Ihre gesamte subversive Dynamik kann Popmusik (falls grundsätzlich erwünscht) in der Regel nur dann entfalten, wenn die potenziell umstürzlerischen Botschaften und finsteren Geschichten in einer zuckersüßen Verpackung verabreicht werden. Dies gilt insbesondere für das Duo Cults. Rein oberfläch betrachtet könnte man die Musik der beiden bisweilen als fast schon ungesund süß empfinden. Gar zu prachtvoll und catchy sind die Melodien, mit denen das hinreißende Pärchen Brian Oblivion und Madeline Follin seinen Girlgroup-inspirierten Bedroom-Pop veredelt.
Doch macht man sich einmal die Mühe, ein wenig genauer hinzuhören, so eröffnet sich eine komplett neue Welt. So finden sich auf dem selbst betitelten Debütalbum Songs über Ängste aller Art, über Drogenmissbrauch, über die schier unerträglichen Leiden der Adoleszenz und die Schmerzen des Übergangs zum Erwachsensein. Denn eine Sache wird erst schön, wenn sie nicht nur hübsch ist, sondern irgendetwas daran nicht stimmt, lautet das Motto der Band. Die Musik ist einerseits flott und positiv, doch dahinter findet man Herz zerreißende Texte und Aussagen von Charles Manson, Patty Hearst, Jim Jones etc., Zitate von fürchterlichen Menschen haben, die schöne Dinge sagen. Viele der Songs handeln von der Angst vor dem Erwachsenwerden und die Konfrontation mit den dadurch verbundenen Verantwortungen. Auf gewisse Weise ist es genau diese Angst, die die Menschen dazu treibt, sich einem Kult oder einer Sekte anzuschließen und damit dem allgemeinen Wettbewerb und Erfolgsstreben zu entfliehen, um Teil eines größeren Ganzen, Gemeinschaftlichen zu werden.
Auch Cults wollen ihr eigenes Leben leben, nach ihren eigenen Zeitmaßstäben und Erwartungen. Möglicherweise ist diese Band so etwas wie ihr eigener Kult. Lass dich einsaugen, und sie könnte auch zu deinem werden.
Tourdaten:
15. August 2011 Hamburg – Molotow
16. August 2011 Berlin – Comet
17. August 2011 Köln – Studio 672
Abducted
Cults | Myspace Music Videos