Gehört: „Volume 3“ von She & Him

Zuckerpop als bittersüßes Valentinstagsgeschenk

Der 14. Februar ist zwar schon vorbei, doch hier gibt es verspätet noch eine musikalische Kuscheldecke für einsame Stunden. She & Him sind, mal das Weihnachtsalbum ausgenommen, bei Tonträger Nummer 3 angelangt und damit wesentlich gereift. Seit dem 2008er Erstlingswerk ist ja auch viel geschehen im Hause M. Ward und Zooey Deschanel. Das Duo, welches zu Beginn lediglich für einen Achtungserfolg sorgen konnte, rückte stärker in das öffentliche Interesse, nachdem Deschanel das begehrenswerte wie undurchsichtige Mädchen mit Hang zu Bands wie Belle and Sebastian in der romantischen Komödie „(500) Days of Summer“ mimte. „Volume 2“ überraschte dann 2010 mit qualitativer Kontinuität des dargebotenen Retro-Bubblegum-Sounds.
She & Him schienen nicht dem Vorurteil zu entsprechen, bei dem ein Hollywood-Sternchen beginnt aus Langeweile halbgare Popsongs zu schmettern. Ganz im Gegenteil. Mit dem neuesten Werk „Volume 3“ stellen sich die Beiden umso ernsthafter dar. Denn auch wenn Zooey Deschanel mit ihrer Grammy-Nominierung für den Besten Song zu „Winnie Puuh“ oder auch als quirlige Lehrerin mit Beziehungsproblemen in der Sitcom „The New Girl“ zuletzt von sich Reden machen konnte, sind auf dem 2013er Album melancholischere Töne angesagt. Mag es daran liegen, dass die Ehe mit Death Cab For Cutie-Sänger Ben Gibbard in kürzester Zeit scheiterte. Nun singt die Mitdreißigerin „I fought my heart, it’s broken, shattered to a million and one.“ („I Could Have Been Your Girl“) oder auch „I’ve listened to enough of all your stuff to fill a book or two.“ („I’ve Got Your Number, Son“).
Doch im Gegensatz zu den textlichen grauen Wolken stellt sich der von M. Ward entworfene Klangteppich bekannt opulent und beschwingt dar. Hinzu gesellt sich Deschanels liebliches Gesangsorgan und untermauert, dass das Duett so gut wie Honig in Kräutertee zusammenpasst. Gekonnt wissen sie bittersüße Inhalte mit fröhlichen Sommerklängen zu kombinieren. Schmachtend, tragisch und kitschig. Auch auf dem Albumcover verkaufen sich die Zwei als stilsicheres Dream-Team, so dass es sich bei der Schwarzweißfotografie ohne Probleme auch um Werbung für die Luxusmode von Burberry handeln könnte. Jedoch fehlen der Musik die Ecken und Kanten, trotz namhafter Gäste wie Mike Watt, Tilly and the Wall, Pierre de Reeder (Rilo Kiley) und Tom Hagerman (DeVotchKa). Trotz der tadellosen Produktion von M. Ward, der perfekt eingefangenen Stimmung längst vergangener Zeiten oder der leicht nachvollziehbaren Songtexte. Und auch wenn sie bei kippender Stimmung optimistisch nach vorne schauend betonen „We are going through it together.“ („Together“). She & Him können zwar an ihre vorangegangenen Erfolge anknüpfen und haben gar eine zeitlose Schönheit erschaffen. Aber trotzdem bewegt „Volume 3“ – so wie der einfallslose Albumtitel – schlicht und ergreifend nicht die Welt.

Gehört von: Hella Wittenberg

VÖ: 10. Mai 2013 


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