Der immer geschminkte Chris Corner aka IAMX ist wieder da. Im Gepäck hat der androgyne, strichfadendünne und glamouröse Brite sein viertes Album. Astrophysik vermengt mit Schminke und Theatralik, gegensätzlich und kompromisslos. Der Wahl-Berliner setzt auch diesmal auf den bekannt düsteren, finsteren und mechanischen IAMX-Sound. Allerdings enthält „Volatile Times“ auch Melodie und Hymnen-Charakter.
Bekannt geworden ist der Exzentriker durch seine Band Sneaker Pimps, die Mitte der 90er mit einer Melange aus Dance, Punk und Synthi-Pop Bekanntheit erlangte. 2004 erschien sein erstes Solo-Album, ein Großteil der Lieder von „Kiss And Swallow“ waren ursprünglich für das vierte Sneaker Pimps Album gedacht. Seit Chris Corner auf Solo-Pfaden wandelt, ist seine Musik poppiger, aber auch ausgefallener geworden.
Auf „Volatile Times“ herrscht ein ernsterer Grundtenor als auf den Vorgängern. So entlässt der einstige Astrophysikstudent in „Music People“ seinen angestauten Ärger über die Musikindustrie und deren Mechanismen. Das alles verarbeitet er mit tiefschwarzem Humor, den man am ehesten mit Begriffen wie bizarr und ungewöhnlich zu greifen vermag. Der Opener „I Salute You Christopher“ ist eine Ode an den todkranken Literaten Christopher Hitchens. „I declare you as our King or Queen, depending on your mood“ ist da zu vernehmen, und so scheint der aus Yorkshire stammende Engländer jeder Gefühlsregung nachzukommen, sie auszudrücken, um sein Inneres weiter zu ergründen. Da der erste Track gänzlich auf den Einsatz von Drums verzichtet, sticht die erstaunliche Stimme Corners noch deutlicher hervor.
Auch wenn das Hören gruseliger Karnevalstöne im ersten Moment nicht allzu ansprechend klingen mag, kann man an den kraftvollen Texten und den explosionsartigen, vielschichtigen und sprunghaften Melodien Freude finden. „Fire And Whisper“ mit seiner rasanten Gangart, „Volatile Times“, das im Chorus ein spektakuläres Feuerwerk abbrennt oder „Bernadette“, ein weiteres schaurig-schönes Lied auf diesem Album, besitzen einen gewissen Charme.
Mag diese Musik anfangs befremdlich und sprunghaft wirken, legt das Album insgesamt keinerlei Schwachstellen zutage. Chris Corner bleibt seinen Markenzeichen – alles schillert und glänzt, Pathos frei nach der Tragik Shakespeares und der Schauspiel- und Verwandlungskunst David Bowies – treu. Feinste elektronische Melodien, entfesselte Texte und pfundige Bässe. Das zieht nicht spurlos an einem vorbei, ebenso wie das Album-Cover.
Gehört von: Sebastian Schelly
„Volatile Times“ erscheint am 18. März in Deutschland.
Tourdaten:
08.04.2011 Köln – Essigfabrik
09.04.2011 Hamburg – Grünspan
14.04.2011 Berlin – Astra
19.04.2011 München – Backstage Halle
21.04.2011 Frankfurt – Das Bett