was ihnen schließlich auch gelingt. Jedoch treibt Marcus‘ Traum von einer Rückkehr in die NBA und seine amouröse Beziehung zu Alex (Kaitlin Olson), der Schwester eines Spielers im Team, einen Keil zwischen ihn und die Mannschaft. Wird er den Trainerposten einer NBA-Mannschaft annehmen oder wird er Geld und Ruhm widerstehen und seinen neuen, lieb gewonnenen Freunden die Treue erweisen? Wird das Team, trotz aller Unzulänglichkeiten, es schaffen, den Titel zu holen? Man wird sehen…
Obwohl Regisseur Bobby Farelly mit seinem Film wahrscheinlich gute Intentionen hatte, fällt das Ergebnis eher enttäuschend aus. Statt einen taktvollen Film über Menschen mit Behinderungen zu inszenieren, wird eine sehr durchschnittliche, typisch-untypisch amerikanische Basketball-Underdog-Geschichte auf Umwegen erzählt, deren Handlungsstrang man auf schon etliche Male in anderen Formen gesehen hat. Wer also auf der Suche nach einem unterhaltsamen Film ist, der einem ein gutes Gefühl gibt, ohne zu überfordern, wird mit „Champions“ sicherlich zufrieden sein. Allerdings sollte man nicht zu viel von diesem Film erwarten, da er sich in Klischees verliert und nicht sonderlich lange in Erinnerung bleibt, obwohl er ein wichtiges Thema behandelt. Schade!
„Champions“ startet am 27.04.2023 in den deutschen Kinos.
Foto © Focus Pictures