Zwischen Abhängigkeit und Freiheit

KoCKings of Convencience erschienen erstmals 2001 auf der Bildfläche – oder genauer gesagt auf meinem Fernsehschirm. Zu der Zeit hatte ich gerade die White Stripes für mich entdeckt und  mit einer Freundin ein DJ Duo gegründet. So zogen wir gemeinsam möglichst laute, möglichst krachige Musik auflegend durch die Clubs. Sonntage nach durchzechten Samstagen sind bekanntermaßen nicht die leichtesten, und die Empfänglichkeit für Krach nimmt an solchen Tagen auch rapide ab.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, an genau so einem Tag das Video der Kings of Convenience zu Toxic Girl zum ersten mal gesehen zu haben. Da sitzen zwei Jungs in Strickpullis mit Akustikgitarren auf dem Schoss musizierend in einer Blockhütte und trotzen durch die Wärme ihrer Musik dem vor der Tür fallenden Schnee. Ich wickelte mich in meine Decke, nippte an meinem Tee und war begeistert.

„Quiet Is The New Loud“ ist der Titel des ebenfalls 2001 erschienenen ersten Albums der „Kings of Convenience“, und er ist zu einer Art Leitspruch der beiden Norweger Erlend Oye und Eirik Glambek Boe geworden:  Obwohl beide ihre Musikkarriere in Rock- und Punkbands begannen, geht es ihnen nicht darum, mit ihrer Musik möglichst viel Lärm zu machen. Den Titel ihres 2004 erschienen Albums, „Riot On An Empty Street“, dürfte man deshalb eher  augenzwinkernd verstehen. Man kann sich die beiden nur schwer vorstellen, wie sie mit ihren Akustikgitarren bewaffnet randalierend und grölend durch die Straßen ziehen. „Riot On An Empty Street“ war eines meiner Lieblingsalben unmittelbar nach der Geburt meiner Tochter, was ungefähr beschreibt, welchen Nerv die Musik der Kings of Convenience beim geneigten Hörer sanft kitzelt.

In den letzten Jahren war es dann doch recht ruhig geworden um die beiden, zumindest als Duo. Erlend Oye widmete sich seinem ersten Soloalbum, seiner DJ-Kicks Compilation und seinem Bandprojekt „The Whitest Boy Alive“, dessen zweites Album im Februar dieses Jahres erschienen ist. Nun scheint ihm nach vier zwar in seiner gewohnten Art wunderbar entspannten, aber eher tanzbaren Platten, der Sinn wieder nach mehr Ruhe zu stehen, denn heute erscheint das dritte Album der „Kings of Convenience“, „Declaration of Dependence“.

Die Frage, ob man ein weiteres Album der beiden Norweger überhaupt braucht, scheint durchaus angebracht. Aufgrund der sparsamen Instrumentierung sind die Möglichkeiten der Neuentdeckung natürlich begrenzt, aber wenn man dieses erste Gefühl von „Ach, schon wieder…“ einmal überwunden hat, stellt sich ein ganz anderes ein, nämlich ein zartes Glückskribbeln unterhalb des Zwerchfells, das einen zwar nicht mit voller Wucht umhaut, dafür aber lange anhält. Zusätzlich ist „Declaration of Dependence“ ein Album, das einen nicht nach den ersten Titeln wieder verlässt, sondern immer stärker wird. Und ist man erst einmal bei Nummer  9, „Peacetime Resistance“ angekommen, kann es durchaus passieren, dass einem der eine oder andere Seufzer der Glückseligkeit entfährt.

Laut Erlend Oye bezieht sich der Titel des Albums auf die Abhängigkeit der beiden Musiker voneinander. Kann man ihnen nur wünschen, dass sie sich wohlfühlen in dieser Art von Beziehung. Ihre Musik lässt es zumindest hoffen, denn sie klingt nach wie vor unglaublich harmonisch. Die Grundvoraussetzungen sind gut, denn während Erlend zwischendrin immer wieder anderen Projekten nachgeht, widmet Eirik sich neben der Musik seinem Psychologiestudium. Hört sich an, als hätten die beiden die richtige Balance zwischen  Abhängigkeit und Freiheit gefunden, um uns noch lange mit ihrer wunderbaren Musik beglücken zu können.

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King of Convenience auf  Tour 2009

08.10.  Huxley´s (ausverkauft)

09.10. Dortmund; Konzerthaus (ausverkauft)

11.10. Hamburg, Kampnagel (ausverkauft)


Kings of Convenience im Netz

Foto: © 2009 EMI Music Germany GmbH & Co.KG |