Will Butler, 16.04.2015, Frannz Club Berlin

IMG_7691-2Der schwarze, schwere Bühnenvorhang raschelt und Will Butler persönlich kommt hervorgekrochen. Er legt ein letztes Mal Hand am Bühnen Set-Up an. Da werden noch ein paar Gitarren platziert, ein paar Kabel verstöpselt und die Mikros zurecht gerückt. Wer braucht schon eine große Band und eine Menge Rowdies, wenn man alles ganz alleine hin bekommt? Das hat sich Will Butler wohl gefragt, als er die Tour zu seiner Solo Platte ‚Policy‘ geplant hat – mit seiner Band Arcade Fire spielt er sonst in Hallen von ganz anderer Größe als dem Berliner Frannz Club.
Nachdem alles am Platz ist, verschwindet Will hinter dem Vorhang, nur um kurze Zeit später wieder aufzutauchen. Für die zwei bis drei Menschen, die ihn nicht kennen, trägt er ein Sweatshirt mit seinem Namen in großen weißen Buchstaben. Er hängt sich die Gitarre um, begrüßt sein Publikum und erklärt unter dem ersten lauten Jubel, dass er an diesem Abend seine eigene Vorband ist. Zum Warm-up gibt es vier Akustik Songs, die bereits auf einen großartigen Abend hoffen lassen. Nach einer kurzen Pause kommt Butler mit seiner kleinen Band zurück auf die Bühne. Zwei reizende Background Sängerinnen und ein Drummer sind alles, was sich Butler bei seiner ersten Solo-Tour leistet. Und wie sich heraus stellt, hat sich Will eine sehr kleine, feine Band zusammengestellt, die wunderbar mit ihm und seiner Musik harmoniert. Miles am Schlagzeug zum Beispiel beobachtet man mindestens genauso gerne wie Butler selbst. Stehend an den Drums, voller Inbrunst die Sticks schwingend, hat er ein bisschen was von Stray Cats. Die beiden Mädels untermalen die Stücke wunderbar mit „uhhhs“, „ahhhs“ und und „sha la las“ und geben dem Ganzen eine elegante Note. Von der ersten Sekunde an ist der Band, allen voran naürlich Will Butler selbst, der große Spaß an dem was sie tun anzusehen.
Wer sich im Vorfeld gewundert hat, wie man mit acht Songs einen Abend bestreiten kann, wurde eines besseren belehrt. Direkt der erste Song ‚You Must Be Kidding‘ stammt nicht vom Album „Policy“, sondern von einer Serie an Songs, die Butler innerhalb einer Woche für den ‚Guardian‘ geschrieben hat. Auch diese Stücke eignen sich ganz wunderbar für die eine kleine Frannz Bühne. Mit Leidenschaft und vollem Engagement spielt sich Butler durch sein Set. Die Stimme zwischen zärtlich leise und laut jaulend, springt er zwischen Keyboard und Gitarre hin und her. Gitarrensaiten reißen, so intensiv werden sie gezupft, die Haare fliegen von links nach rechts und Schweißperlen tropfen in die erste Reihe und lassen Fans glücklich strahlen. „Where’s The Fire? Let It Burn!“ Und es brennt! Bei den ersten Tönen zu „Anna“ schlägt Butler begeisterter Jubel entgegen. Er grinst sein unwiderstehliches Will Butler Grinsen und gibt Alles. Nicht nur er tanzt mit zappelnden Händen und verrenkten Füssen, auch das Publikum ist eine wabernde Menge und erstaunlich textsicher.
Kaum drei Songs später ist es wieder ganz ruhig. Fast andächtig lauscht das Publikum, wenn Butler am Keyboard „Sing To Me“ zum Besten gibt. Bei „Witness“ und „What I Want“ singen wir mit ihm um die Wette. Ob Will Butler das je erwartet hätte, das seine ersten Solo Eskapaden so vom Publikum aufgesaugt und honoriert wird? Das überaus positive Feedback, was ihm entgegen schwappt macht ihn sichtlich stolz. Im Vergleich zu seinem älteren Bruder Win wirkt eher weniger wie ein Prediger der zu seiner Gemeinde spricht, er scheint eher selbst Teil der Gemeinde zu sein. Als er dann zum Schluss „Take My Side“ zum Besten gibt, ist das Publikum kaum mehr vor Begeisterung zu halten. Band und Fans sind vereint in musikalischer Glückseligkeit. Man wünscht sich, dieser Abend würde nie zu Ende gehen. Aber leider kommt nur noch eine Zugabe, ein bisher nicht bekannter Song. Das „Come To Me Baby“ aus dem Refrain möchte man gerne wörtlich nehmen und für die restlichen Europa Konzerte an Wills Seite sein.

IMG_7945-2IMG_7739-2IMG_8225-2IMG_7820-2IMG_8311-2IMG_8211-2Fotos: Hella Wittenberg

Bericht: Kate Rock